Die "ABF" stellt sich vor

Mystery Shopping und Betriebsspionage

Man glaubt, Arbeitsinitiativen seien dazu da, (Langzeit)Arbeitslose wieder ins Erwerbsleben zu integrieren und neigte der Ansicht zu, es müsste solchen Arbeitsinitiativen recht sein, wenn Gewerbetreibende von ihnen Transitarbeitskräfte übernähmen. Unter dieser Prämisse erfolgte auf Hinweis eines Bekannten am 6. Februar 2015 ein Anruf bei der sogenannten Arbeitsinitiative Bezirk Feldkirch beim sachlich hierfür in Frage kommenden Bereichsleiter mit der Anfrage, ob er unter den dort beschäftigen Transitarbeitskräften solche hätte, die für Aktendigitalisierung im Rahmen einer Vollzeitbeschäftigung als verlässliche Mitarbeiter in Frage kämen. Seine sinngemäße Antwort lautete, es gäbe wohl Einzelne, und er versprach, sich wegen eines Termins zwecks Kennenlernens in den nächsten ein bis zwei Wochen bei der ihm angegebenen e-mail-Adresse zu melden.

In der folgenden Woche, am 10. Februar, erfolgte ein Anruf über Mobiltelefon, der, wie in einer Kriminalgeschichte, mit dem obigen Sachverhalt zunächst überhaupt nichts zu tun haben schien. Ein Herr B. meldete sich und wollte wissen, zu welchen Preisen Digitalisierungen vorgenommen würden. Auf Nachfrage wurde er konkreter: es ginge darum, für eine türkische Vereinschronik entsprechende Unterlagen zu digitalisieren. Dem Hinweis, zur Preiskalkulation wären Muster dieser Vorlagen günstig, entsprach die Antwort, die lagerten noch in einem türkischen Dorf (ob es das Heimatdorf des Anrufers war oder nicht, blieb ungesagt). Nach einigem Hin und Her verblieb man so, dass der Herr nähere Angaben zu seinem Material schriftlich übermitteln wollte, den e-mail Kontakt konnte er im Impressum unserer Webseite einsehen.

Kurze Zeit später kam der nachstehend abgedruckte Brief von Herrn B., in welchem er Preisauskünfte über das gesamte Spektrum der Scandienstleistungen wünschte unter dem Betreff "Digitalisieren von Dokumenten":

Hallo Herr Kuhn, wie vorhin am Telefon besprochen sende ich Ihnen eine ungefähre Auflistung über die Dokumente um die es sich handelt: - Türkische Dokumente unter anderem Texte, Bücher, Chroniken - Baupläne (Häuser/Grundstücke?) - Fotos - Dias und Filmstreifen Was wir von Ihnen gerne hätten, wäre das Sie diese Sachen im Originalformat in einer guten Qualität für uns digitalisieren. Wie gesagt soll anhand von dem später ein Buch über das Dorf entstehen. Da diese besagten Dinge in der Türkei in einem Dachboden der "Gemeinde" liegen, kann ich Ihnen leider kein Probestück zeigen. Mir ist auch die genaue Menge unbekannt jedoch kann ich sagen das es sich um 5-6 Regale voll mit den Dokumenten handelt. Ich würde gerne von Ihnen eine Preisliste erhalten, wie viel Sie pro Stück verlangen würden.

Mit freundlichen Grüßen
Cagdaz Boyraz BA

Ohne Google-Suche wäre die Angelegenheit etwas mysteriös geblieben. So aber stellt sich ohne weiteres heraus, dass es sich im wahrsten Sinn des Wortes um eine getürkte Angelegenheit handelte. Zwar muss es als weiterhin ungeklärt erachtet werden, ob es den besagten "Dachboden" in einer türkischen Gemeinde nun tatsächlich gibt - oder, spekulativ und ohne Anspruch auf Wahrhaftigkeit gedacht, geben könnte -, an der Persönlichkeit des Herrn C.G. und an dem Umstand, dass er in Vorarlberg lebt, sogar die Fachhochschule Vorarlberg im Fach "Internationale Betriebswirtschaft" absolviert hat, gibt es nichts zu rütteln. Wenngleich er nicht das ist, was er bei seinem Auftritt zu sein vorgab, nämlich ein potentieller Kunde.

Nein, ein "Kunde" im kaufmännischen Sinn ist Herr B. mitnichten. Er ist, wie der link [Der link liegt vor, wurde auf Ansuchen des Geschäftsführers der ABF entfernt, da er "negative Folgen" für Besagten haben könnte] beweist, ein für Öffentlichkeitsarbeit zuständiger Mitarbeiter der "Arbeitsinitiative Bezirk Feldkirch", eines Konkurrenzbetriebes.

Ob es mit den Satzungen und den Aufgaben eines vorwiegend aus Steuergeldern finanzierten Vereines wie der "Arbeitsinitiative Bezirk Feldkirch - ABF" vereinbar ist, in ähnlichen Bereichen tätige Gewerbetreibende unter Vorspiegelung von fiktiven Tatsachen auszuspionieren, mag dem Charakter der dortigen Vereinsleitung anheimgestellt bleiben. Es ist freilich nicht die feine Art und deutet in die Richtung, dass es der ABF nicht unbedingt darum geht, Langzeitarbeitslose an längerfristige Stellen zu vermitteln.

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Markus Kuhn

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