Eine gute Ernte ist eine schlechte Ernte

Marktwirtschaft am Beispiel der Knollensellerie

Ein Gemüsebauer aus Wolfurt - Umgebung lädt im Winter 2012/13 auf einer landwirtschaftlichen Parzelle mehrere Kubikmeter Knollensellerie zwecks Kompostierung ab.

 

Nach dem Maßstab unserer Alltagsmoral gilt die Vernichtung von Nahrungsmitteln zumindest als unerfreulich. Naive Betrachter ertappen sich immer wieder dabei, einer solchen Handlung Alternativen entgegenzustellen: Könnten die Produzenten die Bestände, die sie nicht verkaufen, nicht vielleicht sozialen Einrichtungen oder Bedürftigen überlassen anstatt sie zu vernichten?

 

Dies umso eher, als relative Armut während Krisenzeiten auch in der westlichen „Überflussgesellschaft“ zunehmend anzutreffen ist. (Wenngleich sie hier eher in verschämter Form auftritt, so daß caritative Hilfe oft in erster Linie auf die Bekämpfung der medienwirksam ins Bild gesetzten Mißstände in anderen Weltgegenden gerichtet bleibt.)

 

Aus wirtschaftlicher Sicht erscheint es allerdings nur vordergründig als unverständig, dass ein Produzent seine Bestände teilweise vernichtet statt sie zu verwerten. Ebenso bedeuten Missernten nicht unbedingt eine Katastrophe für die Produzenten. Jedenfalls nicht bei preisunelastisch nachgefragten Gütern, wo, wie am Beispiel von Weizen gezeigt werden kann, eine Verknappung des Angebots zu Preissteigerungen führt, zumal wenn es für dieses Produkt kein Substitut gibt (vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/getreidepreise-steigen-rapide-wegen-duerre-in-den-usa-a-845679.html). Die geringere Erntemenge vermindert gewinnbringende Exporte an hochpreisigem heimischem „Premiumweizen“ allerdings nicht,  wenn sie durch vermehrten Import geringerer Qualitäten ausgeglichen werden kann (vgl. http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/chronik/3082999/schlechteste-getreideernte-seit-mehr-40-jahren.story?seite=2).

 

Obgleich Knollensellerie augenscheinlich nicht den Stellenwert von Weizen als Rohstoff eines Grundnahrungsmittels besitzt, dürften die Marktmechanismen in die gleiche Richtung wirken, weshalb unser Gemüsebauer durch künstliche Verknappung seines Produktes einen tendenziell höheren Preis bewirken möchte beziehungsweise nicht bereit war, zum nachfrageseitig angebotenen Preis weiter zu verkaufen.

 

Knollensellerie-Deponie an-der-Fall, Wolfurt

Sellerievernichtung in Wolfurt 1

Sellerievernichtung in Wolfurt 2

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