19020708_ltb00431902_Volkswirtschaftsausschussbericht_Gewerbegenossenschaftsverbandseingabe_staatlicheUnterstützung_gewerblicheUnterrichtsanstaltserrichtung

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Letzte Änderung 05.07.2021, 12:41
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltm_,ltp08,lt1902,ltb0,ltb1902
Dokumentdatum 2021-07-05
Erscheinungsdatum 2021-07-05
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XLIII. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtages. VL Session der 8. Periode 1902. gelingt XLIII. Bericht des volkswirtschaftlichen Ausschnssss über die Eingabe des Verbandes der Genossen­ schaften handwerksmässiger Gewerbe in Vorarlberg um Unterstützung in Sachen der Errichtung einer gewerblichen Unterrichtsanftalt in Vorarlberg durch den Staat. Hoßer Lanötag! Bereits im Jahre 1898 hatte der hohe Landtag ans Anlaß einer Eingabe des Bürgcrkasinos in Dornbirn Gelegenheit, sich mit der Frage des gewerblichen Unterrichtes zu befassen, und gelangte in der Sitzung vom 28. Januar 1898 zu dem Beschlusse, bei der k. k. Unterrichtsverwaltung um die Errichtung von je einer Schule für Holzbearbeitung, für Schlosserei und Stuckatur einzuschreiten, und im Falle dies nicht gelingen sollte, sich wenigstens um Staatsstipendien im Gesamtbeträge von 4000 Gulden für angehende Handwerker und Kunsthandwerker aus Vorarlberg zum Besuche höherer gewerblicher Lehranstalten aller Kategorien zu verwenden. Auf die Errichtung solcher Schulen erklärte die Regierung diesmal nicht eingehen zu können, sagte aber einen jährlichen Beitrag von 1000 fl. behufs Stipendierung von Angehörigen des Landes Vorarlberg zum Besuche gewerblicher Lehranstalten aller Kategorien zu. Mit Kundmachung der k. k. Statthalterei vom 27. Mai 1899 erfolgte auch tatsächlich die Ausschreibung von 5 Stipendien zu je 200 fl. und im weiteren Verlaufe die Verleihung derselben. Die vorliegende Eingabe des Verbandes der Genossenschaften handwerksmäßiger Gewerbe, dem k. k. Unterrichtsministerium bereits im November v. I. durch den Verband selbst unmittelbar unter­ breitet, hat eine auf die Meisterlehre sich aufbauende gewerbliche Unterrichtsanstalt des Staates für die Holz verarbeitenden Gewerbe in Vorarlberg im Auge und schöpfte den Gedanken für eine derartige Schule aus einem im Zentralblatte für das gewerbliche Unterrichtswesen enthaltenen und aus dem Unterrichtsministerium hervorgegangenen Referate. Man scheint in den Kreisen der Unterrichtsverwaltung zu der Anschauung gebracht worden zu sein, daß die Staatsgewerbeschulen, wie sie nun einmal sind, in der gewerblichen Vorbildung nicht jene Wirkungen und Erfolge erzielt haben, die man sich bei deren Errichtung erhofft haben mag. Die k. k. Unterrichtsverwaltung geht nun allen Ernstes mit dem Gedanken um. Gerne beschulen, die in dem angedeuteten Sinne organisiert sind, reformierte Meisterschuleu in Verbindung mit der gewerblichen Fortbildungsschule, zu errichten. Vorarlberg mit seiner lebendigen Gewerbetätigkeit, ganz besonders auf dem Gebiete der Holzbearbeitung würde sich in ganz hervorragender 183 Beilage XU1U. LXIII. der Beilage» zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtages. Weise zu einem solchen Versuche eignen, nnd da ihm — die k. k. Stickereischule ausgenommen — bisher noch keinerlei gewerbliche Unterrichtsgelegenheit geboten ist, so hätte es auch vollen Anspruch, bei diesem Anlaß endlich einmal Berücksichtigung zu finden. Mit der geeigneten Unterbringung einer solchen Schule hat es keine Not. Bereits haben die Städte Dornbirn und Bregenz der k. k. Unterichtsverwaltung gegenüber die Bereitwilligkeit ausgesprochen, einer derartigen Schule die erforderlichen Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Dieses Anerbieten liefert den Beweis, wie sehr man in den größeren Mittelpunkten des handwerksmäßigen Gewerbes von dem Werte einer solchen Unterrichtsgelegenheit und von dem Bedürfnisse nach einer solchen Anstalt, übereinstimmend mit dem vom Verbände der handwerks­ mäßigen Gewerbe selbst zum Ausdrucke gebrachten Verlangen, überzeugt ist. Der Verband der Genossenschaften handwerksmäßiger Gewerbe Vorarlbergs hat sich in der gleichen Angelegenheit auch an die Handels- und Gewerbekammer Vorarlbergs gewendet, welche in der Sitzung vom 7. Mai d. I. den Gegenstand dem Gewerbekomitee zur Berichterstattung überwiesen hat. Die Handels- und Gewerbekammer hat seither in der Sache noch keinen Beschluß zu fassen Gelegenheit gehabt. Es ist aber vorauszusehen, daß diese Körperschaft mit voller Einsicht und aller Wärme für die Anregung des Verbandes eintreten wird. Zur Beurteilung des Verhältnisses vom Stande des gewerblichen Unterrichtes in Tirol und Vorarlberg mögen folgende Daten dienen, welche im Staatsvoranschlage für das laufende Jahr enthalten sind. Tirol hat folgende Unterrichtsanstalten: Staatsgewerbeschule in Innsbruck mit Hall . Jnlst, Handwerkerschule .... Cles, Schule für Spitzenklöppelei . . . Lusanna, , , „ „ ... Predazzo, „ „ „ ... Provais, „ „ „ ... Tione, „ „ „ ... Arco, „ „ Holzbearbeitung . . . Bozen, kunstgewerbliche Fachschule . . . Cortina, Schule für Holzbearbeitung . . Laas, „ „ Steinbearbeitung . . Trient, „ „ Stein- und Holzbearbeitung St. Ulrich „ „ Zeichnen und Modellieren . Fulpmes „ „ Eisen- und Stahlbearbeitung Außerordentliche für Fulpmes und Hall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . zusammen K 108.960 „ 31.083 „ 1.660 „ 2.660 „ 3.400 „ 2.840 „ 2.260 „ 15.650 „ 55.870 „ 33.260 „ 22.244 „ 31.160 „ 11.640 „ 30.505 „ 9.912 K 363.104 Vorarlberg haben wir einzig die . K 16.100 zählt man dazu die Staatsstipendien für Besucher gewerblicher Lehranstalten mit ... . . . . „ 2.000 k. k. Stickereischule in Dornbirn . . . . und den Staatsbeitrag für die gewerblichen schulen mit rund .... Fortbildungs. . . „ 2.000 so beträgt diese gesamte Staatsleistung . K 20.000 . also den 18. Teil dessen, was Tirol genießt! Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. 184 zusammen Beilage XI.I II VI. Session der 8. Periode 1902. Der volkswirschaftliche Ausschuß erblickt in dem vom Verbände der handwerksmäßigen Gewerbe an die k. k. Unterichtsverwaltung gestellten Ansuchen eine ganz wichtige Förderung unseres bedenlsameu gewerblichen Lebens und Wirkens und hält es für die Aufgabe der Landesvertretung, das Begehren dieses Verbandes mit allem Nachdrucke zu unterstütze». Er stellt, von dieser Überzeugung erfüllt, folgenden Antrag: Der hohe Landtag wolle beschließen: „Der Landes-Ausschnß wird beauftragt, bei der k. k. Unterrichtsverwaltung auf das eriistlichste darauf hinzuwirken, daß in Vorarlberg eine gewerbliche Lehranstalt errichtet werde, wie sie vom Verbände der Genossenschaften handwerksmäßiger Gewerbe Vorarlbergs angestrebt wird und in dem vom k. k. Unterrichtsministerium im Jahre 1901 heraus­ gegebenen Referate über die Organisierung von Bauhandwerkerschulen sowie von Bau- und Kunsthandwerkerschulen beschrieben sind." Bregenz, den 8. Juli 1902. Johann Kohler, Dr. Obmann. Waibel, Berichterstatter. Druck von 3» N. Teutsch, Breacnz. 185