18960129_ltb0551896_Bericht_Volkswirtschaftsausschuss_Gesuch_VerbandSparvereine_und_Darlehenskassenvereine

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Letzte Änderung 01.07.2021, 20:58
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltm_,ltp07,lt1896,ltb1896,ltb0
Dokumentdatum 2021-07-01
Erscheinungsdatum 2021-07-01
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LV. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtags. VI. Session, 7. Periode 1896. B-il.g- LV. Wsvicht des volkswirtschaftlichen Ausschusses über das Gesuch des Verbandes der 5par= und Darlehsnscaffenvereine in Vorarlberg. Hoher Landtag! Die Anwaltschaft des Verbandes der Spar- und Darlehenscassavereine in Vorarlberg unter­ breitete dem h. Landtage ein Gesuch mit der Bitte, um Gewährung einer Subvention aus dem Landes­ sonde und zwar für das II. Semester 1895 mit....................................................... 400 fl. und für das Jahr 1896 mit........................................................................................ 800 „ Zur Begründung dieser Bitte wird Folgendes angeführt: 1. Der mit 1. Juli 1895 ins Leben getretene Verband hatte, wie vorauszusehen, zunächst mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Wie aus beilieaender Rechnung und Bilanz zu ersehen, wurde bei der Gesammteinnahme von rund 200.000 fl. nur der Gewinn von 6 fl. 68 kr. erzielt, der sich jedoch durch den Umstand in ein Deficit umgestaltet, dass der Verbandsleitung, die auf Ersatz der Baarauslagen Anspruch hat, nur laut Post 6 der Ausgaben der Betrag von 14 fl. ver­ gütet sind und noch ca. 30 fl. pro 1896 als Nachtrag in Ausgaben kommen. Auch ist für den Buchhalter des Verbandes Herrn W. Nädler in der Rechnung noch keine Entschädigung für seine Mühewaltung eingestellt, die gerade in dieser Zeit der Ver­ bandsgründung eine sehr große war. 2. Der Verband hatte ferner bei seiner Entstehung bedeutende Auslagen an Kanzleispesen^ musste sich ohne Verzug einer seiner wichtigen Aufgaben, der fachmäßigen Ausbildung seiner bedeutendsten Organe, der Zahlmeister der einzelnen Sassen zuwenden durch Abhaltung eines Zahlmeister-Curses in Lingenau. Diese Thätigkeit muss nun anno 1896 fortgesetzt werden. Überdies aber muss jetzt mit der Revision der einzelnen Sassen begonnen werden, um deren geschäftliche Gebarung fortwährend in Ordnung zu erhalten. 3. Der Verband war bestrebt, mit möglichster Vorsicht vorgehend, die ihm zufließenden Cassa^ bestände der einzelnen Vereine seiner Aufgabe gemäß zu verwenden, hat diese seine Auf­ gabe auch gelöst, jedoch vorläufig noch ohne materiellen Gewinn für sich selbst, und es wird ihm auch erst später, nachdem er festen Bestand gewonnen, möglich sein, seine Lage günstiger zu gestalten, so dass er nicht mehr der materiellen Hilfe des Landes bedarf. Nachdem der h. Landtag schon früher, wenn auch in anderer Form, die Einführung der Raiffeisen-Vereine bestens gefördert hat, gibt sich die Verbandsleitung der sicheren Erwartung hin, dass nunmehr, nachdem die Organisation derselben einen absolut nothwendigen Abschluss in dem Verbände endlich erreicht hat, die weitere materielle Unterstützung bis zur gänzlichen Befestigung und Erstarkung dieser Organisation gewährt werden möge. Dem Gesuche lag folgender Rechnungsausweis bei: 305 I. Aechnunc des Verbandes der Spar- und Darlehenscaffenvereii für die Zeit vom 1. I« QM £L. österreichische Währ« Einnahmen 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Geschäftsantheile Einzahlungen der Raiffeisencafsen An Zinsen Beitrittsgebüren . . Vergütete Kanzleispesen Durch H. Anwalt Kohler Joh. Stammeinlage b. k. k. Postsparcassenamt Für landwirtsch. Bedarfsartikel (Kunstdünger) .... fl. kr. 1800 193331 21 90 61 8| 6! 110 4250 5| 199604 "b. Mrtcrrrz per W-rreichilche Wich, Activa 1. 2. 3. 4. Cassastand in Barem Ende 1895 .............................................................................. Bilanzwert der Einrichtungsgegenstände . . . Ausstände in laufender Rechnung.............................................................................. Ausstände an Zinsen.................................................................................................... fl- kN 13003 41 81900 589 8j 95534 1 91 Echwarzach-Wolfurt, 15. Januar 1896. F I Benzer, Revisor. Eg. Schregenberger, Revisor. 306 I W. Rödler, $ . und Münz in Vorarlberg, (reg. Genossenschaft mit beschränkter Haftung) Wis 31. December 1895. »er&eQr. Ausgaben 1. 2. 3. 4. 5. Mo1I ' ö. *9. 30. Angekaufte Einrichtungsgegenstände ........ Auszahlungen an die Raiffeisencassen............................................................................. Landwirtsch. Bedarfsartikel (Kunstdünger).................................................................. An Zinsen......................................................................................................................... Für Abhaltung des Zahlmeister-Curses.................................................................. Reisespesen an Anmaltschaftsmitglieder.................................................................. Stempel- und Jnsertionsgebüren ........ H. Anwalt Kohler retour, Stammeinlage beim k. k. Postsparcassenamt . . Kanzleispesen......................................................................................................................... Cassabestand mit Ende 1895 ........................................................................................ Dezember 1895. I Passiva 11 M 2. r 3. 1 4 1 5‘ r« ■■ kalter. Stand der Geschäftsantheile........................................................................................ Stand der Einlagen in lauf. Rechnung.................................................................. Rückständige Steuern und Gebüren............................................................................. Rückständige Zinsen.................................................................. ........... Reingewinn für das Jahr 1895 . . . . . . . . Johann Kohler, Anwalt. 307 Österreichische Währung fl. kr. 41 182100 4064 1 107 14 13 110 149 13003 — — 03 83 199604 66 70 — 30 38 42 — Österreichische Währung fl. kr. 1800 93131 14 582 6 65 — 64 68 95534 97 Beilage LV. LV. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtags. Der volkswirtschaftliche Ausschuss, welchem dieses Gesuch zur Berichterstattung und Antrag­ stellung in der XL Sitzung am 27. Jänner d. I. zugewiesen worden ist, findet dasselbe berücksichtigungs­ wert. Die hohe Landesvertretung hat in voller Erkenntnis der Nützlichkeit und Vortheilhaftigkeit solcher Spar- und Darlehenscassa-Vereine nach dem System Raiffeisen denselben schon von Anfang an sich geneigt gezeigt. Laut der XXXV. Beilage zum stenogr. Protocolle 1890 hat der Landtag in der XV. Sitzung am 10. November 1890 folgenden Beschluss gefasst: „Der Landesausschuss wird ermächtiget, in berücksichtigungswerten Fällen nach seinem Ermeffen an im Lande Vorarlberg bereits bestehende oder in der Folge entstehende Spar- und Darlehenscassen nach System Raiffeisen aus Landesmitteln zur ersten Anschaffung der nothwendigen Einrichtung Unter­ stützungsbeiträge im Betrage von je 50 fl. bis höchstens 100 fl. zu gewähren. Diesem Beschlusse zufolge wurde vom Landes-Ausschusse jedem Spar- und DarlehenscassenVereine, welcher bisher gegründet worden ist, eine Subvention zugewendet. Bald nach dem Jnslebentreten mehrerer dieser Vereine wurde das Bedürfnis gefühlt, für dieselben ein überwachendes Organ zu haben, damit eine einheitliche, richtige und gesicherte Manipulation erzielt und erhalten werde. Der hohe Landtag hat über die Eingabe der Spar- und Darlehenscaffa-Vereine von Hard, Götzis und Lustenau in der VIII. Sitzung vom 14. Marz 1892 (laut XVII. Beilage zum stenogr. Protocolle 1891/92) folgenden Beschluss gefasst: „Der Landes-Ausschuss wird ermächtiget, für die Dauer der gegenwärtigen Landtags-Periode den im Lande bestehenden Spar- und Darlehenscaffen-Vereinen nach System Raiffeisen einen geschäfts­ kundigen Berather beizustellen und entsprechend aus Landesmitteln zu entlohnen." Auf Grund dieses Beschlusses bestellte der Landes-Ausschuss als Kassenberather Herrn Wendelin Rädler, Oberlehrer in Wolfurt, welcher bis zur Gründung des Verbandes der Spar- und Darlehenscassen in Vorarlberg denn auch seines Amtes waltete. Die Kosten der Diäten und Reisegebüren des Berathers betrugen: 120 fl.. pro 1892 „ 1893 260 „ „ 1894 521 „ „ 1895 235 „ Wenn auch diese Vereine durch die Überwachung zu einer möglichst gleichmäßigen und verläss­ lichen Manipulation gebracht werden konnten, so trat doch immer mehr das Bedürfnis zur Gründung eines Verbandes derselben zu Tage, weil eine Geldvermittelungsstelle nothwendig schien. Dieser Verband kam auch wirklich zu Stande und begann seine Thätigkeit am 1. Juli 1895. Dadurch hat sich die Situation hinsichtlich der Überwachung der Darlehenscassen-Vereine wesentlich geändert, weil nunmehr die Verbandsleitung hiefür sorgen wird. Allerdings sind bisher von den bestehenden Vereinen nur 20 dem Verbände beigetreten, es ist aber zu erwarten, dass auch die meisten noch außerhalb stehenden Vereine sich bald dem Verbände anschließen werden. Wie nun aus dem Rechnungsausweise zu ersehen ist, konnte der Verband im II. Semester 1895 nur 6 fl. 68 kr. Reingewinn erzielen. Dabei kommt aber noch zu berücksichtigen, dass, wie aus dem Gesuche hervorgeht, dem Buchhalter keine Entschädigung eingestellt worden ist, sowie an Baarauslagen der Verbandsleitung 30 fl. für das Jahr 1895 noch nicht vergütet sind. Es besteht daher thatsächlich ein Deficit für das II. Semester 1895. Die Ursache ist nicht nur in dem Umstande zu suchen, dass der Verband auch wie jedes andere Unternehmen im Anfang schwerer gethan hat und er nur um einen halben Prcent das Geld den einzelnen Sassen vermittelt, sondern in den Ausgaben ist eine Post mit 107 fl. 42 kr. für Abhaltung des Zahlmeistercurses in Lingenau, sowie auf Kanzleispesen 149 fl. 03 kr. Die letztere Ausgabe dürfte sich für die künftigen Jahre wohl verringern, dagegen wird die erste Post auch im Jahre 1896 sich wiederholen, weil von der Verbandsleitung die Abhaltung eines solchen Curses 308 VI. Session der 7. Periode 1896. Beilage^ V auch in diesem Jahre geplant ist. Da es sich nicht rechtfertigen würde, von den Sassen einen höheren Vermittelungs-Percent zu fordern, die Ausgaben aber nicht wesentlich reduciert werden können, so ist vorauszusehen, dass auch im Jahre 1896 ein Deficit zn gewärtigen ist. Es rechtfertigt sich daher dem Verbände für das abgelaufene Jahr einen Beitrag von 300 fl. und für das Jahr 1896 — 600 fl. zu geben. Damit ist die Bedingung zu verbinden, dass der Verband alle in denselben eingetretenen Sassen und über Ansuchen auch die außerhalb des Verbandes stehenden Sassen zu überwachen habe und dass der geplante Zahlmeistercurs auch im Jahre 1896 ab­ gehalten werde. In dieser Weise wird die Landescassa nicht höher als bisher belastet, der gute Zweck der Fortsetzung der Cassen-Controle und die Vortheile eines Zahlmeistercurses erreicht. Durch die Unterstützung des jungen Verbandes ist zu erhoffen, dass er sich kräftige und in nicht ferner Zeit die materielle Unterstützung des Landes nicht mehr bedarf. Um dem Verbände die gebührende Geltung zu verschaffen, dürfte es ferner gerechtfertigt sein, dass in Zukunft den neu zu errichtenden Sassen eine Subvention nur über Antrag des Anwaltsrathes des Verbandes gewährt und der Landtagsbeschluss vom 11. November 1890 in dieser Weise ab­ geändert würde. Es stellt demgemäß der volkswirthschaftliche Ausschuss folgende Anträge: Der hohe Landtag Landtag wolle beschließen: 1. Dem Verbände der Spar- und Darlehens-Vereine nach System Raiffeisen für Vorarl­ berg wird pro 1895 ein Beitrag von 300 fl. und pro 1896 ein solcher von 600 fl. unter der Bedingung gewährt, dass derselbe auch die Revision der außerhalb dem Verbände stehenden Spar- und Darlehenscaffen über Ersuchen derselben auf Kosten des Verbandes vornehmen läßt. 2. In Abänderung des Landtags-Beschlusses vom 11. November 1890 wird der Landes­ Ausschuss ermächtigt, bei künftigen, neu zu errichtenden Spar- und Darlehenscaffen Vereinen, die in dem citierten Beschlusse in Aussicht genommene Unterstützung von 50 fft bis 100 fl. nur dann zu gewähren, wenn die Verbandsleitung den Antrag auf Landes^ Unterstützung stellt. Bregenz, am 29. Januar 1896. Peter Paul Welte, Jodok Fink, ybmannstellvertreter. Berichterstatter. Druck von I. N. Teutsch, Bregenz. 309