19090903_ltb00171909_Lebensmitteluntersuchungsanstaltsjahresbericht_1908

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Letzte Änderung 05.07.2021, 15:07
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltm_,ltp10,ltb0,lt1909,ltb1909
Dokumentdatum 2021-07-04
Erscheinungsdatum 2021-07-04
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Syntax Warning: Invalid number of shared object groups 17. I. Session der 10. Periode 1909. Beilage zu den stenogr. Berichten deS Vorarlberger Landtages. Beilage 17. Jahres-Bericht der landw. chem. Versuchs- und Lebensmittel-Untersuchungsanstalt pro 1908. Erstattet von dem Direktor: Ing. Aosef Maria Krater. —rT rr-i Ä Druck von I. N. Teutsch. Bregenz. 115 x 17. Beilage zu den stenogr. Berichten des Vorarlberger Landtages. I. Session der 10. Periode 1909. Tätigkeitsbericht der Landwirtschaftl.-chemischen Versuchsstation in Bregenz. 1. Personalien: Mit Landesausschuß-Beschluß vom 30. März 1908 Zl. 5573 erfolgte die definitive Anstellung des bisherigen Leiters der Versuchsstation Jng.-Chem. Josef Maria Krasser in der VIII. Rangsklasse unter gleichzeitiger Zuerkennung des Titels „Direktor." 2. Organisation: Die jahrelangen Bemühungen der Landesverwaltung um Anerkennung der Versuchsstation im Sinne des § 25 des Lebensmittelgesetzes führten leider auch tm Berichtsjahre noch nicht zum Ziele, doch ist zu erwarten, daß dieses binnen kürzester Zeit erreicht werden wird, nachdem die diesbezügliche Eingabe des Landesausschusses bereits Ende September 1908 die Zustimmung des k. k. Ackerbau-Ministeriums gefunden hat und jetzt nur mehr jene des Lebensmittelbeirates aussteht. 3. Verwaltung und Inventar: Im Berichtsjahre erfolgte die Neueinrichtung des Kanzleidienstes auf moderner Grundlage. Für die Korrespondenzen der Anstalt wurde die Portofreiheit erwirkt. Die Anstalt trat der k. k. Post­ sparkasia als Kontoinhaberin bei (Nr. 44.731) und erhielt Telephonanschluß (Bregenz Nr. 161). Das Inventar erhielt abermals eine namhafte Bereicherung: so wurden ein Halbschatten­ Polarisationsapparat, ein Zeis'sches Butterrefraktometer und zahlreiche Glas Instrumente neu augeschafft und zahlreiche Apparate wurden repariert. Auch die Anstaltsbibliothek wurde um nianche wertvolle Nummer bereichert. — Für die Kanzlei wurde eine feuerfeste Jahn-Kasse angeschafft. 4. Analytische Tätigkeit: Zur chemischen, bezw. mikroskopischen oder bakteriologischen Untersuchung gelangten 264 Gegenstände, gegenüber 210 im Vorjahre, und zwar entfielen auf: Düngemittel: „ „ „ „ Thomasmehl............................................ Superphosphat .... Mischdünger............................................ Guano....................................................... Knochenmehl............................................. Summa Böden ............................................................................ Futtermittel.................................................................. Milch und Molkereiprodukte .... Wein . . . . . . . . . Wasser.................................................................. Suppenwürze....................................................... Kosmetika............................................................................ Öle, Fette............................................................................. Gebrannte geistige Getränke .... Honig....................................................................................... Technische Produkte, Verschiedenes . . ___________ Zusammen *) Die eingeklammerten Ziffern beziehen sich auf das Jahr 19u7. 116 42 (30)*) 12 (9) 12 (tt) 0 (0 0 (2) 66 (48) 2 (3) (6) 9 44 (33) 29 (49) 45 (10) 16 00 2 9 (0) 1 L 3 28 (0) (0) (41) (0) 264 (210) 17. Beilage zu den stenogr. Berichten des Borirrlberger Landtages. I. Session der 10. Periode 1909. Von den Untersuchungsobjekten liefen ein: 1 1 3 2 11 1 7 3 1 1 3 230 von der k. k. Bezirkshauptmannschaft Feldkirch, vom k. k. Kreisgericht Feldkirch, vom k. k. Bezirksgericht Bregenz, vom k. k. Zollamt St. Margarethen, von den vorarlbergischen Landesanstalten, vom Vorarlbergischen Landwirtschaftsvereine, vom Stadtrat Bregenz, von der Marktgemeindevorstehung Hohenems, von der Gemeindevorstehung Tosters, von der Gemeindevorstehung Zwischenwasser, vom Hofmarschallamt des deutschen Kronprinzen, von Privaten. 264 Im Berichtsjahre wurden 670.550 kg Kunstdünger (425.100) aus zirka 67 Waggons (40) kontrolliert; von den daraus gezogenen 66 Durchschnittsmustern zeigten 54 Übereinstimmung mit dem garantierten Gehalte, während 12 Proben (19%, gegen 25% im Vorjahre) Mindergehalt aufwiesen. Düngerkontrollverträge bestanden mit folgenden Firmen: 1. Thomasphosphatfabriken, Berlin; 2. Chemische Fabrik Heufeld; 3. G. C- Zimmer, Mannheim; 4. F. B. Silbermann, Augsburg; 5. Chemische Fabrik, Ütikon. Seit Mai 1908 obliegt der Anstalt die regelmäßige, monatlich 2malige Untersuchung von Maggi's Suppenwürze, von der die Proben in der Maggi-Fabrik in Vorklvster von dem Direktor der Anstalt entnommen werden. Auf Grund der Gutachten der Versuchsstation erftoffen im Berichtsjahre mehrere rechtskräftige Verurteilungen. 5. Versuchstätigkeit und Untersuchungen zu wissenschaftlichen Zwecken. Im Herbste wurden die Vorbereitungen zu 2jährigen Demonstrations- und Düngungsversuchen auf Wiesen getroffen. Bis 15. September halten sich 33 Teilnehmer gemeldet. — Von einer eingehenden Beschreibung dieser Versuche kann derzeit abgesehen werden, da über die Versuchsergebnisse ein zusammen­ fassender, ausführlicher Bericht erstattet werden wird. Es sei nur kurz bemerkt, daß bei dem Umstande, daß bisher solche Versuche hierzulande nicht veranstaltet wurden, die Versuchsstation mit sehr großen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. — Die Beistellung der Düngemittel (Thomasmehl und Kainit) über­ nahm in dankenswerter Weise die Landwirtschaftliche Auskunftsstelle des Kalisyndikats in Graz. Der Direktor arbeitete über alkoholfreie Weine; es erschien hierüber ein kleiner Aufsatz, doch ist diese Arbeit noch nicht abgeschlossen. 6. Pflanzenschutz: Im Berichtsjahre führte die Versuchsstation die Verwendung des Löffler'ichen Mäusetyphus­ bacillus zur Bekämpfung der Feldmäuse wieder ein, nachdem dieselbe nach einigen wenig erfolgreichen Versuchen vor vielen Jahren in Vorarlberg wieder ganz in Vergessenheit geraten war. Im ganzen wurden 192 Kulturröhrchen abgegeben. Außerdem hatte die Versuchsstation zahlreiche Anfragen, den Pflanzenschutz betreffend, zu beantworten. 7. a) Vorträge und Veröffentlichungen: Vorträge: Am 25. Mai, Bregenz: „Über tägliche Leben." (Verein „Brigantia".) 117 Bakterien und ihre Bedeutung für das 17. Beilage zu den stenogr. Berichten des Vorarlberger Landtages. I. Session der 10. Periode 1909. Am 23. September, Doren: „Kunstdüngerverwendung." (Landwirtschaftsverein.) Am 25. Oktober, Höchst: „Kunstdüngervermendung mit spezieller Berücksichtigung von Thomasmehl und Kainit." (Landwirtschaftsverein). Am 12. November, Bregenz: „Die wissenschaftlichen Grundlagen der Kochkunst." (Leo-Gesellschaft.) b) Veröffentlichungen: Jahresbericht 1907. („Mitteilungen".) Über ein bewährtes Mittel zur Bekämpfung der Mäuse. („Mitteilungen".) Über Jaucheverbesserung. („Mitteilungen".) Aufruf zur Beteiligung an Wieseudüngungsversucheu. („Mitteilungen", „Landbote", „Nachrichten".) Zur Beurteilung der alkoholfreien Weine. („Zeitschrift für Untersuchung der Nahrungs­ und Genußmittel." Bd. 16, Heft 7.) 8. Meteorologische Beobachtungen, rc. Die Versuchsstation war abermals meteorologische Beobachtungsstation und besorgte als solche den Nachrichtendienst für die k. k. Meteorologische Zentralanstalt in Wien, die p. t. Kurkommissionen in Aussee und Gmunden, sowie für die p. t. Tagesblätter: „V. Volksblatt", „V. Landeszeitung^, „Bregenzer Tagblatt" und „Tages-Anzeiger". Außerdem besorgte die Anstalt den ombrometrischen Dienst für das k. k. hydrographische Zentral­ bureau in Wien. Der Direktor war „Berichterstatter des k. k. Ackerban-Ministeriums in Angelegenheiten des offiziellen Saatenstands" und „Ernteberichtes". Soll: Uebertrag von 1907: 1. Depot in der Landeshypothekenbank K 215'62 2. Bar vorhanden . . . „ 1.350'96 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Miet- und Pachtzinse............................................ Staatssubvention pro 1908 . . . Vorschuß aus dem Landesfonde . . . Analysentaxen ...... Erlös für verkaufte Mäusetyphusbazillen-Kulturen Erlös für verschiedene Einrichtungsstücke . Kapitalszinsen....................................................... ........ K ff ff ff ff ff ff 1.566 58 450 — 5.000 4.000'— 848'67 43'60 108'85 56 74 K 12.074'44 Gehälter und Löhne .... Steuern....................................................... Feuer- und Haftpflichtversicherung . . Wasser....................................................... Beheizung uich Beleuchtung . . . Krankenkaffe '............................................ Diäten und Fahrtauslagen . . . Telephon . ;............................................ K ff 5.104'73 249'16 86'— 90'— 168'88 31'20 158'20 20'- Hinüber K 5.908'17 Summa Haben: . 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 118 ff ff ff ff 17. Beilage zu den stenogr. Berichten des Vorarlberger Landtages. I. Session der 10. Periode 1909. Herüber . . Neuanschaffungen für das Laboratorium . „ „ die Bibliothek . Drucksorten...................................................... „ Kanzleiauslagen . . . . . Porto- und Frachtauslagen ... Diverse...................................................... „ Saldo 9. Instandhaltung der Gebäude . 10. 11. 12. 13. 14. 15. Summa K „ „ „ „ „ „ 5.908 17 703'57 1.863 12 186'58 223'20 207'56 57'37 83.38 2.841'49 K 12.074'44 Der hohe Landtag hat in seiner letzten Session einen Antrag des volkswirtschaftlichen Ausschuffes zum Beschluffe erhoben, ivelcher lalltet: „Der Landesausschuß wird beauftlagt, alles vorzusorgen, was zur baldmöglichsten Aktivierung der landwirtschaftlich-cheinischeil Versuchs- und Lebensmitteluntersuchungsanstalt in Bregenz und zur Eiufühlung der Lebensmittelkontrolle im Lande Vorarlberg führt." Diesem Auftrage entsprach der Landesausschuß wie folgt: 1. Nachdem die Genehmigung des Anstaltsstatuts seilens des k. k. Ministeriums des Innern noch immer nicht herabgelangt war, trotzdem die bezügliche Eingabe des Landesausschusses das Datum vom 23. Dezember 1907 trägt, wurde die Erledigung zu wiederholtenmalen sowohl mündlich, als auch auf schriftlichem uud telegraphischem Wege urgiert. Erst am 7. Juni 1909 wurde dem Landesausschusse mit Statthaltereiuoie vom 2. Juni 1909, Zl. 16.985, der Erlaß des k. k. Ministeriums des Innern vom 13 März 1909, Zl. 8304, zur Kenntnis gebracht, in dem die Bedingungen bekannt gegeben werden, unter denen das genannte k. k. Ministerium geneigt wäre, die Bregenzer Landesanstalt im Sinne des § 25 des Lebensmittelgesetzes anzuerkennen. Diese Bedingungen waren aber für den Landes­ ausschuß gänzlich unannehmbar: der Wirkungskreis der Landesanstalt sollte derart eingeschränkt werden, daß diese von vorneherein zur Bedeutungslosigkeit verurteilt worden wäre; in den Titel der Anstalt sollte das Wort „Spezial" (Spezial-LebensmitteluntersuchungSanstalt) eingeschaltet werden, was sicherlich beim Volke wenig Verständnis.finden würde; der Anstalt sollte es verwehrt sein, den Gemeinden des Landes bei der Handhabung des Lebensmittel­ gesetzes mit Rat und Tat an die Hand zu gehen, da dies Aufgaben der staatlichen Organe und Behörden betreffe; zur Unterweisung der Marktaufsichtsorgane sollte die Anstalt nicht berechtigt sein rc. rc. Gleichzeitig mit diesem Erlasse erging auch ein solcher an die Bezirks­ hauptmannschaften des Landes, demzufolge die Amtsleiter, beziehungsweise Amtsärzte, die größeren Gemeinden über die Stellung der Bregenzer Landesanstalt zu informieren und auf die großen Vorteile aufmerksam zu machen haben, welche ihnen durch den Abschluß von Verträgen mit der Innsbrucker k. k. allgemeinen Untersuchungsanstalt für Lebens­ mittel erwüchsen. Der Landesausschuß mußte nun energisch handeln: In seiner Sitzung vom 14. Juni 1909 beschloß er, an das k. k. Ministerium des Innern eine Eingabe zu richten (Zl. 3008 vom 22. Juni 1909), welche alle jene Wünsche aufzuzählen hätte, auf deren Erfüllung der Landesausschuß im Interesse der Existenzmöglichkeit der Anstalt unbedingt bestehen müsse. — Diese Eingabe wurde über Ersuchen des Landesausschusses am 24. Juni 1909 von einer Deputation, bestehend aus dem Herrn Landeshauptmann und den 4 Reichsratsabgeordneten des Landes dem Herrn k. k. Minister des Innern persönlich überreicht. Bei dieser Gelegenheit konnte sich der Herr Landeshauptmann auf Beschlüsse der Gemeinden Bregenz, Dornbirn, Feldkirch, Bludenz, Lustenau und Hohenems berufen, denen zufolge diese Gemeinden es ausdrücklich ablehnen, mit der Innsbrucker Anstalt ein Vertragsverhältnis einzugehen, da sie ausschließlich die Bregenzer Landesanstalt in Anspruch 119 17. Beilage zu den stenogr. Berichten des Vorarlberger Landtages. I. Session der 10. Periode 1909 zu nehmen gewillt seien. Der Herr Landeshauptmann konnte auch darauf Hinweisen, daß das Land auf die Anerkennung seiner Bregenzer Anstalt ein Recht zu besitzen glaube, nach­ dem die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt seien und- andere Kronländer das anstandslos erhallen hätten, was nun unserem Lande verwehrt werden solle. Daraufhin gab Se- Exzellenz der Deputation die Versicherung, daß das Ministerium den vorgebrachten Wünschen so weit immer möglich entsprechen werde. In der Tat konnte die k. k. Statthalterei mit der Note vom 31. Juli 1909 Z. 46.688 San. dem Landesausschuß Mitteilung machen von dem Ministerialerlasse vom 22. Juli 1909, Z. 22.161, demzufolge das k. k. Ministerium des Innern das vorgelegte Statut mit einer ganz unwesentlichen Einschränkung (betreffend die Vornahme bakteriologischer Untersuchungen) genehmigt und den Landesausschuß auffordert, nunmehr 2 Exemplare der genehmigten Statuten vorzulegen, damit die Verlautbarung im Verordnungsblatte erfolgen könne. 2. Inzwischen wurde getrachtet, wenn auch vorerst nur in provisorischer Weise, mit der Lebens­ mittelkontrolle im Lande beginnen zu können. Mit einer Zuschrift vom 29. Oktober 1908, Z. 5204 wurden die Gemeinden Bregenz, Dornbirn, Feldkirch, Bludenz, Lustenau und Hohenems eingeladen, mit der Bre­ genzer Landesanstalt ein Vertragsverhältnis betreffend die Lebensmittelkontrolle einzugehen. Dieser Einladung entsprachen die Gemeinden: Dornbirn, Feldkirch, Bludenz und Lustenau; dagegen betrauen die Gemeinden Bregenz und Hohenems ihren Tierarzt mit der Besorgung der Lebensmittelkontrolle. Auf Grund dieser Verträge führt die Landesanstalt seit 1. April d. I. in den genannten Gemeinden die Aufsicht über den gesamten Lebensmittelverkehr, wofür die Ge­ meinden eine jährliche Entschädigung von 10 h pro Kopf der Bevölkerung zu leisten haben. Nach den bisherigen guten Anfängen darf mit Recht gehofft werden, daß die Institution der Lebensmittelkontrolle in Zukunft gute Früchte bringen wird. 3. In seiner Sitzung vom 8. Februar 1909 hat der Landesausschuß beschlossen, den Assistenten der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien, Ignaz Karl Greisenegger, provisorisch auf die Dauer eines Jahres zum Assistenten der Versuchsanstalt (mit den Bezügen der X. Rangsklaffe) zu ernennen. Sein Dienstantritt erfolgte am 1. März 1909. hohen Ferner beschloß der Landesausschuß in der Sitzung vom 14. Juni 1909, dem Landtage den Antrag auf definitive Ernennung des genannten Assistenten in Vorschlag zu bringen. Bregenz, am 3. September 1909. Druck von I. N. Teutsch in Bregenz. 120