18950129_ltb0421895_Schulausschussbericht_Subventionseingabe_StadtratBregenz_Handelsschule

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Letzte Änderung 01.07.2021, 18:48
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltm_,lt1895,ltb1895,ltb0,ltp07
Dokumentdatum 2021-07-01
Erscheinungsdatum 2021-07-01
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XLU. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des^ Vorarlberger Landtags. V. Session. 7. Periode 1895. Beilage XLU. Wovicht des landtäglichen Lchulausschusses über die Eingabe des ötadtrathes Bregenz nm öuboentionierung einer dort zn errichtenden Handelsschule aus Landesmitteln. Hoher Landtag! In der V. Landtagssitzung am 19. Jänner wurde die Eingabe des Stadtrathes Bregenz um Subventionierung einer dort zu errichtenden Handels- und Gewerbeschule aus Landesmitteln dem landtäglichen Schulausschusse zugewiesen. Schon seit Jahren strebt die Landeshauptstadt Bregenz eine staatliche Mittelschule an; anfänglich war ein staatliches Untergymnasium der Gegenstand ihres Verlangens. Nachdem ein dieses Ansuchen enthaltendes Majestätsgesuch abgelehnt worden, suchte die Stadtgemeinde in den Besitz einer staatlichen Gewerbeschule zu gelangen und die Erwirkung einer Subvention für eine damit zu verbindende Handelsmittelschule zu erlangen. Aber auch dieses zweite Gesuch wurde abweislich beschieden. Irr diesem ablehnenden Bescheide spricht der Herr Minister für Cultus und Unterricht seine principielle Geneigtheit aus, eine von den localen Factoren in's Leben zu rufende, normalmäßig auszugestaltende zweiklassige Handelsschule sammt kaufmännischer Fortbildungsschule nach Maßgabe der ihm zur Ver­ fügung stehenden Mittel durch Ertheilung einer entsprechenden Subvention zu fördern. Der Stadtrath Bregenz sucht den Beweis zu erbringen, dass eine derartige Anstalt eine. Landesangelegenheit sei und ihren Platz nur in Bregenz haben könne, woselbst außer der eigenen Volks- und Bürgerschule keine weitere Lehranstalt sei. Der Stadlrath bekennt offen, dass er die Errichtung eines Slaatsuntergymnasiums mit den größtmöglichen materiellen Opfern zu unterstützen bereit gewesen wäre, dass jedoch diese Opferwilligkeit bei Erreichung eines Zweckes, der den Anschauungen der Stadtvertretung weit weniger entspricht, eine wesentliche Einbuße erlitten habe und tritt somit an den Landes-Ausschuss mit der Bitte um eine jährliche, namhafte Subvention heran. Der Schulausschuss ließ sich in seiner Berathung und Beschlussfassung hauptsächlich von folgenden Gesichtspunkten bestimmen: 1. Laut dem Gesuche beigeschlossenen Lehrplanes würde einzig nur in der Vorbereitungsklasse Religion als obligater Lehrgegenstand gelehrt, während in der I. und II. Classe für Religion 179 Beilage XLII. 2. 3. 4. 5. XLM. der Beilagen zu den ftenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtags. kein Platz mehr sein soll. Wenn nun aber die in socialer Hinsicht so wichtigen Stände des Handels und Gewerbes schon in jener Zeit, wo sie sich die fachliche Ausbildung erwerben sollen, gewöhnt werden, die Religion als etwas gänzlich unnöthiges anzusehen und folgerichtig sich .nicht um die Forderungen der Religion bei Ausübung ihres Gewerbes zu kümmern, so kann eine solche Anstalt in geistiger, wie materieller Beziehung wenig Nutzen schaffen. Die in unmittelbarer Nähe von Bregenz bestehende, trefflich geleitete Realschule des Cistercienserklosters Mehrerau zählte, wenigstens in früheren Jahren, auffallender Weise wenige Inländer dafür aber eine stattliche Zahl Ausländer unter ihren Frequentanten, so dass sich kaum mit Wahrscheinlichkeit ein starker Besuch dieser neuen Anstalt seitens des kleinen Landes erwarten läßt. Die Stadt Bregenz ist verhältnismäßig mit einem bescheidenen Schulbudget belastet, da es bedeutende Schulstiftungen besitzt und die Auslagen für den Unterricht der weiblichen Jugend, welchen die ehrwürdigen Frauen des Dominikanerinnenklosters Thalbach in hochherziger und uneigennütziger, aber ebenso erfolg- und segensreicher Weise ertheilen, kaum in Betracht kommen. Die Stadtgemeinde Bregenz bezieht seitens der k. k. Staatsbahn jährlich 'eine Steuer­ einnahme von beiläufig fl. 18.000, welche der Natur der Sache nach eigentlich dem Lande zufließen sollte. * Wenn nun hierin auch mit der Zeit eine Änderung eintreten dürfte, so hätte doch die Landeshauptstadt schon aus diesen hohen Jahreseinnahmen einen sehr erheblichen Specialfond anlegen können. Die Stadt Bregenz steht bereits seit einer langen Reihe von Jahren im Bezüge von fl. 1488 aus dem Normalschulfonde. Es wäre nun wohl wünschenswert, dass durch ausreichende Subvention seitens der Regierung die Errichtung und Erhaltung einer wo möglich completen Handelsschule sammt kaufmännischer Fort­ bildungsschule in der Landeshauptstadt ermöglicht würde. Das Land Vorarlberg besitzt eine reiche Industrie und eine ziemliche Zahl größerer Handelsleute, so dass mancher strebsame Sohn des Landes hinreichend Gelegenheit hätte, eine ordentliche Lebensstellung zu finden, wenn er sich die nothwendigen Kenntnisse im Handels- bezw. Gewerbewesen hätte erwerben können, während gegenwärtig viele derartige bessere Stellen durch qualificierte Ausländer besetzt werden müssen. In Anbetracht der oben dargelegten Gründe konnte der Schulausschuss jedoch das Gesuch des Stadtrathes Bregenz nicht aufrecht erledigen, wie sehr er auch von der Nützlichkeit einer Handelsschule und kaufmännischen Fortbildungsschule überzeugt ist. Der landtägliche Schulausschuss stellt daher folgenden Antrag: Der hohe Landtag wolle beschließen: „Auf das Gesuch des Stadtrathes Bregenz um Subventionirung einer in Bregenz zu errichtenden Handels- sammt kaufmännischer Fortbildungsschule kann aus den im Berichte ausgeführten Gründen dermalen nicht eingegangen werden." Bregenz, den 29. Jänner 1895. Dr. Johann Zobl, Rndigier Pfr., Obmann. Berichterstatter. 180 V. Session der 7. Periode 1895._____ Beilage XLII. Hierzu stellt Herr Abgeordneter Dr. Waibel folgenden Minoritätsantrag: „Der Landesausschuss wird beauftragt, zum Zwecke der Errichtung einer 3klassigen Handelsschule für das Land Vorarlberg, mit dem Sitze in der Landeshauptstadt Bregenz, im Einvernehmen mit dem Stadtrathe von Bregenz, sowie der Vorarlbergischen Handels­ und Gewerbekammer mit der k. k. Unterrichtsverwaltung in Verhandlung zu treten, und dem Landtage in der nächsten Session die geeigneten Vorschläge bezüglich der Betheiligung des Landes Vorarlberg an der Errichtung und Erhaltung einer solchen Unterrichtsanstalt zu unterbreiten." Druck von I. N. Teutsch, Bregenz. 181