18950316_ltb0041896_Landesausschussbericht_Naturalverpflegsstationenwirksamkeit_1894

Dateigröße 541.97 KB
Aktenzahl/Geschäftszahl
Letzte Änderung 01.07.2021, 20:56
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltm_,ltp07,lt1895,ltb1895,ltb0
Dokumentdatum 2021-07-01
Erscheinungsdatum 2021-07-01
Unterausschüsse
Kommissionen/Kuratorien
Verbände/Konkurrenzen
Verträge
Publikationen Landtag-Ausschussbericht
Aktenplan
Anhänge
Inhalt des Dokuments

IV. der Beilagen zu den stcnogr. Protokollen des Vorarlberger Landtags. VI. Session, 7. Periode 1896. Beilage IV. cfyt des kandes-Ausschusses über die Wirksamkeit der Natural-verpflegsftationen in Vorarlberg im Jahre 1894. Hoher Landtag! Im Jahre 1894 wurden in die vorarlbergischen Ratural-Verpflegsstationen im Ganzen 34669 mittellose Reisende gegen 34949 im Jahre 1893, sonach im Berichtsjahre uni 280 weniger ausge­ nommen. Sie vertheilen sich auf die einzelnen Stationen wie folgt: 1894 Bregenz . Feldkirch . Bludenz . Dornbirn Götzis . Dalaas . Höchst . Sticken . Hohenweiler Alberschwende Hittisau . Egg . . 5216 4404 4056 3921 3763 2305 2111 1820 1700 900 839 786 1893 1894 Sulzberg. Bezau Au . Schröcken Schruns . Lech . Gaschurn Sonntag Mittelberg Nenzing Klösterle 5221 4443 4079 4043 3887 259(2 Monate) 1932 179 (2 Monate) 1627 796 648 636 . . . . . . 533 470 423 385 320 287 251 107 ’ 72 — — 1893 469 466 427 382 372 280 293 104 85 2881 (10 Monate) 1440 (10 Monate) In den Wintermonaten wurden im Berichtsjahre wie in den Vorjahren mittellose nach Tirol sich wendende Reisende in der Verpflegsstation Bludenz bei 5O°/.oiger Ermäßigung der Fahrpreise mit Billets Bludenz—St. Anton betheilt und zwar 1076 Personen. Die Auslagen beziffern sich auf 225 fl. 96 kr. Diese Maßnahme erweist sich nicht nur in finanzieller Beziehung als sehr günstig, sondern hält nach der einen Richtung den Zuzug dieser Elemente vom ganzen Klosterthale nahezu vollständig ab. 29 IV. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtags. Beilage IV. Die Auslagen für die Leitung der Stationen, für Verpflegung der Reisenden, für Miethe der Lokale, für Licht, Beheizung und Reinigung, dann Beschaffung oder Ergänzung der Einrichtung und insoweit es die Station Bludenz betrifft, für Zahlung der Eisenbahnfahrkarten beziffern sich pro 1894 wie folgt: Bezirk Auslagen Uebernahme Uepartirt Sten ersumme auf den auf die des kandesfond Gemeinden Sregem Bregenzerwald IHitttlbttg*) Dornbirn Feldkirch Bludenz Montavon 3534 1557 27 — 68 50 — — 2851 3770 394 — 74 1300 14232 60 1300 ____ — ____ — Bezirkes 3534 — 123, 722 08 1557 68 45, 653 — 3'41 50 3, 677 — 0'75 2097 25 82, 645 27 2 53 2851 2470 394 43 — 74 85, 379 02 3'34 67, 886 16, 667 85 95 3'61 2'36 12932 60 425, 631 17 3'03 27 • — — 25 43 2097 ____ Entfällt auf die Gemeinden in Prozenten;. den ärar. Steuern 2'85 Im Jahre 1893 waren folgende Auslagen zu decken Bezirk Auslagen Uebernahme Uepartirt Lteuersumme auf den auf die des landesfond Gemeinden Bregenz Bregenzerwald Mittelberg Dornbirn Feldkirch Bludenz Montavon Entfällt auf diel Gemeinden in | Prozenten;, den ärar. Steuern Bezirkes 3318 16 — — 3318 16 119, 917 83 1414 54 — — 1414 54 49, 260 82 3'1 31 20 — — 31 20 3, 714 58 0'84 2067 67 __ ■— 2067 67 79.697 15 2'59 2802 3994 75 87 — — 2802 83, 785 32 — 2494 64, 155 94 3'34 3 9 425 70 1500 —' — 425 75 87 70 16, 745 84 2'54 14, 054 89 1500 — 12, 554 89 417, 277 48 3'008 2’68 Ein Vergleich dieser 2 Tabellen ergibt eine Steigerung der Auslagen in den Bezirken Bre genz und Bregenzerwald, die zumeist aus der größern Frequenz der Stationen Hohenweiler, Alberschwende, Sulzberg, Egg und Hittisau herrührt. Im Bezirk Bludenz haben sich, obwohl nicht unbedeutende Anschaffungen für die Einrichtung der Station Stuben zu bestreiten waren, die Auslagen vermindert, so dass der Landesbeitrag von fl. 1500 auf fl. 1300 herabgesetzt werden konnte. Dieser Umstand ist der mit Oktober 1893 einge­ tretenen Änderung in den Stationen des Klosterthales zu verdanken, da die damals neuerrichtete Sta- *) Auslagen für Miethe, Beleuchtung, Reinigung u. dgl. wurde nicht in Anrechnung gebracht, da die Station in einem Lokale des Armenhauses untergebracht ist. Die angerechneten 27 fl. 50 fr. beziehen sich daher nur auf die Kost und die Leitungsgebühr. VI. Session der 7. Periode 1896. Beilage IV. tion Stuben eine bedeutend geringere Frequenz nachweist, als die aufgelassene Station Nenzing zur Zeit ihres Bestandes. Die Erfolge der Natural-Verpflegsstationen sind auch im Berichtsjahre sehr günstige. Aus den eingegangenen Berichten sowie andern gemachten Wahrnehmungen geht hervor, dass sowohl die Gemeinde-Vorstehungen als die Bevölkerung dieser Institution volle Anerkennung zollen, deren Erfolge würdigen und deren Zwecke thunlichst fördern. Bettel- und Vagabundenwesen haben seit dem Bestände der Stationen sehr abgenommen und damit ist auch die öffentliche Sicherheit wesentlich erhöht worden. Damit aber von Seite der berufenen Organe immer noch mehr die Zwecke der VerpflegsStationen thunlichst gefördert werden und keine Erlahmung in den bezüglichen Bestrebungen eintrete, fand sich der Landes-Ausschuss veranlaßt, unterm 9. April 1894 Zl. 1246 einen Circular-Erlaß an sämmtliche Gemeinde-Vorstehungen zu richten, in welchem dieselben aufgefordert wurden, die Bevölkerung von Zeit zu Zeit im Wege der Publikation und bei jeder andern sich darbietenden Gelegenheit in dem Sinne zu belehren und zu beeinflussen, dass sie sich aller Gaben, namentlich aber der Geldgaben an fremde Bettler enthalten, solchen Individuen keinen Unterstand gewähren, sondern dieselben an die nächste Verpflegsstation verweisen solle. Das Land Vorarlberg ist vermöge' seiner geographischen Lage in außerordentlicher Weise dem Zuzuge fremder, mittelloser und vielfach arbeitsscheuer Reisender ausgesetzt. Während nun in den an­ gränzenden Nachbarreichen gegen solche Individuen mit aller Strenge vorgegangen wird und zumeist deren Zurückweisung an der Grenze erfolgt, geschieht bei uns von Seite der Grenzorgane wenig oder nichts und wird nahezu jedem derartigen Individuum der Eintritt ins Land gestattet und zwar vielfach ohne Controls der Schriften und des Besitzes der nöthigen Reisemittel. Uber Anregung des Landes-Ausschusses hatte in anerkennenswerther Weise die k. k. Bezirks­ hauptmannschaft Bregenz im Frühjahr 1893 die Gendarmerieposten und Zollämter des Bezirkes Bre­ genz in einem an diese Organe gerichteten Erlasse aufgefordert, fremde, mittellose, arbeitsscheue oder mit ungenügenden Reisedocumenten versehette Personen schon an der Landesgrenze zurückzuweisen. Die­ ser Erlass schien aber insbesondere von Seite der Zollämter und Finanzwacheorgane nicht die gehörige Beachtung gefunden zu haben, indem die Klagen wegen allzustarken Andranges solcher Elemente nicht verstummten. Mit Zuschrift vom 30. Juli 1894 Zl. 2648 wendete sich daher der Landes-Ausschuss an die k. k. Statthalterei mit dem Ersuchen, in der angedeuteten Richtung an die berufenen Organe im Lande Vorarlberg geeignete Instruktionen ergehen zu lassen, um auf diese Weise eine neuerliche Einschränkung des Vagabundenwesens herbeizuführen. Die k. k. Statthalterei hat diesem Ansuchen bereitwillig entsprochen und unter dem 26. Aug. 1894 Zl. 19058 sowohl an die k. k. Finanz-Bezirks-Direction in Feldkirch, als an die 3 vorarlberg­ ischen Bezirkshauptmannschaften die nöthigen Weisungen ergehen lassen. Im Jahre 1894 wurden sämmtliche Verpflegsstationen mit Ausnahme jener von Mittelberg und zwar die kleinern einmal, die größern 2—3mal vom Landesausschussreferenten besucht und kann hinsichtlich der Führung der Amtsschriften, der Einhaltung, der Ordnung und Reinlichkeit, der Ver­ köstigung der Reisenden und der Einrichtung der Anstalten ein sehr befriedigender Zu­ stand konstatirt werden. Bei der einen oder andern kleinen Station, bei der die Einrichtung vom Stationshalter selbst beigestellt wird, ist diese mitunter etwas weniger befriedigend. Bei wahrgenommenen Mängeln z. B. bezüglich zu wenig rigorosen Vorgehen bei Aufnahme von Reisenden, Nichtausstellen von Begleitscheinen, Ueberwälzung der Kosten von an Reisenden vorge­ nommenen Reinigungen auf die Station u. dgl. wurde sofort eingeschritten und das Geeignete verfügt. Im Ganzen erfolgten 420 Arbeitsvermittlungen und zwar in nachstehenden Stationen: Feld­ kirch 92, Dornbirn 87, Bregenz 76, Götzis 59, Bludenz 37, Höchst 32, Hohenweiler 21, Schruns 9, Dalaas 4, Sulzberg 1, Gaschurn 1 und Mittelberg 1. Hiezu wären noch die in der Station Stuben erfolgten aber in das bezügliche Verzeichnis nicht aufgenommenen Arbeitsvermittlungen bei Lawinen­ schutzbauten, dann einige Arbeitsvermittlungen anderer Gebirgsstationen zur Zeit der Heuernte beizurechnen. Die Zahl dieser Arbeitsvermittlungen erscheint auf den ersten Anblick gegenüber der Zahl der 31 IV. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtags. VI. Session, 7. Periode 1896. in die Stationen aufgenommenen Reisenden (34669) sehr gering. Wenn man aber bedenkt, dass im Durchschnitt ein Reisender etwa 8 Stationen besucht, so kann doch angenommen werden, dass etwa em Zehntel der die Stationen frequentirenden Reisenden Arbeit durch die Vermittlung der Stationen er­ hält, was jedenfalls als ein günstiges Resultat anzusehen ist. Das Nachbarland Tirol hat hinsichtlich Einführung der Natural-Verpflegsstationen ungeachtet der günstigen Berichte und Anträge des dortigen Landes-Ausschusses auch in neuester Zeit eine ablchnende Haltung eingenommen, was insofern zu bedauern ist, als bei allgemeiner Einführung dieser Anstalten der Zweck derselben in den Ländern, in denen sie schon bestehen, noch leichter und sicherer erreicht werden könnte. Indem der Landes-Ausschuß dem h. Landtage diesen Bericht unterbreitet, erlaubt er sich zu stellen den Antrag: „Der hohe Landtag wolle den vorstehenden Bericht, betreffend die Thätigkeit und die Erfolge der Natural-Verpflegsstationen pro 1894 zur Kenntnis nehmen." Bregevz, den 16. März 1895. Der Landes-Ausschuss. Mart. Thurnher, Referent. Druck von I. N. Teutsch in Bregenz. 32