19020620_ltb00141902_Landesausschussbericht_Grundstücksankauf_Landeskäsereischule_Doren

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Letzte Änderung 05.07.2021, 17:25
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltm_,ltp09,ltb0,lt1902,ltb1902
Dokumentdatum 2021-07-04
Erscheinungsdatum 2021-07-04
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Inhalt des Dokuments

XIV. der Beilagen zu den stcnogr. Protokollen des Vorarlberger Landtages. VI. Session ti'er 8. Periode 1902. Beilage XIV. Bericht der Landes-Ansschnsses, betreffend den Ankauf eines Grundstückes für die Landeskäsereischule in Deren. Hoher Landtag! Die Landesküsereischule Doren steht nun bereits im zweiten Betriebsjahre und kann die Ent­ wicklung derselben eine günstige genannt werden. Nach deni vorn Landtage genehmigten Lehrplane können in jedem Jahre höchstens 12 Zöglinge aufgenommen werden. Für das laufende Betriebsjahr haben 15 Bewerber um Aufnahme angesucht, es mußten daher 3 auf das nächste Jahr zurückgestellt werden. Es werden jährlich zirka 600.000 Liter Milch verarbeitet und zwar in der Haupsache zu Käsen nach Emmenthaler Art. Trotzdem die Anstalt in dem ersten Betriebsjahre mit verschiedenen Kinderkrankheiten zu kämpfen hatte, schloß dasselbe doch mit einem kleinen Betriebsüberschusse ab. Über die Betriebsführung und den Rechnungsabschluß der Schule wird dem Landtage eine eigene Vorlage unterbreitet werden. In den Sommermonaten des Jahres 1901 zeigte es sich aber, daß der Lagerkeller der Anstalt zur Ablagerung der Käse während der Sommerszeit zu warm und daher nicht ganz geeignet ist. Mit 1. Jänner d. I. wurde an der Schule« ein Assistent angestellt, um den mit Arbeit zu sehr überbürdeten Herrn Direktor Reinisch und Oberkäser Kunz in etwas zu entlasten. Außer den gewöhn­ lichen Arbeiten in der Schule ist nämlich der Direktor wiederholt zu Vortrügen über das Molkerei­ wesen 2c. in verschiedenen Gemeinden des Landes in Anspruch genommen, was nur im Interesse der Förderung der Landwirte liegt. Dadurch und infolge des weiteren Umstandes, daß der Direktor und der Oberkäser verheiratet sind und Familie haben, zeigt es sich auch, daß die in der Anstalt für das Lehrpersonal und deren Familienangehörige vorhandenen Wohnungen in der Zukunft nicht aus­ reichen werden. In Berücksichtigung dieser Verhältnisse hat sich der Aufsichtsrat der Landeskäserei­ schule daher wiederholt mit der Frage befaßt, wie diesen Übelständen abgeholfen werden könnte. Nach wiederholten Beratungen gelangte derselbe zu dem Entschlüsse, es werde in nicht zu ferner Zeit notwendig, einen Lagerkeller zu bauen, auf welchem Wohnräume für den Oberkäser ic. auf­ geführt werden könnten. Diesbezüglich hat sich der Aufsichtsrat zunächst um einen Baugrund umgesehen. 91 XIV. her Beilagen sn den stenogr. Protokollen des Lorarlberger Landtages. VI. Session der 8. Periode 1902. Durch die seit Errichtung der Anstalt erfolgte eigentümliche Gestaltung der Verhältnisse in Doren und insbesondere infolge des geringen Entgegenkommen der Besitzer einiger, in der Nähe der Schule liegenden Grundstücke gegenüber der Anstalt gestaltete sich die Erwerbung eines Baugrundes ziemlich schwierig. Einzelne Grundbesitzer erklärten, um keinen Preis Grund an die Anstalt abzugeben, andere verlangten einen ganz enorm hohen Preis. Nach verschiedenen Verhandlungen gelang es in­ dessen, mit den Besitzern einer, an die Landeskäsereischule angrenzenden Parzelle, eine Kaufsabrede zu Stande zu bringen. Auf Grund derselben kann die Anstalt von den Eheleuten Josef Hagspiel und Agatha, geb. Redler, den größeren Teil der G.-P.-Nr. 1134, Wiese mit 946 □ im Ausmaße von zirka 775 □ KI., um den Preis von 4200 K käuflich erwerben. Den restlichen Teil dieser Parzelle mit 616'8 Qm = zirka 171 □ Kl. haben die genannten Eheleute an die Milchlieferanten der Landeskäsereischule als Baugrund zur Errichtung eines Schweinestalles abgegeben. Wenn dieser Preis auch als ein geradezu exorbitanter bezeichnet werden muß, so ist er unter den geschilderten, in Doren nun dermalen bestehenden Verhältnissen, doch noch am ehesten annehmbar. Die Erwerbung eines größeren Grundstückes als es zur Erbauung des Lagerkellers not­ wendig ist, wird zunächst dadurch bedingt, weil die genannten Verkäufer einen kleineren Teil nicht abgeben. Der Aufsichtsrat ist übrigens der Anschaung, dass die Erwerbung eines größeren Grundstückes auch im Interesse der Anstalt liege, weil bei etwa notwendiger, weiterer Ausdehnung der Anstalt dann der erforderliche Baugrund vorhanden ist und nicht unter vielleicht noch ungünstigeren Verhältnissen erworben werden muß. Nach Erwerbung dieses Grundstückes wäre vom Aufsichtsrate für die nächste Zukunft auch in Aussicht genommen ein Bienenhaus zu errichten und eine kleine Baumschule anzulegen, um zunächst jenen Zöglingen sowie auch der ganzen Bevölkerung, welche für diese Zweige der Landwirtschaft Interesse haben, Gelegenheit zu geben, in den freien Stunden sich diesfalls auszubilden. In Berücksichtigung des Vorgebrachten erlaubt sich der Landes-Ausschuß dem Landtage den Antrag auf Erwerbung des bezeichneten Grundstückes zu stellen. Die Bezahlung desselben könnte aus dem Fonde zur Hebung der Viehzucht bestritten werden, wodurch das Vermögen des Landes und seiner Anstalten insgesamt nicht vermindert wird. Der Landes-Ausschuß stellt daher den Antrag: Der hohe Landtag wolle beschließen: „Der Landes-Ausschuß wird ermächtiget, von den Eheleuten Josef Hagspiel und Agatha geb. Redler in Doren aus G.-P.-Nr. 1134 einen Teil im Ausmaße von zirka 775 □itL um den Preis von 4200 K für die Landeskäsereischule in Doren zu erwerben, den Kaufschilling aus dem Fonde zur Hebung der Viehzucht zu bestreiten und den Kauf­ vertrag auszufertigen." Bregenz, am 20. Juni 1902. Für den Landes Äusschutz: Jodok Fink, Referent. Druck v. I. N. Teutsch, Bregenz. 92