19030417_ltb00291902_Jahresbericht_Bestand_Landesarchiv_1902

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Letzte Änderung 05.07.2021, 17:27
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltm_,ltp09,ltb0,lt1902,ltb1902
Dokumentdatum 2021-07-04
Erscheinungsdatum 2021-07-04
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XXIX. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtages. I Session der 9. Periode 1903. Beilage XXIX. Iahres-Bericht über den Bestand des vorarlberger Landesarchives pro 1902. Hoher Landtag! Wie im vergangenen Jahre, so hat das Vorarlberger Landesarchiv auch heuer wieder einen sichtbaren Fortschritt zu verzeichnen, indem durch bedeutenden Zuwachs von Archivalien seine Bestände reichlich vermehrt worden sind. Die 1898 zwischen der Staatsverwaltung und dem Vorarlberger Land­ tage getroffenen Vereinbarungen betreffend die Erhaltung und Pflege der archivalischen Schätze des Landes durch deren Vereinigung in einem Landesarchive, brachten dem Lande eine reichhaltige Sammlung von alten staatlichen und landschaftlichen Aktenbeständen. Nicht nur die älteren Gerichtsakten des Landes Vorarlberg, sondern auch historisch und hin und wieder noch praktisch wertvolle Urkunden, die bisher ungeordnet und unbeachtet in den Registraturen der verschiedenen Ämter lagen, wurden an das Landesarchiv übergeben, das nun eine Fülle historischen Quellenmateriales birgtDer nachfolgende Bericht soll über den derzeitigen Bestand des Landesarchives, über die in demselben durchgeführten Ordnungsarbeiten und die demnächst zu treffenden Vorkehrungen kurzen Auf­ schluß geben. I. Ävchivalieirbestärrde. Die derzeit der Verwaltung des Vorarlberger Landesarchives unterstehenden Archivalien sind folgende: A. Staatliche: 1. Das Mehrerauer Archiv, 2. Das Archiv des Johanniterhauses St. Johann in Feldkirch, 3. Die Reste der Kloster-Archive von Valduna und St. Victorsberg, 4. Die Archive der Stände Bregenzerwald und Montafon, 179 Beilage XXIX. XXIX. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtages. 5. Reste des ehemaligen Herrschafts-Archives in Feldkirch, 6. Die von den k. k. Gerichtsbehörden abgegebenen Akten der Justiz-Verwaltung, 7. Politisch-administrative Akten des ehemaligen k. k. Oberamtes in Bregenz und des Vogtei­ amtes in Bludenz und 8. Das Blumenegger Herrschafts-Archiv. B. Landschaftliche: 9. Das ständische Archiv aus der Zeit von 1789—1808. C. Gemeinde-Archive: 10. Die Archive der Gemeinden Alberschwende, Altenstadt, Hard, Hörbranz, Hohenweiler und Schwarzach. D. Kirchen-Ärchive: 11. Das Archiv der Stadt- und Landpfarrei Bregenz. Diese einzelnen Bestände enthalten zahlreiche und zumeist wertvolle Archivalien und zwar: 1. Das Mehrerauer Archiv: Der Gesamtbestand beträgt zirka 2000 Pergamenturkunden, 160 Bücher und 48 Faszikel Akten. Diese Archivalien bilden den für die Kenntnis der Geschichte des vorarlbergischen Unterlandes wichtigsten Bestand und erfordern eine gründliche Neubearbeitung, da weder ein brauchbares Repertorium noch sonstige die Benützbarkeit fördernde Behelfe hiezu vorhanden sind. (1139—1806.) 2. Das Archiv von St. Johann in Feldkirch. Dieser kleine Bestand — er besteht aus 60 Pergamenturkunden, 10 Büchern und 4 Faszikel Akten — enthält ein für die Geschichte der Stadt Feldkirch wichtiges Materiale und bedarf mangels eines Repertoriums und jeglicher Ordnung einer entsprechenden Bearbeitung. (1275—1803.) 3. Nur noch wenige Reste sind von den einstigen Klosterarchiven von Valduna und St. Victorsberg vorhanden, 73 Pergamente, von welchen sich 60 auf Valduna beziehen, die übrigen das Kloster Victorsberg betreffen. Auch ein auf Valduna bezüglicher Faszikel Akten ist vorhanden. (1375—1785.) 4. Die Archive der Stände Bregenzerwald und Montafon. a) Bregenzerwald (1350—1806.) Ein Repertorium ist vorhanden, doch bedarf der Bestand der Anfertigung weiterer das Reper­ torium ergänzender Kataloge. Dieser Bestand enthält die Freiheits- und Privilegienbriefe des Hinteren Bregenzerwaldes, im ganzen rund 60 Pergamente, 8 Faszikel Akten und 10 Bücher, die ein für die Kulturund Rechtsgeschichte Vorarlbergs vortreffliches Materiale enthalten. Dasselbe gilt b) Vom Archive des Standes Montafon (1400—1850), welches aus 30 Pergamenturkunden, 7 Faszikel Akten 'und 20 Büchern besteht. Ein Repertorium ist nicht vorhanden und bedarf der gesammte Bestand einer gründlichen Neuordnung. 180 I Session der 9. Peüode 1903. Beilage XXIX. 5. 60 Pergamenturkunden, 20 Bücher und 1 Faszikel Akten bilden die Reste des ehemaligen Feldkirchischen Herrschafts-Archives. Sie umfassen die Zeit von 1400—1800 und werden neu geordnet, da ein Verzeichnis hiezu nicht vorhanden ist. 6. Die von den k. k. Gerichtsbehörden abgegebenen Akten der Justizverwaltung wurden vorläufig in ihrer ursprünglichen Ordnung wieder aufgestellt. Rund 300 Faszikel Akten sind dem Landes-Archive von den k. k. Bezirksgerichten Bregenz, Bezau, Bludenz, Dornbirn und Schruns übergeben worden. Zu diesen Akten sind wohl Einreichungsprotokolle (bei den Bregenzer und Dornbirner Archivalien auch einzelne Jahresrepertorien vorhanden) doch ist zumeist nichts registrirt. Die Bearbeitung dieses Bestandes, aus dem auch wohl Akten ohne historischen und amtlichen Wert skartiert werden dürften, wird geraume Zeit in Anspruch nehmen. 7. Die politisch-administrativen Akten des ehemaligen k. k. Oberamtes in Bregenz und des Vogteiamtes in Bludenz umfassen die Zeit von 1500—1800 und sind ohne jegliche Ordnung. Vorläufig wurden dieselben in 25 Faszikel aufgestellt. Zwei dieser Aktenfaszikel betreffen die ehemalige Herrschaft Rhazins in Graubündten. 34 weitere zu diesem Bestände gehörige Aktenfaszikel befinden sich derzeit im Archive des Vorarlberger Landesmuseums, dessen Einverleibung in das Landesarchiv wohl nur eine Frage der Zeit fein dürfte. Ferner finden sich noch die Verhörsprotokolle des Bregenzer Oberamtes aus der Zeit von 1587—1783 und jene des Vogteiamtes Bludenz von 1600—1814 vor; zusammen 130 Bände. 8. Das Blumen egge r Herrschafts-Archiv wurde vom k. k. Bezirksgerichte Bludenz abgegeben, enthält 30 Pergamenturkunden, 8 Faszikel Akten und 100 Bücher aus der Zeit von 1350—1803, die ein für Rechts- und Kultur­ geschichte des vorarlbergischen Oberlandes wichtiges Materiale enthalten. 9. Das vorarlbergisch-landständische Archiv: Nur jener Teil dieses Archives, der die Zeit von 1789—1808 umfaßt, befindet sich im Vor­ arlberger Landesarchive. Bezüglich des ältern Teiles (1404—1788), den das Magistrats­ archiv in Feldkirch verwahrt, schweben noch die Verhandlungen bezüglich Einverleibung in das Landesarchiv. Dieser Bestand entbält ein für die Geschichte der Landstünde Vorarlbergs wichtiges Materiale. Besonders reichliche Ausbeute gewährt dasselbe auch über die Kriegs­ jahre 1796—1805. Der Gesamtbestand beträgt 51 Faszikel Akten und 20 Bücher. Ein Repertorium ist vorhanden, doch bedarf dasselbe eines ergänzenden Katologes samt Index, soll der Bestand in seinen einzelnen Teilen benützbar werden. 10. Gemeinde-Archive: Besondere Sorgfalt soll den am meisten gefährdeten Gemeindearchiven zugewendet werden. Als vorteilhaftester Weg zu ihrer Erhaltung wird wie auch anderwärts jener der Deponierung im Landesarchive beschritten werden müssen. Sämtliche Gemeinden des Gerichtsbezirkes Bregenz sind zur Übergabe ihrer Archive eingeladen worden und haben dieser Einladung die Gemeinden Alberschwende, Hard, Hörbranz, Hohenweiler und Schwarzach bereits Folge geleistet. Ebenso die Gemeinde Altenstadt, welche bei früherer Gelegenheit ihr Archiv an das Landes­ archiv übergab. Die meisten Gemeindearchive enthalten in historischer Beziehung wenig wert181 Beilage XXIX. XXIX. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtages. volles Materiale; dagegen fällt der Nutzen, den die Gemeinde durch die entsprechende Ver­ wahrung und Ordnung ihres Archives für administrative Zwecke erzielt, wohl schwerer in's Gewicht. Auch im kommenden Jahre sollen wieder eine Allzahl Gemeindearchive vom Landes­ archive übernommen werden und hier Aufstellung finden. 11. Das Archiv der Stadt- und Landpsarrei Bregenz wurde dem Landesarchive vom F.-B. Stadtpfarr- und Dekanalamte Bregenz als Depositum über­ geben. Es enthält zirka 100 Pergamenturkunden, die einen integrierenden Bestandteil des Mehrerauer Archives bilden, nachdem die meisten Beneftzien und Pfründen in der Stadt Bregenz dem Kloster Mehrerau zugehörlen- Die übergebenen Urkunden umfassen die Zeit von 1196—1700. Der restliche Teil des Pfarrarchives befindet sich in der Verwahrung des Stadtpfarramtes. Außer den vorbezeichneten Archivalien verwahrt das Laildesarchiv die geringen Reste der Archive der Gerichtsstände Hofrieden, Rankweil - Sulz, St. Johann—Höchst und Sonnenberg, welche den ein­ schlägigen Abteilungen einverleibt worden sind. Selbstverständlich soll auch hier darnach getrachtet werden, den Bestand zu vermehren und gelang es in jüngster Zeit eine ziemliche Anzahl Akten aus dem Archive der Stände Hofrieden und Sonnenberg ausfindig zu lnachen, von denen erstere dem Landesarchive bereits einverleibt sind, während letztere, die sich im Privatbesitze befinden, dem Archive geschenkweise überlassen und demselben demnächst zugehen werden. Neuerwerbungen im Jahre 1902. Wie bereits erwähnt, sind dem Archive im Jahre 1902 eine stattliche Anzahl von Archivalien zugewachsen, worunter besonders die unter Punkt 10 besprochenen Gemeindearchive hervorgehoben zu werben verdienen. Aber auch einige im Privatbesitze gewesene Urkunden und Akten sind dem Laudesarchive geschenkweise überlassen worden, so vom hochw, Herrn Dekan und Stadtpfarrer Georg Prutscher in Bregenz zwei Pergamenturknnden aus dem Jahre 1512 betr. die Herrschaft Neuburg nebst hiezu gehörigen Situationsplänen. Von Herrn Anton Kinz in Bregenz erhielt das Archiv Urkunden über das ehemalige Ochsenwirtsanwesen (nunmehr städtisches Spital) in Bregenz, die weil zum Mehrerauer Archiv gehörig, diesem wieder zugeteilt wurden. Bezüglich des landständischen Archives, dessen älterer Teil noch beim Stadtmagistrate Feldkirch liegt und vom Berichterstatter aus dem städtischen Archive ausgeschieden wurde, ist zu bemerken, daß dasselbe mit Eintritt der wärmeren Jahreszeit von Pros. Gebhard Fischer als Vertreter der Stadt Feldkirch überprüft und dann an das Landesarchiv abgegeben werden wird. Wegen des beim Pfarramte Thüringen erliegenden Blumenegger Landschaftsarchives konnte bisher eine Erledigung nicht erzielt werden, da weder das F.-B. Ordinariat in Brixen, noch das F.-B. Generalvikariat in Feldkirch eine Bewilligung zur Übergabe erteilten, die, nachdem die Archivalien nicht kirchlichen Inhaltes find und nicht Kirche und Pfründen betreffen, gar nicht notwendig erscheint. Doch steht zu hoffen, daß auch diese Angelegenheit eine befriedigende Lösung finden wird. Für das Jahr 1903 steht dem Landesarchive ein stattlicher Zuwachs von Archivalien bevor. Einerseits dürften wieder einige Gemeinden der an sie ergangenen Einladung zur Übergabe der Archive Folge leisten, andererseits werden dem Landesarchive die sämtlichen vor das Jahr 1853 zurück­ reichenden Akten der k. f. Finanzbehörden abgeliefert werden. Das Landesarchiv erstattete mit Zuschrift vom 24. Mai 1902 Zl. 57 dem k. k. Statthaltereiarchive in Innsbruck Bericht über die in den k. k. Steuerämtern Vorarlbergs erliegenden Archivalien, die zumeist wohl feuersicher untergebracht, nicht aber vor Feuchtigkeit geschützt sind. Vom k. k. Statthaltereiarchive wurden im Wege des k. k. Statt­ haltereipräsidiums mit der k. k. Finairz-Landes-Direktion bezüglich der Ablieferung Verhandlungen ein-, geleitet, welche dazu führten, daß das k. k. Finanzministerium mit Erlaß vom 8. November 1902 182 Beilage XXIX. I. Session der 9. Periode 1903. Zl. 4341 die Abtretung der bezüglichen Akten bewilligte und wurde das Landesarchiv vorn k. k. Statt­ haltereiarchive mit Note vom 11. März 1903 Zl. 172 zur Übernahme der bezüglichen Archivalien ermächtiget. Weitere Verhandlungen werden mit betn k. k. Oberlandesgerichtspräsidium, bezw. dem k. k. mit Justizministerium einzuleiten sein, wegen Übergabe der beim k. t Kreisgerichte in Feldkirch erliegenden vor das Jahr 1817 zurückreichenden Akten- und Bücherbestände, die eine klaffende Lücke in den Beständen des Landesarchives auszufüllen berufen sein würden. II. In seiner Sitzung vom 28. Jänner 1898 beschloß der Vorarlberger Landtag die Errichtung eines eigene» Landesarchives und wurde der Landesausschuß beauftragt, zur Ausfindung eines passenden Landesarchivs zur Aufbewahrung der alten Gerichtsakten und zur Bestellung einer fachmännisch gebildeten Person als Aufsicht die nötigen, ihm geeignet erscheinenden Vorkehrungen zu treffen, eventuell zu realisieren und dem hohen Landtage in der nächsten Session hierüber Bericht zil erstatten. (Beilage XXXIX. der stenographischen Protokolle des Vorarlberger Landtages 1898.) Demzufolge übertug der Landesausschuß in seiner Sitzung vom 9. Dezember 1898 dem Berichterstatter die am neu zu er­ stellenden Landesarchive zu besorgenden Arbeiten. Diese Maßnahmen fanden in der Sitzung vom 4. Jänner 1899 die Zustimmung des hohen Landtages, der die vom landtäglicheN Finanzausschüsse gestellten Anträge zum Beschlusse erhob. (Beilage X der stenographischen Protokolle des Vorralberger Landtages 1899.) Sohin halte Berichterstatter gegen die vom hohen Landtage gewährte Renumeration die Aufstellung und Ordnung der einlaufenden Archivalien nebenamtlich zu besorgen. Über Einschreiten der Direktion des k. k. Statthaltereiarchives in Innsbruck fand sich der hohe Landtag in seiner Sitzung vom 10. Juli 1902 veranlaßt, die zu kreirende Stelle eines Landesarchivars — unter der Voraus­ setzung, daß auch die Staatsregierung einen Teil der Kosten der Verwaltung des Archives auf sich nehme — dem Berichterstatter zu verleihen, nachdem in der Zwischenzeit die Bestände des Archivs so angewachsen sind, daß ihre Bearbeitung eine volle Arbeitskraft erheischt. (Beilage LV der steno­ graphischen Protokolle des Vorarlberger Landtages 1902.) Um die Bestände des Archives auch weiteren Kreisen bekannt zu machen, übergab Bericht­ erstatter, das dem hohen Landtage in letzter Session vorgelegene Elaborat über das Vorarlberger Landesarchiv der k. k. Zentral-Kommission für Kunst und historische Denkmale in Wien, welche dasselbe laut Note vom 28. November 1902 Zl. 1411 ex 1902 zur Veröffentlichung im nächsten Miscellenbande der archivalischen Mitteilungen bestimmte. Dieselbe Körperschaft ernannte in ihrer Sitzung vom 12. Dezember 1902 den Berichterstatter in Anerkennung seiner Tätigkeit auf archivalischem Gebiete zu ihrem korresvondierenden Mitgliede, eine Auszeichnung, die ihm Ansporn sein wird, diese bescheidene Tätigkeit zu vermehren und allen Vorkommnissen auf archivalischem Gebiete reges Augenmerk zuzuwenden. III. CofaUcti. Auf Grund der Beschlüsse des hohen Landtages vom 28. Jänner 1898 traf der Landes­ ausschuß für entsprechende Lokale zur Unterbringung der Archivalien Vorsorge. Mit dem k. k. FinanzÄrar wurde wegen Überlassung der ebenerdigen Räume der alten Seekaserne in Bregenz ein Mietvertrag abgeschlossen und bis zur Erstellung neuer Lokalitäten im Landhause vorläufig hier die Archivalien untergebracht. Die ziemlich verwahrlosten Räumlichkeiten, die feuersicher und trocken sind, mußten vorerst entsprechend hergerichtet und die notwendigen Aktenrepositorien beschafft werden. Das stete An­ wachsen der Archivbestünde, insbesondere aber die im Jahre 1903 durchzuführende Übernahme der vor 1853 zurückreichenden Archivbestände der k. k. Finanzbehörden, dürften jedoch bald die Beschaffung 183 BeilageXXIX. XXIX. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtages. neuer Lokalitäten bedingen, nachdem die vorhandenen nur zu bald überfüllt sein werben. Wie Bericht­ erstatter in seinen früheren Berichten vom 31. Jänner 1900, Zl. 39, vorn 6. Dezember 1900, Zl. 119 nnd 12. März 1902, Zl. 24, genügend bargetan hat, wird das stete Mehren der Bestände des Landes-Archives den Landesausschuß veranlassen, für die Erstellung entsprechend großer Archivräume im neuen Landhanse Sorge zu tragen, denn soll die junge Anstalt blühen und gedeihen, so wird es vor allem notwendig sein, ihr ein geziemend geräumiges Heim anzuweisen. IV. Geschäftsbetrieb. Anläßlich der Tagung der Generalversammlung der österreichischen Leo-Gesellschaft ant 25. nnd 26. September 1902 in Bregenz, wurde vom Herrn Direktor des k. k. Statthalterei-Archives^in Innsbruck, Universitätsprofessor Dr. Michael Mayr, die in den zwischen der Staatsbehörde und dem hohen Landtage getroffenen Vereinbarungen vorgesehene alljährliche Visitation vorgenommen nnd Hiebei dem Becichterstatter verschiedene, die innere Ordnung des Archives betreffende Anweisungen gegeben. Die Arbeiten im Archive beschränkten sich auf Ordnungsarbeiten, Besorgung des laufenden Dienstes und Mehrung der Archivbestände. Besonderes Augenmerk wurde auch im vergangenen Jahre wieder auf die Mehrung der Amtsbibliothek verwendet und gelang es dem Berichterstatter durch den Antiquariatsbuchhandel einige wertvolle, nur schwer erhältliche Werke zur Geschichte Vorarlbergs nnd der angrenzenden Gebiete durch Ankauf zu erwerben. Auch hat durch die Übergabe aller ihm zu­ gekommenen Druckwerke der Landesausschnß die Bibliothek des Landes-Archives um eine stattliche An­ zahl Bände bereichert. Ein Teil der Bücher würbe bereits geordnet und gedenkt Berichterstatter dem nächsten Berichte einen Ausweis über den Stand der Amtsbibliothek beizuschließen. Selbstredend muß darauf getrachtet weben, daß die vollständige Literatur über Vorarlberg, die Bodenseegegend und Tirol vorfindlich ist, wie auch nicht minder auf die Beschaffung der notwendigsten archivwissenschaftlichen Werke Bedacht genommen werden soll. Die Geschäftsbewegung des vergangenen Jahres war eine ziemlich rege. Von ver­ schiedenen Seiten wurde das Landes-Archiv zu Erhebungen herangezogen, sowohl zu ämtlichen, als auch zu wissenschaftlichen und genealogischen Zwecken. Auch in Rechts- und Administrativangelegenheiten wurden Anfragen an das Landes-Archiv gerichtet. Zu wissenschaftlichen Zwecken wurde das Archiv von den Herren Pros. Dr. Sander und Zösmair in Innsbruck, von Pfarrer Nachbaur in Silbertal, Lehrer Keckeis in Bregenz, stud. phil. Ernst Kiechl in Innsbruck und Pros. Dr. Ferdinand Hirn in Dornbirn um Erhebungen ober auch um leihweise Überlassung von Archivalien zu Studienzwecken ange­ gangen und wurde insoweit möglich, den Gesnchstellern entsprochen Genealogische Erhebungen wurden verlangt von bett Herren Friedrich Friz Edler von Frizberg in Graz und Johann Alt, Bahnadjunkt in Bregenz. Wegen des Nachweises radizierter Gastgewerbe znr grundbücheclichen Eintragung sind Frau Katharina Halber in Fluh und Friederike Witwe Bickel in Lochan um Erhebungen eingeschritten. Auch dem fürstb. Stadtpfarr- und Dekanalamte Bregenz wurden über Ersuchen verschiedene Auskünfte be­ züglich Messenstiftungen erteilt. Es ergibt sich also gegenüber dem Vorjahre bereits eine Steigerung in der Benützung der Archivalien, die später, wenn das Archiv besser geordnet sein wird, wohl von Jahr zu Jahr zunehmen dürfte. Die Ordnungsarbeiten beschränkten sich auf die Neuaufstellung der zahlreichen zumeist in arg verwahrlostem Zustande eingekommenen Archivalien, insbesondere der sechs Gemeindearchive und des vorarlbergisch-lanbständischen Archives, welche wie auch die übrigen Archivalien vorläufig in ihrer ursprünglichen Ordnung wieder aufgestellt wurden. Eine Registrierung mußte vorläufig unterbleiben und wurde versucht durch Anfertigung von Jnventaren über die eingekommenen Bestände einstweilen dem Ziele näher zu komnten. Hiemit soll auch in diesem Jahre fortgefahren werden und dürfte wohl 184 Beilage XXIX. I. Session der 9. Periode 1903. noch geraume Zeit vergehen, bis an die Spezialbearbeitung der einzelnen Gruppen geschritten werden kann. Die Kosten für Einrichtung und Bestellung des Landes-Archives wurden zufolge der Be­ schlüsse des hohen Landtages vom Landesausschusse aus den Mitteln des Landesfondes gedeckt und betragen dieselben seit 1898 bis heute die Summe von K 8495'37. Dieser Betrag verteilt sich wie folgt: 1899 K 916-76, 1900 K 1375*38, 1901 K 2133 16, 1902 K 3267*20 und 1903 K 802*87, wovon selbstredend der größte Teil auf die Einrichtungsstücke, Urkundenschränke, Aktenrepositorien rc. entfällt. Sohin ist auch das vergangene Jahr für das Borarlberger Landes-Archiv in jeder Beziehung als ein fruchtbares zu bezeichnen, einerseits weil demselben wiederum zahlreiche Akten zugeführt wurden und durch die gepflogenen Verhandlungen neuer Zuwachs in Aussicht steht, andererseits weil durch die Beschlüsse des hohen Landtages das Archiv einer ständigen Verwaltung teilhaftig geworden ist und so in den Stand gesetzt wird, dem amtlichen und wissenschaftlichen Zwecke, der Praxis und landesgeschichtlichen Forschung nach allen Richtungen gerecht zu werden. Wregenz, am 17. April 1903. Wiktor Kleiner, Archivar. Druck v. I. N. Teutsch, Bregenz. 185 f