18950117_ltb0141895_Bericht_Volkswirtschaftsausschuss_Flexenwegherstellung

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Letzte Änderung 01.07.2021, 18:48
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltm_,lt1895,ltb1895,ltb0,ltp07
Dokumentdatum 2021-07-01
Erscheinungsdatum 2021-07-01
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XIV, der Beilagen zu dcn^ stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtags, v. Session, 7. Periode 1895. Beilage XIV. Wsvichl -es volkswirthschaftlichen Ausschusses betreffend die Herstellung des Llexenrveges. Hoher Landtag! T Bereits in der Session 1891/92 beauftragte der hohe Landtag den Landes-Ausschuss zum Zwecke der Erstellung eines sichern Fahrweges von Stuben bis zur Passhöhe vom Flexen die nöthigen Vorerhebungen zu pflegen und Plan und Kostenvoranschlag durch den Landescultur-Jngenieur anfertigen zu lassen. ' Diesem Auftrage konnte aus mehrfachen Gründen bis zum Beginne der vorigen Session nur theilweise entsprochen werden. Wohl wurden Verhandlungen mit den Gemeinden gepflogen, technische Gutachten eingeholt und auch ein generelles Project sammt aproximativem Kostenvoranschlag verfasst. Dagegen lag ein Detailproject und ein auf Grund desselben verfasster Kostenvoranschlag nicht vor. Auf Grund des Berichtes und der Anträge des landtäglichen Gemeinde- und Verwaltungs­ Ausschusses fasste der Landtag in der Sitzung vom 5. Februar v. I. folgende Beschlüsse: „1. Der Landes-Ausschuss wird beauftragt in Angelegenheit des Straßen - Projectes über den Flexen folgende weitere Erhebungen und Verhandlungen zu pflegen: Der Landescultur - Ingenieur ist zu beauftragen, das Project einer neuen Straße über den Flexen, sowie den Kostenvoranschlag der eingehendsten, genauesten Überprüfung zu unterziehen und auch die Grundablösung in den Voranschlag aufzunehmen. Die interessirten Gemeinden Lech, Warth-Hochkrumbach und Klösterle sind zu einer bedingungslosen verpflichtenden Zusage eines angemessenen verhältnismäßigen Beitrages zu veranlassen, sowie die Frage der künftigen Instandhaltung zu lösen. Vorerst ist über die vollständige Deckung sämmtlicher Kosten dieses Straßenbaues sich Sicherheit zu verschaffen. 65 Beilage XlV. XIV. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtags. Endlich ist mit der h. k. k. Regierung das weitere Einvernehmen über die staatliche Beitragsleistung, sowie über die Zulässigkeit eines Weg-Zolles für diese Straße zu pflegen. * ' 2. Soferne der überprüfte Kostenvoranschlag einschließlich der Grundablösungskosten kein wesent­ liches Mehrerfordernis ergeben wird, oder für die vollständige Deckung der sämmtlichen Kosten dieses Straßenbaues einschließlich der Landesbeitrages Sicherheit gefunden werden wird, wird der Landes-Ausschuss ermächtiget, einen Beitrag bis zur Höhe von 5000 fl. aus der Landescassa zu diesem Straßenbaue in sichere Aussicht zu stellen." In Ausführung dieser Beschlüsse wurde der Landes-Ingenieur mit der Anfertigung des DetailProjectes und des Kostenvoranschlages betraut. Derselbe unterzog sich mit großem Fleiße und hierbei neuerdings erprobter Fachkenntnis dieser Aufgabe. Nach dem entworfenen Projecte soll die Abzweigung des Flexenweges nicht schon bei Stuben, sondern weiter oben in der Nähe von Rautz von der Reichsstraße aus erfolgen und soll sonach derselbe auf der linken Seite des Flexenbaches durch die Alpen Mutten und Gofrei dis in den bestehenden Weg auf der Passhöhe führen. Die Verbindung des Vorarlbergischen Lechthales, beziehungsweise der bei den Gemeinden Lech und Warth-Hochkrumbach mit der Außenwelt, d. i. mit der an der Arlberg-Reichsstraße gelegenen, zur Gemeinde Klösterle gehörigen Ortschaft Stuben im Klosterthale und weiter mit der.nächsten Bahnstation Langen vermittelt der Weg über den Flexenpaß. Ist der Übergang über denselben bei der bedeutenden Höhenlage von 1784 m im Winter bei Sturm und Schneetreiben auch meist mühselig, so birgt er doch nicht so große Gefahren. Anders ist es jedoch vom Flexenpasse abwärts gegen Stuben, dort wo der jetzige Weg das Hochplateau verlässt, in mehrfachen Serpentinen mit großem Gefälle stellenweise bis 25°/0 an der rechtseitigen Bergeslehne entlang, welche aus den zu Rutschungen geneigten Verwitterungsprodukten des Gebirgsstockes besteht, zur Thalsohle hinabführt. # < Hier, wo von den muldenförmigen Bodengestaltungen und Berglehnen schon bei geringem Schneefalle mächtige Lawinen sich bilden iinb in die Tiefe gehen, lauert bei jedem Schritte dem Wanderer das Verderben. Seit dem Jahre 1860 zählt man bereits 11 Menschen, die infolge der Lawinen ihren Tod fanden, nicht zu gedenken der zahreichen andern.Unfälle, die sich dort ereigneten. Trotz der Gefahren und Schrecknisse, welche der Flexenweg in dieser Strecke bietet, ist aufdemselben der Verkehr doch ein sehr reger, weil dieser Weg eben das einzige Cornunikationsmittel für die Bewohner von Lech und Warth-Hochkrumbach bildet, auf welchem sie ihre Lebensrnittel beziehen, und die Exportartikel verführen können. Wegen der bestehenden Unsicherheit infolge Lawinengefahr musste vor allem Anfänge an bei Verfassung des neuen Projectes von der rechtseitigen Berglehne abgesehen werden. Dazu kommt noch, dass auch der Umstand in Berücksichtigung gezogen werden musste, die Fortsetzung der Straße mit Anschluss an die im tirolischen Lechthale im Baue befindliche Straße zu erleichtern, und das kann nur dann der Fall sein, wenn die Sicherheit eine genügende und die Steigungsverhältnisse nicht ungünstig sind. Bei dem neuen Project trifft dieses zu. Insbesondere werden auch gerade die Steigungsver­ hältnisse nicht ungünstig, indem sie durchschnittlich nur 8 —9°/0 betragen, die Maximalsteigung aber nur 9’98°/o erreicht. Die Breite der Straße ist mit 3 m bemessen, wovon 0'5 für den Seitengraben und 0'5 m für das Seitenbarquel in Abzug zu bringen ist, sopach eine Fahrbahnbreite von 2 m verbleibt, wobei jedoch an geeigneten Plätzen für eine hinreichende Anzahl von Ausweichestellen vorgesorgt wird. Als Bauzeit werden 2 Jahre in Aussicht genommen, einmal wegen der in dieser Höhenlage kurz bemessenen Bauzeit, welche die Vollendung in einem Jahre nicht gestattet, und dann auch, weil 66 . - . . . V. Session der 7. Periode 1895 Beilage XIV. die vom Lande und vom Staate zu erhoffenden Subventionen leichter in zwei Jahresraten zu erhallen sein werden. Die Gesammtkosten der Anlage incl. die ganz bedeutende Summe von fl. 40.900. der Grundablösung und Baüaufsicht beziffern sich auf Mit den betheiligten Gemeinden waren hinsichtlich ihrer Beitragsleistung schon im Laufe des vergangenen Sommers Verhandlungen gepflogen worden. Die Gemeinde Lech verpflichtete sich hiebei zur Leistung von 3000 fl., Klösterle zu 1500 fl., und Warth-Hochkrumbach zu 600 fl., somit alle 3 betheiligten Gemeinden zu einem Gesammtbetrage von 5100 fl. Auch die Frage der Grundablösung wurde insoweit , erledigt, als seitens des Vorstehers von Klösterle und des Landes-Ingenieurs mit den Grundbesitzern letztere bindende Abmachungen gepflogen und die Kosten der Ablösung in den Kostenvoranschlag des Detailprojektes ausgenommen wurden. ' Endlich wurde bei diesen Verhandlungen auch die Frage der künftigen Erhaltung der neuen Straße gelöst, indem die Gemeinde Lech dieselbe in rechtsverbindlicher Weise übernahm, dabei sich aber vorbehiclt, Schritte um Bewilligung zur Errichtung einer Wegmauth einzuleiten. Nachdem die vorangeführten Verhandlungen beendet waren und Detailprojekt sammt Kosten­ voranschlag vorlagen, mußte sich der Landesausschuss im Hinblick auf das hohe Erfordernis die Frage stellen, ob er in dieser Angelegenheit weitere Schritte unternehmen, oder vorher die weitere Beschluss­ fassung "des h. Landtages einholen solle. In Würdigung der unabweislichen Nothwendigkeit der Erstellung des neuen Weges und in Würdigung des Umstandes, dass jede weitere Verzögerung hintangehalten werden sollte, entschied sich der Landes-Ausschuss für das erstere. In der Landes-Ausschusssitzung vom 5. Nov. v. I. wurde einstimmig beschlossen, Plan und Kostenvoranschlag der h. k. k. Regierung mit der Bitte um Gewährung eines Staatsbeitrages von fl. 20'000 zur Erbauung dieses Weges vorzulegen und dabei vorbehaltlich der Genehmigung des Land­ tages die Zuwendung eines Landesbeitrages in der Höhe von fl. 15'000 zu gleichem Zwecke in Aus­ sicht zu stellen. Die Erledigung der h. k. k. Regierung über diese Eingabe ist noch nicht erfolgt, es besteht aber die begründete Hoffnung, dass dieselbe in günstiger Weise bald eintreffe. Für die armen Gemeinden Lech und Warth-Hochkrumbach kann nur qiif diese Weise ein ent­ sprechender Verkehrsweg geschaffen werden, da dieselben ganz außer Stande siM- mit eigenen Mitteln auch nur den primitivsten Verbindungsweg zu erstellen. Aber auch für das Land allein wäre dieses Unternehmen ohne werkthätige Beihilfe des Staates nicht ausführbar, indem seine bescheidenen Mittel in der nächsten Zeit zu vielen und mitunter großen Unternehmungen in Anspruch genommen werden. Es bleibt daher zur Realisirung des geplanten Werkes nur jener Weg offen, den der Landes­ Ausschuss betreten hat. Der volkswirthschaftliche Ausschuss ist im Hinblick auf die bestehenden Verhältnisse und Umstände und insbesondere in Rücksicht auf die unbedingte Nothwendigkeit der Erstellung eines sichern Verkehrsweges über den Flexen einerseits, und der Mittellosigkeit der betheiligten Gemeinden andererseits der einstimmigen Anschauung, dass das Land zur Erbauung des projektierten Weges der vom Landes­ Ausschusse in Aussicht genommene Betrag von fl. 15.000 vertheilt auf 2 Jahre votiren sollte, selbst­ verständlich unter der Bedingung, dass auch der Staat zu gleichem Zwecke den vorgesehenen Betrag von fl. 20.000 leiste. Wohl ist der vom Lande zu votirende Beitrag gegenüber andern bisher zu ähnlichen Zwecken geleisteten Unterstützungen sehr hoch, aber die bestehenden Verhältnisse rechtfertigen die Gewährung desselben. 67 XIV. der Beilagen AU den stenogr. Protokollendes Vorarlberger Landtags. V. Session. 7. Periode 1895. Der volkswirthschaftliche Ausschuss erhebt auf Grund dieser Ausführungen den Antrag: Der hohe Landtag wolle beschließen: „Für den Bau des Flexenweges nach dem vorliegenden im Jahre 1894 angefertigten Detailprojekt wird ein Landesbeitrag von fl. 15.000, zahlbar in zwei Jahresraten (1895und 1896) unter der Bedingung gewährt, dass der Staat dem gleichen Zwecke eine Subvention von fl. 20.000 zuwende." Bregenz, am 17. Januar 1895. Johannes Thurnher, Martin Thurnher, Obmann. Berichterstatter. Druck von I. N. Teutsch, Bregenz. 68