19000406_ltb00271900_Volkswirtschaftsausschussbericht_Genossenschaftenverbandsgesuch

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Letzte Änderung 05.07.2021, 12:00
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltm_,ltp08,lt1900,ltb0,ltb1900
Dokumentdatum 2021-07-05
Erscheinungsdatum 2021-07-05
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XXVIL der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtages. IV. Session. 8. Periode 1900. Beilage XXVII. Woviehl des volkswirtschaftlichen Ausschusses über das Gesuch des Verbandes von Genossen­ schaften handwerksmäßiger Gewerbe in Vorarlberg. Hoher Landtag! Der Verband von handwerksmäßigen Genossenschaften in Vorarlberg richtet durch seinen Verbands­ obmann Josef Anton Hiltbrand de dato Jnnerbraz am 20. März d. I. Die Bitte an den hohen Landtag um eine Unterstützung. Der Verbandsvorstand bemerkt in seiner Eingabe, der Verband sei äußerst schwach situiert, und es habe der Verein bedeutende Auslagen durch die Drucklegung neuer Verbandsstatuten, dann durch die Durchführung der neuen Gewerbesteuer-Commissions-Wahlen 1 und endlich durch die Gewährung einer kleinen Entschädigung an die Commissionsmitglieder. Der Eingabe ist der Jahresbericht des Verbandes für das Verwaltungsjahr 1898/99 von Josef Bertschler, Obmann, de dato Altenstadt August 1899 beigelegt, in welcher im Eingänge in ergreifenden Worten darüber Klage geführt wird, dass die gegenwärtige, gewitterschwangere Lage am politischen Horizont ihre lahmlegende Wirkung auch auf den Gewerbestand erstrecke, und dass zur Besserung so wenig Aussicht vorhanden scheine, da Männer, die sich als Schützer und Förderer des Gewerbestandes ausgegeben haben, es nur mehr als ihre Hauptaufgabe betrachten, ihre nationalpolitischen Gelüste zu befriedigen. Der Verband hat sich aber trotz „dieser vielhemmenden Übel" nicht entmuthigen lassen, in dem abgelaufenen Verbandsjahre den Umständen und Verhältnissen gemäß zum Nutzen und Wohle*des Gewerbestandes nach seinen schwachen Kräften und Hilfsmitteln thätig zu sein. Der Verein hat zwei Stipendien von je 40 fl. ausgeschrieben für Verbandsmitglieder, welche an den Fortbildungs-Fachcursen an einer der k. k. Handwerkfachschulen behufs weiterer Ausbildung theil­ nehmen wollen. Ein Bewerber aus der Genossenschaft Alberschwende hatte sich dazu entschlossen, und wurde ihm das Stipendium auch zuerkannt. Da der vom k. k. technologischen Gewerbemuseum in Wien für Schuhmacher bestehende Fachcurs in Feldkirch in Verbandskreisen sehr, gut ausgenommen und zur bessern Ausbildung der Theilnehmer benützt wurde, bemühte sich der Verband, dass noch 2 weitere solche Curse in Bregenz und Bludenz abgehalten wurden. Die vom Landes-Ausschuss und der Handels- und Gewerbekammer erfolgtet Subventionierung des Verbandes anlässlich der Veranstaltung dieser Fachcurse hat laut Bericht dankbare Anerkennung gefunden. 123 Beilage XXVII. XX VII. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtages. Der Verband hat sich im letzten Jahre auch mit andern Verbänden unv Gewerbevereinen Oesterreichs in Verkehr gesetzt, um gewerbliche Wünsche und Angelegenheiten bei der hohen Regierung wirksamer zu vertreten, und über 2 vom hohen k. k. Handelsministerium gewährte Reisestipendien verfügt, dass die zwei Herren Adrian Futscher, Schuhmachermeister in Feldkirch, und Karl Hehle, Secretär, als Delegierte in die Jubiläumsausstellung des k. k. technologischen Gewerbemuseums entsendet wurden, um die von denselben gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen in einigen Versammlungen von Genossen­ schaften des Verbandes den Mitgliedern darzulegen. Die in der Eingabe erwähnte Änderung und neue Drucklegung der Statuten ist hervorgerufen durch einen Erlass des hohen k. k. Handelsministerium vom 29. Jänuer 1898, womit ein Musterstatut für Verbände von Genossenschaften bekannt gegeben und die Verbände verhalten wurden, ihre bisherigen Statuten solchen Abänderungen zu unterziehen, dass dieselben dem vorgezeichneten Musterstatut entsprechen. Der letzte Verbandstag hat diesem Verlangen des, Handelsministeriums Rechnung getragen und seine Statuten entsprechend abgeündert, wodurch, wie in der Eingabe erwähnt, neue Kosten erwachsen. Der Bericht ergeht sich des weiteren über die Gewerbeförderungsaction des k. k. Handelsministeriums durch die Entsendung eines Gewerbe-Wanderlehrers, Herrn Johann Borstnik, welcher in den letztjährigen Hauptferien eine Unterrichtsreise nach Kärnten, Kram und Vorarlberg unternommen hat, wobei Herr Director Borstnik in mehreren Gemeinden unseres Landes über die bisherige Action des k. k. Handels­ ministeriums zur Förderung des Kleingewerbes referierte, hiebei die gewerblichen Verhältnisse des Landes erforschte, um dadurch in die Lage zu kommen, den dermaligen vom k. k. Handelsministerium ins Auge gefassten Gewerbekategorien als Schneider, Schuhmacher, Schlosser, Tischler, sowie den sämmtlichen Holz­ verarbeitungsgewerben aller Art durch Beschaffung von Maschinen und Errichtung von Werkgenossenschaften geeignete Anleitung und Aufklärung zu geben. Die erwähnten Besprechungen waren gut besucht, und die Theilnehmer bekundeten ein reges Interesse. Der Verband bedauert, obgleich er schon durch eine geraume Zeit sich für diese Angelegenheit interessiert hat, nicht von den theoretischen Erörterungen zu den praktischen Ausführungen schreiten zu können, da die Kleinheit des Verbandes und seine finanziellen Ver­ hältnisse dies nicht ermöglichen. Dem Berichte ist der Rechnungsabschluss für das Verwaltungsjahr 1898/99 beigelegt, aus welchem hervargeht, dass infolge größerer Auslagen im Laufe des verflossenen Jahres der Vermögens­ stand vom Anfang des Jahres von fl. 238.77 am Schluffe desselben sich auf fl. 156.92 vermindert hat. Die Einnahmen im Berichtsjahre bestehen laut Cassaconto im Cassareste vom Vorjahre mit fl. 18.18, in Beitraggeldern der Genossenschaften der Schuhmacher, Schneider und Schreiner in Feld­ kirch mit theilweisen Rückständen; dann der Genossenschaften von Dalaas, Bizau, Bürs, Lustenau, Alberschwende, Altenstadt, Frastanz und Egg, sowie in den nachträglich eingelaufenen Rückständen von Schruns, von 3 früheren Jahren; zusammen an Genossenschaftsbeiträgen von nur fl. 173.10, und endlich aus der Subvention der Handelskammer per fl. 50 und einer behobenen Spareinlage von fl. 100, im Ganzen nur in fl. 341.90, welchen eine Reihe von Ausgaben gegenüberstehen, die in diesem Berichte nicht im detail angeführt werden, die es aber begreiflich machen, dass sich der Verband neuer­ dings um die Unterstützung der Handelskan'.mer und des Landtages beinüht. Die Verbandsvorstehung handwerksmäßiger Gewerbe in Vorarlberg erhielt seit 189 3 folgende Unterstützungsbeiträge vom Lande: . 1. Über das Gesuch vom 8. December 1893 laut Landtagsbeschlnss vom 26. Immer 1894 fl. 100.— Der Landesausschuss hat laut Sitzungsbeschluss vom 30. August 1894 diesen Beschluss, jedoch wegen Eintretens schädlicher Wirren in den dem Verbände angehörigen Genossenschaften nicht ausgeführt. 2. Durch Beschluss des Landtages vom 31. Jänner 1895 wurde die Nichtausführung des Landtadsbeschluffes vom 26. Jänner 1894 gebilligt, der Landes-Ausschuss aber ermächtigt, bei Rückkehr geordneteter Verhältnisse im Verbände sowohl die bereits pro 1894 votierte, als auch 124 IV. Session der 8. Periode 1900. Beilage XXVII. pro 1895 eine Subvention von fl. 100.— zu gewähren, welche Subventionen pro 1894—1895 am 16. März 1895 und pro 1895—1896 am 6. Februar 1896 vom Landes-Ausschuss ausgefolgt wurden. 3. Über Gesuch des Verbandes vom 9. April 1897 bewilligte der Landesausschuss in Würdigung der angeführten bereits durch Landtagsbeschluss vom 31. Jänuer 1895 anerkannten Gründe für das Jahr 1897 eine Subvention von fl. 100.— 4. Über Gesuch des Verbandes d. präs. 14. Jänner 1898 hat der Landtag mit Rücksicht auf die größeren Auslagen wegen Durchführung der neuen Steuergesetze demselben statt fl. 100.— einen Betrag von fl. 200.— bewilligt. 5. Über Gesuch des Verbandes vom 14. November 1898 um Gewährung eines Landesbeitrages zur Förderung und Unterstützung eines Fachcurses für Schuhmacher in Feldkirch wurde durch Landes-Ausschuss-Beschluss vom 30. November 1898 ein Betrag von fl. 100.— bewilligt. 6. Über Eingabe des Verbandes vonl 24. Juni 1899 zu dem eben von 24 Meistern und Gehilfen begonnenen Schuhmachercurse in Bregenz wurde mit Rücksicht auf die hiezu erforderlichen Materialien und Werkzeuge rc. und den Verdienstentgang der weniger bemittelten Theiluehmer mit Landtagsbeschluss vom 13. Juni ein Betrag von fl. 100.— bewilliget. 7. Das Gesuch des Verbandes vom 20. Juni 1899 wurde über Beschluss des Landes-Ausschusses vom 28. Juni 1899 dem gegenwärtigen Landtage in Vorlage gebracht und vom Verbände, welcher für sich im Jahre 1899 keine Unterstützung erhielt, durch die eingangs erwähnte Ein­ gabe vom 20. März d. I. erneuert. Der volkswirtschaftliche Ausschuss hat sich sowohl aus den int Jahresberichte des Verbandes für das Verwaltungsjahr 1898/99, als aus den von dem Berichterstatter vom derzeitigen Verbands­ obmanne Josef Anton Hiltbrand in Jnnerbratz, sowie vom Secretär Karl Hehle abverlangten weiteren Aufklärungen über die Bestrebungen und die Lage des Verbandes die Überzeugung gewonnen, dass der Verband eine wirksame Unterstützung des Landes bedarf, aber auch verdient, und es wird deshalb gestellt der Antrag: Der hohe Landtag wolle beschließen: „Dem Verbände von Genossenschaften handwerksmäßiger Gewerbe für Vorarlberg wird für das Jahr 1899 eine Unterstützung von K 400.— aus Landxsmitteln gewährt." Bregenz, am 6. April 1900. Johann Kohler, Johannes Thnrnher, Obmann. Berichterstatter. Druck von I. N. Teutsch, Bregenz. 125