18970413_ltb00051898_Landesausschussbericht_Naturalverpflegsstationenwirksamkeit_1896

Dateigröße 1.12 MB
Aktenzahl/Geschäftszahl
Letzte Änderung 02.07.2021, 09:27
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltm_,lt08,ltb0,lt1897,ltb1897
Dokumentdatum 2021-07-02
Erscheinungsdatum 2021-07-02
Unterausschüsse
Kommissionen/Kuratorien
Verbände/Konkurrenzen
Verträge
Publikationen Landtag-Ausschussbericht
Aktenplan
Anhänge
Inhalt des Dokuments

V. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtages. II. Session, 8. Periode 1898. Beilage V. )t * 2äerid des Landes - Ausschusses über die Wirksamkeit der Natural - verpslegsstatioueu iu Vorarlberg im Jahre 1896. Hoher Landtag! Im Jahre 1896 wurden in den vorarlbergischen Ratural-Berpflegsstationen im ganzen 32.188 mittellose Reisende gegenüber von 30.646 im Jahre 1895, sonach im Berichtsjahre um 1572 mehr ausgenommen. Gegenüber deni Jahre 1894 niit 34.669 ergibt sich dagegen eine geringere Frequenz von 2481 Reisenden. Die Zahl der Reisenden vertheilt sich auf die einzelnen Stationen wie folgt: 1896 Bregenz . Feldkirch . Bludenz . Dornbirn . Götzis . . Dalaas . Höchst . . Stuben . Hohenweiler Alberschwende Hittisau . . . . . . . . . . . ........................ 5017 .................... 3998 .................... 3888 .................... 3505 . . . . . 3415 .................... 2269 .................... 2094 .................... 1600 ........................ 1354 .......................... 855 .......................... 841 1895 4983 3768 3615 3415 3289 2140 1910 1619 1338 791 691 Egg . . . . . Bezau................... Sulzberg . . . . Au........................ Schröcken . . . . Schruns . . . . Lech.................... Gaschurn . . . . Sonntag . . . . Mittelberg . . . ... . . . ... ... ... ... ... ... ... ... 1896 807 445 440 402 339 318 228 218 101 54 1895 686 376 408 394 321 247 242 191 111 74 Mit Ausnahme der Stationen Stuben, Lech, Sonntag und Mittelberg ergibt sich sonach bei allen Stationen gegenüber denl Vorjahre eine etwas größere Frequenz. Eine der Mitursachen liegt im Beginne der Rheinregulierungsarbeiten, die einen nicht unbedeutenden Zuzug fremder Arbeiter involvieren. ‘ 23 V. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtages. Beilage V. In den Wintermonaten wurden im Berichtsjahre wie in den Vorjahren mittellose von Vorarlberg, nach Tirol sich wendende Reisende in der Natural-Verpflegsstation Bludenz bei 50 °/otßer Ermäßigung der Fahrpreise mit Billets Bludenz—St. Anton betheilt. Die Zahl der auf diese Weise beförderten Personen beträgt 1162 gegenüber dem Vorjahre per 991, sonach mehr um 171. Die diesfalls erwachsenen Kosten belaufen sich auf 453 fl. 18 kr. Im Jahre 1895 betrugen dieselben 267 fl. 15 fr., im Jahre 1894 nur 225 fl. 96 kr. Die Ursache dieser enormen Steigerung der Fahrkosten ist nicht so fast in der erhöhten Frequenz, sondern in dem Umstande zu suchen, dass mit 1. October 1895 eine Erhöhung der Fahrpreise im Allgemeinen und eine Zonenverschiebung in der bezüglichen Strecke eintrat, in Folge dessen, sich der Preis für ein halbes Billet Bludenz—St. Anton von 21 kr. auf 39 kr. erhöhte. Nachdem die Beförderung mittelloser Reisenden auf der bezüglichen Eisenbahnstrecke eine ganz freiwillige, im Gesetze nicht vorgesehene ist, so fand sich der Landes-Ausschuss veranlasst, mit der k. k. Bezirkshauptmannschaft in Bludenz sich ins Benehmen zu setzen, um durch gemeinsames Einschreiten eine noch weitergehende Fahrpreisermäßigung zu erwirken, oder eine neuerliche Verlegung der Stationen im Klosterthale ins Auge zu fassen. Hinsichtlich des ersten Punktes drückte die k. k. Bezirkshaupt­ mannschaft die Ansicht aus, die Einleitung von gemeinsamen Schritten um weitere Reducierung der seit 1895 bestehenden Fahrpreise lasse wohl keinen Erfolg erwarten, es dürfte sich daher empfehlen, die mittellosen Reisenden von Langen statt von Bludenz aus nach Tirol zu befördern und im Zusammen­ hänge damit die Natural-Verpflegsstation von Stuben nach Langen zu verlegen. Bezüglich der Stalionsverlegung ergaben sich aber verschiedene Schwierigkeiten; eine solche Verlegung würde, wenn sie in rationeller Weise verfügt werden wollte, eine Erhöhung der Auslagen statt eine Reducierung derselben ini Gefolge haben. Nach Erwägung aller Umstände und Verhältnisse beschloss der Landes - Ausschuss unterm 3. September 1896 vorläufig eine Aenderung der bestehenden Verhältnisse nicht eintreten zu lassen, sondern vorerst die Erfahrungen und Erfolge eines weitern Jahres abzuwarten, ehe in eine weitere Beschlussfassung in dieser Angelegenheit eingegangen werde. Die Auslagen für die Leitung der Stationen, für Verpflegung der Reisenden, für Miethe der Lokale, für Licht, Beheizung und Reinigung, dann Beschaffung oder Ergänzung der Einrichtung und, insoweit es die Natural-Verpflegsstation Bludenz betrifft, für Zahlung der Eisenbahnfahrkarten beziffern sich für das Berichtsjahr wie folgt: Ükfirk Sregen; ßrtßtn;trwalb Mittelberg Bornbirii Feldkirch Sindeuz Montane» Auslagen Uebernahme Repartirt Lteuerfnmme auf den auf die des Landesfond Gemeinden Lezirkes Entfällt auf die Gemeinden in Prozentenz. den ärar. Neuern. 3100 1499 20 2058 2632 3648 392 66 26 * 50 45 12 30 65 — 130 — — — 1570 _ — — — — — — 3100 1369 20 2058 2632 2078 392 66 26 50 45 12 30 65 131.548 46.134 3.674 87.929 97.977 69.401 17.216 64 — — 97 01 30 57 2.357 2.97 0.56 2.36 2.69 2.99 2.28 13351 94 1700 — 11651 94 453.881 49 2.57 *) Auslagen für Miethe, Beleuchtung. Reinigung u. dgl. wurde nicht in Anrechnung gebracht, da die Station in einem Lokale des Armenhauses untergcbracht ist. Der angerechnetc Betrag bezieht sich daher nur auf die Kost und die Leitungsgebühr. 24 II. Session der 8. Periode 1898. . Beilage V. Im Jahre 1895 waren folgende Auslagen zu decken: Auslagen Le;irK Lregeu; Lregen;crwald Mittelberg Dornbirn Feldkirch Slndcn; Moutavon Uebernahme Uepartirt Steuerfumme auf den auf die des Landesfond Gemeinden 8 e; irkes 3086 1370 27 1958 2527 3360 371 85 20 * 60 26 91 45 14 — — — — — 1200 — 12702 41 1200 — 3086 1370 27 1958 2527 2160 371 85 20 60 26 91 45 14 126.432 45.741 3.677 87.687 90.701 68.173 17.124 — 11502 41 439.536 — 7— — — — Entfällt auf die Gemeinden in Prozenten j. den iirnr. Neuern 06 35 20 48 89 2.44 2.99 0.75 2.23 2.78 3.17 2.16 98 2.61 — I Im Jahre 1894 waren folgende Auslagen zu decken: Auslagen Se;irk Uebernahme Reparlirt Struerfnmme auf den auf die des L a n d e s f o n d Gemeinden Srcgeuz Lregenzerivald Mittelberg Dornbirn Feldkirch Stuben; Montavon 3534 1557 27 2097 2851 3770 394 68 * 50 25 43 — 74 14232 60 EnisSUt ans die Gemeinden in Prozenten z. den war Ztenern 8 e; irkeo — — — — 1300 — — — — — — — — 3534 1557 27 2097 2851 2470 394 — 68 50 25 43 — 74 123.722 45.653 3.677 82.645 85.379 67.886 16.667 08 — — 27 02 85 95 2.85 3.41 0.75 2.53 3.34 3.61 2.36 1300 — 12932 60 425.631 17 3.03 Ein Vergleich dieser Tabellen ergibt gegenüber dem Vorjahre eine Steigerung der Auslagen um 649 fl. 53 fr., dagegen im Vergleich zu 1894 ein Mindererfordernis von 880 fl. 66 fr. Die Steigerung der Auslagen betrifft mit Ausnahme von Mittelberg alle Bezirke und rührt von der größern Frequenz der meisten Stationen, dann bei Bludenz zu Theil auch von der Erhöhung der Eisenbahnfahrgebühren her. Dem Bezirk Bludenz wurde im Sinne der Landtagsbeschlüsse vom 27. October 1890, da derselbe den.andern Bezirken vermöge seiner geografischen Lage und Ausdehnung und der hiedurch bedingten größern Anzahl Stationen unverhältnismäßig hoch belastet erscheint, ein Landesbeitrag von 1570 fl. gewährt, dem Bezirke Bregenzerwald ein solcher von 130 fl. Im Jahre 1893 erhielt Bludenz 1500 fl., 1894 — 1300 fl., 1895 1200 fl. Der Bezirk Bregenzerwald erhielt früher keinen Landesbeitrag. *) Siehe Anmerkung auf Seite 24. 25 Beilage V. V. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtages. Die Erfolge der Natural-Verpflegsstationen sind auch im Jahre 1896 als günstige zu bezeichnen. Diese Institution hat sich im Lande eingelebt, die Bevölkerung bringt derselben allseitig Sympathie entgegen und fördert im Allgemeinen deren Zwecke, Es ist aus den Berichten der Gemeinden mit verschwindenden Ausnahmsfüllen zu entnehmen, dass Bettel- und Vagabundenwesen abgenommen haben und hiedurch auch die öffentliche Sicherheit wesentlich erhöht wurde. Dem Beschlusse der hohen Landesvertretung vom 31. Jänner 1896 entsprechend, hat der Landes-Ausschuss mit Circular-Erlass vom 31. März 1896, Z. 1266 sämmtliche Gemeindevorstehungen des Landes unter Berufung auf die h. ü. Erlässe vom 31. Aug. 1891, Z. 2536 und vom 9. April 1894, Z. 1246 neuerdings aufgefordert, die Bevölkerung von Zeit zu Zeit im Wege der Publikation und bei jeder andern sich darbietenden Gelgenheit, insbesondere auch im Wege der Gemeindeblätter in dem Sinne zu belehren und zu beeinflussen, dass sich dieselbe aller Gaben, namentlich aber der Geldgaben an fremde Bettler enthalte, solchen Individuen keinen Unterstand gewähre, sondern dieselben an dio Natural-Verpflegsstationen verweise und so dazu beitrage, dass die Natural-Verpflegsstationen ihrem Zwecke immer mehr entsprechen. Der Landes - Ausschuss hat auch anlässlich der Beantwortung einer Jndorsat - Note der k. k. Statthalterei für Tirol und Vorarlberg vom 17. Mai 1896, Z. 12.045 in Angelegenheit der Betheilung einiger mittelloser Reisender mit Fahrkarten Langen—St. Anton seitens der Gemeinde Klösterle unterm 4. Juli 1896, Z. 2040 hochdieselbe neuerdings darauf aufmerksam gemacht, dass es sehr wünschenswert wäre, wenn die bestehenden Vorschriften hinsichtlich strenger Controlle der vom Auslande her kommenden Reisenden genau gehandhabt und so der Zuzug fremder mittelloser Elemente thunlichst eingeschränkt würde. Der mit der Ueberwachung der Natural - Verpflegsstationen betraute Landesausschussreferent hat im Jahre 1896 dieselben mit einziger Ausnahme jener von Mittelberg und zwar die kleinern einmal, die größer» 2—3mal besucht, und es kann auch in diesem Jahre hinsichtlich der Führung der Amtsschriften, Einhaltung der Ordnung und Reinlichkeit, der Verkostung der Reisenden und der Einrichtung der Anstalten int Allgemeinen ein befriedigender Zustand constatiert werden. Bei wahrgenommeneu Mängeln oder eingegangenen Beschwerden z. B. betreffend mangelhafte Verkostung der Reisenden, Instandhaltung der innern Einrichtung u. dgl. wurde ungesäumt eingeschritten und das Geeignete verfügt. In Schlücken trat in Folge Rücktrittes des bisherigen Stationsinhabers eine Aenderung in der Person des Leiters und hinsichtlich des Stationslokales ein. Arbeitsvermittlungen erfolgten im Berichtsjahre 460, gegen 539 im Vorjahre und zwar durch nachstehende Stationen: Götzis 99, Feldkirch 94, Bregenz 90, Dornbirn 74, Bludenz 35, Höchst 25, Bezau 23. Schruns 9, Hohenweiler 6, Sulzberg 5. Wie schott in frühern Berichten hervorgehoben wurde, erscheint die Zahl der Arbeitsvermitt­ lungen auf den ersten Anblick gegenüber der Zahl der in die Verpflegsstationen aufgenommenen Reisenden sehr gering. Wenn man aber bedenkt, dass int Durchschnitt ein Reisender etwa 8 Stationen besucht, so darf doch angenommen werden, dass circa ein Zehntel der die Stationen frequentirenden Reisenden durch die Vermittlung der Stationen Arbeit int Lande finden und ist sonach das erreichte Resultat keineswegs ungünstig. Der Landes-Ausschuss erhebt den Antrag: „Der hohe Landtag wolle den vorstehenden Bericht über die Thätigkeit und die Erfolge der Natural-Verpflegsstationen im Jahre 1896 zur Kenntnis nehmen." Bregenz, am 13. April 1897. Der Landes-Ausschuss. Martin Thnrnher, Referent. Truck von I. N. Teutsch, Bregenz. 26