19080228_ltb01001906_Landesausschussbericht_Verbreiterung_Flexenstrasse_Vervollständigung_Sicherheitsbauten

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Letzte Änderung 05.07.2021, 16:06
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltm_,ltp09,ltb0,lt1906,ltb1906
Dokumentdatum 2021-07-04
Erscheinungsdatum 2021-07-04
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100. der Beilagen zu den stenogr. Berichten des Vorarlberger Landtages. IV. Session der 9. Periode 1906/7. Beilage 100, Bericht des Landesausschusses über das Projekt, betreffend die Verbreiterung der I. Teilstrecke der Flexenstraße (Stu6en—Flexen) und Ergänzung, beziehungsweise Vervollständigung der dortigen öicherheitsbauten. Hoher Landtag! Der Konkurrenz-Ausschuß der Flexenstraße stellte am 20. Dezember 1906 an den Landes­ ausschuß das Ersuchen um Aufnahme eines Projektes und Kostenvoranschlages, betreffend die Erweiterung der Flexenstraße in der I., etwa 3 km langen Strecke von Stuben nach Flexen und Vervollständigung der dortigen Schutzbauten. In der Begründung dieses Ansuchens wird ausgeführt, daß bei einer am 6. September 1906 stattgefundenen Begehung der Straße durch einige Mitglieder der Vorarlberger Straßenbau-Kommission und des Konkurrenz-Ausschusses die Unzulänglichkeit der Breite dieser Straßenstrecke von nur 3 m gegen die Breite von 4 m der andern Teilstrecken der Flexenstraße, sowie die Mangelhaftigkeit der Schutzanlagen wie z. B. Lawinenschutzbauten, Geländer u. dgl. konstatiert worden sei. Von kompetenter Seite sei auch darauf verwiesen worden, daß die eventuelle staatliche Übernahme der Flexenstraße (Jnkammerierung) vor entsprechender Ausgestaltung der bezeichneten Straßenstrecke wohl als ganz ausgeschlossen erscheine. In dem Gesuche des Konkurrenz-Ausschusses wurde ferner Mitteilung gemacht, daß dieser den Obmann in der Sitzung vom 3. Dezember 1906 beauftragt habe, nach Fertigstellung des Projektes und Kostenvoranschlages mit einem Gesuche an den Landesausschuß und Landtag heranzutreten um Gewährung eines Landes- und Erwirkung eines Staatsbeitrages. Mit Beschluß des Landesausschusses vom 7. Jänner 1907 wurde das Landesbauamt entsprechend dem Ansuchen des Konkurrenz-Ausschusses mit der Verfassung des Projektes beauftragt und am 9. Februar legte der Konkurrenz-Ausschuß das Projekt mit dem Kostenvoranschlage von K 70.000"— dem Landes­ ausschusse mit dem Ersuchen vor, dasselbe dem Landtage mit dem Antrage auf Gewährung eines 40 o/oigen Landes- und Erwirkung eines 50 °/<>igcn Staatsbeitrages unterbreiten zu wollen. Hiebei wird der Landesvertretung der pflichtschuldige Dank für das den Konkurrenzgemeinden der Flexenstraße seit einer Reihe von Jahren bewiesene Wohlwollen und die großen vom Lande diesfalls gebrachten Opfer zur Schaffung des großen Werkes zum Ausdrucke gebracht. In der Sitzung vom 2. April 1907 beschloß der Landesausschuß die Vorlage des Aktes au den hohen Landtag, der aber bereits am 27. März vertagt worden war, daher eine Erledigung bisher nicht erfolgen konnte. Auf Grund des Beschluss des Konkurrenz-Ausschusses vom 8. Jänner 1908 wurde das früher gestellte Ansuchen unterm 10. Februar d. I. erneuert und wird speziell darauf hingewiesen, daß die Flexenstraße durch den noch im Laufe dieses Jahres erfolgenden Anschluß an die Lechtalerstraße eine bedeutende Verkehrssteigerung zu gewärtigen habe und daß im vorigen Frühjahre wegen Unzuläng­ lichkeit der nötigen Schutzbauten ein Menschenleben zum Opfer fiel. 595 Beilage 100. 100. der Beilagen zu den stenogr. Berichlen des Vorarlberger Landtages. In dem dem Projekte beigegebenen „Technischen Berichte" wird die geplante Bauaktion aus­ führlich erörtert und wird aus diesem Berichte folgendes im Auszuge nachstehend beigesetzt: Das gegenständliche Projekt betrifft die Verbreiterung, sowie die Ergänzung und Vervoll­ ständigung der Sicherheitsbauten, wie Geländer und Lawinenschutzbauten auf der I Teilstrecke der Flexenstraße von Stuben auf den Flexen. Diese Strecke wurde in den Jahren 1895—1897 vom Lande Vorarlberg als erstes Straßen­ bauunternehmen ausgeführt, und damit eine landschaftliche Bauaktion eingeleitet, welche ihren prägnan­ testen Ausdruck fand in dem Landesgesetze vom 29. November 1899, die Herstellung von Konkurrenz­ straßen in Vorarlberg betreffend, bezw. in dem damit geschaffenen Straßenbauprogramme. Einen Teil desselben bildet auch die Flexenstraße, j edoch nur die Strecke Lech—Warth—Landes­ grenze, während die andere Teilstrecke Stuben—Flexen—Lech außerhalb des Straßenbauprogrammes mit Hilfe staatlicher Unterstützung aus dem Titel „Straßenbaudotation" und zum Teile noch vor Schaffung des Straßenbauprogrammes ausgeführt wurde. Während die Flexenstraße in ihrer 15 5 km langen Strecke Flexen— Lech—Warth—Landesgrenze eine Breite von 4 m bezw. eine Fahrbahnbreite von 3 m ausweist, wurde die erste 3 km lange Strecke Stuben—Flexen nur mit einer Breite von 3 m bezw. mit einer Fahrbahnbreite von 2 m ausgeführt. Den Grund hiefür bildet der Kostenpunkt. Wenngleich schon im technischen Berichte zum Projekte dieser Straßenstrecke vom Jahre 1894 darauf hingewiesen wurde, daß dieser Straße eine über das lokale Interesse erhöhte Bedeutung zukommt, insoferne, als selbe berufen erscheint, die erste Teil­ strecke einer künftigen Konkurrenzstraße zu bilven, welche das Klostertal mit dem Tannberg und dem tirolischen Lechtale verbindet, so konnte man sich damals mit Rücksicht auf die hohen Kosten, welche der Bau einer 4 m breiten Fahrstraße in dem bekanntlich sehr schwierigen Terrain erfordert hätte, zu dieser Straßenbreite nicht entschließen, sondern man beschied sich mit einer Breite von 3 m, welche für den lokalen Verkehr ausreichend erschien. Nunmehr liegen die Verhältnisse aber anders; die Flexenstraße ist in ihrer ganzen Länge von 18°5 km von Stuben bis zur Landesgrenze nahezu ausgebaut; dieselbe wurde mit Beschluß des Landes­ ausschusses vom 22. Dezember 1903 im Sinne des Landesgesetzes vom 15. Februar 1881 als eine Konkurrenzstraße II. Klasse erklärt, hiefür ein Statut erlassen, und der Verkehr hat seit dem Beginne des Straßenbaues im Jahre 1895, sohin in dem Zeitraume von fast 12 Jahren, eine weit über den lokalen Interessentenkreis hinausgehende, namhafte Steigerung erfahren. Als bezeichnend für die Verkehrszunahme sei nur erwähnt, daß sofort nach Eröffnung der I. Teilstrecke Stuben—Flexen die Anzahl der Pferde auf dem Tannberg (Lech und Warth) von drei auf vierzehn stieg; nach dem Ausbau der weiteren Teilstrecke Flexen—Lech trat im Sommer 1905 eine Omnibusfahrt zwischen Lech zur Bahnstation Langen ins Leben, welcher mit dem Ausbaue der Straße nach Warth im Sommer 1906 eine zweite Warth—Lech—Langen folgte. Eine sehr wesent­ liche Steigerung des Verkehrs ist mit der im Jahre 1908 zu gewärtigenden Eröffnung der Lechtalerstraße von Steeg bis zur Landesgrenze zu erwarten, durch welche der Verkehr der oberen Gemeinden des Lechtales nach der Bahnstation Langen gelenkt wird, welche denselben bedeutend näher liegt, als die Bahnstation Jmst, wohin sich jetzt der Frachtenverkehr bewegt. So beträgt die Entfernung von Holzgau, dem bedeutendsten Orte des oberen Lechtales, zur Bahnstation Langen rund 38 km, dagegen zur Bahn­ station Jmst 103 km, sohin um nicht weniger als 65 km mehr. In den Jahren 1907—1912 erfolgt der Ausbau des Straßenzuges Bezau—Schröcken— Hochkrumbach—Warth zum Anschlüsse an die Flexen- und die Lechtalerstraße, nach dessen Vollendung ein bedeutenderer Verkehr aus dem Bregenzerwalde nach dem Tannberge und zur Bahnstation Langen zu erwarten steht. Einer weiteren, allerdings noch in weiter Ferne stehenden Straßenverbindung Warth, bezw. Lechleiten über den nur 1698 m hohen Schrofenpaß durch das Rappenalpental nach dem sommerlich von lausenden von Fremden besuchten Oberstdorf soll nur andeutungsweise gedacht werden. 596 IV. Session der 9. Periode 1906/7. Beilage 100. Wie bekannt, zieht ein Teil der Flexenstraße Stuben—Alexen eine lange Strecke steilen, mitunter senkrechten Felswänden entlang, welche dem Fußgänger bei der zur Verfügung stehenden ‘ Straßenbreite von nur 2'5 m ein seitliches Ausweichen einem entgegenkommenden vollbeladenen Fracht­ wagen, oder einem Omnibus, wie es bei Straßen in der Ebene der Fall ist, kaum gestatten; ein Ausweichen zweier sich entgegenkommender Fuhrwerke ist nur auf den Ausweicheplätzen möglich und dann auch nur mit Schwierigkeiten. Die Größe und die Sicherheit des Verkehres machen die Erbreiterung der Straße zur unabweislichen Notwendigkeit. Desgleichen notwendig erweist sich auch die Ergänzung und Vervollständigung der Schutzvorrichtungen. So lange sich der Verkehr nur auf die einheimische Gebirgsbevölkerung und wenige Touristen beschränkte, welche sich der Schwindelfreiheit erfreuen, mochten die Wehrsteine und die wenigen eisernen Geländer genügen; bei dem nunmehrigen gesteigerten Verkehre genügen die vorhandenen Schutzvor­ richtungen aber nicht mehr unb die Klagen der Fremden über die Mangelhaftigkeit der Geländer dort­ selbst sind allgemein. Die Anbringung neuer und die Ergänzung und Verstärkung der alten Geländer ist dringend notwendig. Was die Sicherheilsvorkehrungen gegen Schneelawinen und Steinschlag.betrifft, so waren bereits im ursprünglichen Projekte vom Jahre 1894 Lawinenschutzdächer in einer Länge von 180 m auf die Strecke vom unteren Ende der bestehenden Lawinengallerie bis zum unteren Ende des mittleren Tunnels, d. i von Pros. 1012 3 bis Pros. 812 9 vorgesehen. Bei der Bauausführung wählte man statt der allerdings billigeren, aber wenig haltbaren Holzkonstruktion eine teurere, aber solidere und gar keine Erhaltungskosten erfordernde Gewölbekonstruktion in Stein und armiertem Beton und kompensierte die Mehrkosten durch die Reduktion der Länge dieses Schutzbanes auf 63 15 m. Die mehr als zehnjährige Erfahrung lehrte aber, daß die schuldige Rücksicht auf gefährdete Menschenleben die Sicherung der vorgenannten Strecke gegen Lawinen und Steinschlag nahezu in ihrer ganzen Länge notwendig macht; auf eine Länge von 28° 5 m ist die Straße durch einen Tunnel (III) geführt und entfällt sohin die Notwendigkeit der Anlage eines Schutzbaues dortselbst. Bei der oberen und der unteren Ausmündung dieses Tunnels finden sich allerdings hölzerne Lawinendächer vor; dieselben sind jedoch sehr baufällig und müssen unter allen Umständen einer durch­ greifenden und doch wenig haltbaren Reparatur unterzogen werden. Das obere Holzdach wurde schon zweimal durch Steinschläge erheblich beschädigt und mußte einmal fast vom Grunde aus neu erstellt werden. Diese Holzdächer sollten durch eine niassive Schutzgallerie ersetzt werden. Beim alten Steinbruche (Pros. 1050 0) ist die Errichtung von Schneerechen zum Schutze gegen Schneelawinen notwendig; es hat dort bereits vor Jahren ein Schneerechen bestanden, der nur aus einer Reihe gebildet dem Schneedrucke nicht Stand zu halten vermochte und zerstört wurde. Das Gesamterfordernis beziffert sich auf K 70.000°—. An den Baukosten der ganzen Flexenstraße von Stuben bis zur Landesgrenze, welche sich — nebenbei bemerkt — nach deren Vollendung auf rund K 508.000°— stellen weiden, beteiligt sich der Staat mit 50 %, das Land mit 40 % und die interessierten Gemeinden Klösterle, Lech und Warth Hochkrumbach mit 10 °/«. In gleicher Weise soll auch die Deckung der Kosten per K 70.000°— für die gegenständlichen Bauten erfolgen, und würde sich die Beitragsleistung des Staates sohin auf K 35.000°—, des Landes auf K 28.000°— und jene der Gemeinden auf K 7000°— stellen. Um die Aufbringung dieser Geld mit. el, vornehmlich seitens des Staates und des Landes zu erleichtern, könnte die Bauaktion auf zwei Jahre verteilt werden und demnach die Flüssigmachung des Staats- und Landesbeitrages in 2 Raten von je K 17.500'— bezw- von K 14.000°— erfolgen, wogegen die Konkurrenzgemeinden ihr geringfügiges Betreffnis von K 7000°— unter Einem in den Baufond einzuzahlen hätten. Soweit der technische Bericht vom Jänner 1907. 597 100. der Beilagen zu den stenogr. Berichten des Vorarlberger Landtages. IV. Session der 9. Periode 1906/7, Anfangs Februar 1908 ergänzte das Bauamt diesen Bericht noch mit nachstehenden Bemerkungen: Die Ausführungen im vorliegenden Berichte bezüglich der Baufälligkeit der alten hölzernen Lawinenschutzdächer haben mittlerweile eine traurige Bestätigung gefunden. Am 2. März 1907 wurde das an das obere Ende des untersten III. Tunnels anschließende 17 5 m lange hölzerne Lawinendach durch eine Schneelawine, vermischt mit großen Steinen, auf eine Sänge von 12 m zerstört und fand an dieser Stelle am 6. April 1907 ein Wanderer durch eine Schneelawine den TodWetters wird noch bemerkt, daß seit Aufstellung des Kostenanschlages mehr als ein Jahr verstrichen ist, und daß in dieser Zeit die Preise der Baumaterialien und die Arbeitslöhne eine wesent­ liche Steigerung erfahren haben. Es erscheint sohin geboten den früheren Kostenanschlag von K 70.000'— um 10 % zu erhöhen, und stellt sich derselbe sohin auf K 77.000'—. Demgemäß erhöhen sich auch die Beitragsleistungen des Staates von K 35.000'— auf K 38.500 in 2 Raten von je K 19.750"—, jene des Landes von K 28.000'— auf K 30.800'— in 2 Raten von je K 15.400'— und jene der Gemeinden von K 7000'— auf K 7700"—. Die Vorarlberger Straßenbau-Kommission sprach in der Sitzung vom 30. Jänner 1908 einstimmig den Wunsch aus, daß das bereits seit einem Jahre erliegende Projekt der Erweiterung der Straße Stuben —Flexen und der Vervollständigung der Schutzbauten mit Rücksicht auf den steigenden Verkehr und zum Schutze der Wanderer in der nächsten Tagung des Landtages in Verhandlung gezogen und günstiger Erledigung zugeführt werden möge. Von diesem Wunsche wurde der Landesausschuß mit Note der Straßenbau-Kommission vom 11. Februar 1908 in Kenntnis gesetzt. Der Landesausschnß tei l vollkommen die Anschauung über die Notwendigkeit und Unaufschiebbarkeit der projektierten Schutz- und Erweiterungsbauten in der I. Teilstrecke der Flexenstraße und kann auch dinsichtlich Aufteilung der Kosten keinen anderen Vorschlag machen als den im technischen Berichte enthaltenen. Die Konkurrenzgemeinden Klöstcrle, Lech und Warth haben sich seit zirka 14 Jahren ununterbrochen alljährlich Beiträge zum Baue der Flexenstraße zu leisten gehabt; sie sind in dieser Hinsicht bereits an der Grenze der Leistungsfähigkeit angelangt und haben seit Jahren ganz außerordentlich hohe Gemeindeumlagen. Es erscheint ganz und gar ausgeschlossen, diese Gemeinden mit mehr als 10 % zu den Kosten der Erweiterungsbauten heranzuziehen. Nach dem beantragten Verteilungsschlüssel würden sonach von den auf K 77.000-— erhöhten Kosten entfallen: Staat 50 7° — K 38.500'— Land 40 °/o — „ 30.800"— Gemeinden 10 °/o — „ 7.700'— welche Beträge auf 2 Jahre und zwar auch der auf die Gemeinden entfallende verteilt werden sollten. Der Landesausschuß stellt daher gestützt auf obige Ausführungen den Antrag: Der hohe Landtag wolle beschließen: „Das Land Vorarlberg übernimmt an den mit K 77.000'— veranschlagten Kosten der Verbreiterung der I. Teilstrecke der Flexenstraße (Stuben—Flexen) und Ergänzung der Schutz- und Sicherungsbauten an derselben K 30 800"— in 2 Jahresraten ä K 15.400'— (1909 und 1910) unter der Bedingung, daß der Staat zu gleichem Zwecke einen Betrag von K 38 500"— gewähre und die beteiligten Geineinden die restlichen K 7700' — übernehmen". Bregenz, den 28. Februar 1908. Der Landesansschuß. Martin Wnrrcher, Referent. Druck von I. N. Teutsch. Bregenz. 598