18940312_ltb0021894_Landesausschussbericht_Naturalverpflegsstationenwirksamkeit_1893

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Letzte Änderung 01.07.2021, 18:40
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltm_,lt1894,ltb1894,ltb0,ltp07
Dokumentdatum 2021-07-01
Erscheinungsdatum 2021-07-01
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Inhalt des Dokuments

1L der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtags. V. Session, 7. Periode 1895. Beilage II. Weicht des Landes - Ausschusses über die Wirksamkeit der Natural - verpflegsstationen in Vorarlberg im Jahre 1893. Hoher Landtag! Die Natural-Verpflegsstationen Vorarlbergs wurden im Lause des Jahres 1893 von^mittellosen Reisenden in einem nur mäßig erhöhten Ausmaße in Anspruch genommen, als im Jahre 1892. Die Gesammtzahl der Verpflegten beträgt 34.949 gegen 34.266 im Vorjahre. Die Frequenz ist als eine große anzusehen, ergibt sich aber, wie schon im Berichte des Landes-Ausschusses für das Jahr 1892 hervorgehoben wurde, vorzüglich aus der geografischen Lage des Landes, der Länge des dasselbe von der bairischen Grenze bis zum Arlberg durchziehenden Hauptverkehrsweges und der verhältnismäßig guten Unterkunft und Verpflegung, die den Reisenden in den vorarlbergischen Stationen zu Theil wird. Es fanden in den Stationen Aufnahme: 1893 Bregenz. . . . Feldkirch . . . Bludenz. . . . Dornbirn . . . Götzis . . . . Renzing (10 Monate) Höchst . . . . Hohenweiler . . Klösterle (10 Monate) Alberschwende . . Hittisau. . . . Eaa .... . 1893 1892 5221 4443 4079 4043 3887 2881 1932 1627 1440 . . . . . . . . . 796 648 636 . . . . . . . . . . . . . . Sulzberg . . . Bezau .... Au......................... Schröcken , . . Schruns . . . Gaschurn . . . Lech......................... Dalaas (2 Monate) Stuben (2 Monate) Sonntag . . . Mittelberg . . . 5076 4302 4014 3855 3663 3322 1808 1508 3083 592 471 490 3 469 466 427 382 372 293 280 259 179 104 85 1892 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ' . . 399 321 281 216 254 299 204 — — 73 35 II. der Beilagen zu den ftenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtags. Beilage II. Wie im Vorjahre, wurden auch im Berichtsjahre während der Wintermonate mittellose, nach Tirol sich wendende Reisende von der Station Bludenz mit Fahrbillets Bludenz—St. Anton betheilt. Ueber wiederholtes Einschreiten des Landes-Ausschusses gewährte die k. k. General-Direktion der öster­ reichischen Staatsbahnen für solche Billete mit Erlass vom 10. Februar 1893, Nr. 138.170/92 eine 5O°/oige Ermäßigung, so dass für diese Strecke ein Billet nur mehr auf 21 fr. zu stehen kommt Vom 1. Jänner bis Mitte Februar 1893 wurden 270 Reisende mit Billets ä 41 fr., von Mitte Februar bis Mai, dann November—Dezember 749 Reisende mit Billets ä 21 fr. betheilt, was eine Auslage von 267 fl. 99 fr. verursachte. Die Auslagen für die Leitung der Stationen, für Verpflegung der Reisenden, für Miethe der Lokale, für Licht, Beheizung und Reinigung, dann Ergänzung der Einrichtung und soweit es die Station Bludenz betrifft für Zahlung der Eisenbahnfahrkarten beziffern sich pro 1893 wie folgt: Htjirk Bregenz Bregenzerwald Mittelberg*) Dornbirn Feldkirch Binden; Montavon Auslagen 3318 16 Uebernahme Bepartirt Lteuersumme auf den auf die des Landesfond Gemeinden Bezirkes — — —’ 54 — 20 67 75 87 70 — — — 1500 — — 14, 054 | 89 1500 — 1414 31 2067 2802 3994 425 — — — — Entfällt auf die Gemeinden in Prozenten z. den am. Steuern 3318 16 119, 917 83 1414 54 20 49, 260 3, 714 82 58 67 79, 697 83, 785 15 32 31 2067 2 68 3 1 0.84 2 59 2802 2494 425 75 87 70 64, 155 16, 745 94 84 3-34 3-9 254 12, 554 89 417, 277 48 3'008 Im Jahre 1892 waren folgende Auslagen zu decken: Uebernahme Bezirk Bregenz Bregenzerwald Mittelberg Dornbirn Feldkirch Bludenz Montavon Auslagen 2993 1016 12 1916 auf den auf die des Gemeinden Bezirkes — — — — 95 — — - 77 35 3832 440 12, 998 — — 2993 1016 12 1916 2785 — — 37 75 1500 —. — — 2332 440 38 1500 — 11, 498 Entfällt auf die Gemeinden in Prozenten z.den am. Steuern Steuerfumme Landesfond 74 45 2785 Bepartirt 74 117, 788 10 45 44, 535 95 3, 647 93 70 2 54 2 28 0'36 77 74, 473 54 2 56 35 37 86, 945 3'2 62, 921 14 62 75 16, 565 94 3'7 2'68 38 406, 877 97 2'82 1 Ein Vergleich der beiden Tabellen zeigt im Jahre 1893 gegenüber dem Vorjahre ein Mehr­ erfordernis von fl. 1056, 51. Dieses rührt zum kleinern Theile aus der etwas größern Frequenz der Stationen, zum größern Theile aber daher, dass in den ersten 4 Monaten des Jahres 1892 noch die *) Auslagen für Miethe, Beleuchtung, Reinigung u. dgl. wurde nicht in Anrechnung gebracht, da die Station in einem Lokale des Armenhauses untergebracht ist. Die angerechneten 31 fl. 20 beziehen sich daher nur auf die Kost und die Leitungsgebür. 4 V. Session der 7. Periode 1895 Beilage II. geringere Verpflegungsgebür von 40 fr. per Tag und Mann zu entrichten kam, während vom 1. Mai 1892 an, somit im Jahre 1893 die ganze Zeit die erhöhte Gebür von 50 per Tag und Mann berechnet wird. Der Bezirk Bludenz erscheint auch in diesem Jahre verhältnismäßig hoch belastet und es wurde ihm daher auf Grund des Landtagsbeschlusses vom 27. Okt. 1890 durch den Landes-Ausschuss eine Subvention von fl. 1500.— zur theilweisen Deckung der erwachsenen Auslagen aus der Landes­ kasse gewährt. Es ist aber im Hinblicke auf die erwirkte Fahrpreisermäßigung für nach Tirol sich wendende mittellose Reisende, vorzüglich aber durch die Auflassung der Station Nenzing für die Folge eine nicht unwesentliche Entlastung für diesen Bezirk zu erwarten. Die an Stelle der Station Nenzing neuerrichtete Station Stuben dürfte voraussichtlich eine weit geringere Frequenz zu gewärtigen haben, als erstere bis zu ihrer Auflassung immer hatte. Die Auflassung der Station Nenzing, dann die Berlegung jener von Klösterle nach Dalaas, sowie die Errichtung einer neuen Station in Stuben entsprechen einem schon lange ausgesprochenen Wunsche der Klosterthaler, wie überhaupt einem dringenden Bedürfnisse, der Weg von Feldkirch nach Bludenz ist viel leichter und ohne Ueberwindung von Schwierigkeiten zurückzulegen, als jener zwischen Bludenz und der bestandenen Station Klösterle. Wohl beklagt sich die Gemeindevorstehung von Nenzing in einem an deu Landes-Ausschuss erstatteten Berichte, dass der Bettel und das Vagabundenwesen, von denen man während des Bestandes der Natural-Verpflegsstation wenig bemerkt habe, seit Auflassung derselben wieder zunehme; bei einem energischen Vorgehen der Gemeindevorstehung und dem immer gezeigten guten Willen der dortigen Bevölkerung werden die befürchteten Folgen der Auflassung genannter Station wohl sicher nicht eintreten. Die Erfolge der Natural-Verpflegsstationen hinsichtlich Einschränkung des Bettel- und Vagabunden" wesens sind auch im abgelaufenen Jahre als sehr günstige zu bezeichnen. Fast ausnahmslos wird in den Berichten der Gemeinden konstatiert, dass Bettel-und Vagabundenwesen seit Einführung der NaturalVerpflegsstationen wesentlich abgenommen, ja an manchen Orten sozusagen fast ganz aufgehört habe, und daß die Bevölkerung dieses Institut hochschätze und den Nutzen und die Erfolge desselben mit Be­ friedigung anerkenne. Es kommen mitunter seitens mittelloser Reisender Bettelversuche zwar noch vor, im Allgemeinen sind aber derartige Fälle selten und in der Regel wird solchen Versuchen von Seite der Bevölkerung in anerkennenswerther Weise entgegengetreten. Soll die Institution ihren wohlthätigen Zweck dauernd erfüllen, so muß auch in der Folge in gleicher Weise vorgegangen werden. Dem ein­ trächtigen und einmüthigen Zusammenwirken aller berufenen Faktoren wird es nicht schwer sein, die Erreichung des Zweckes auch für die Zukunft sicher zu stellen. Wirklich angenehm und wohlthuend berührt auch der Umstand, dass das Land nun von Bettel­ musikanten aller Art verschont ist, indem diese wahre Plage durch das Einschreiten der Landesvertretung bei Mitwirkung der Gemeinden wie mit einem Schlage vollständig beseitigt erscheint. Im abgelaufenen Jahre wurden sämtliche Verpflegsstationen darunter die größern mehrmals vom Landesausschuss-Referenten besucht und wurde hiebei mit unwesentlichen Ausnahmen alles in Ord­ nung befunden. Es herrscht durchgehends Reinlichkeit und Ordnung, die Amtsschriften werden gut ge­ führt, die verabreichte Kost ist eine den gegebenen Vorschriften entsprechende und die innere Einrichtung ist zumeist eine befriedigende, bei einigen Stationen sogar eine musterhafte. An Beschwerden langte im Berichtsjahre nur eine ein, nämlich wegen Verabfolgung von geistigen Getränken bei einer solchen Station. Dieses instruktionswidrige Vergehen wurde gerügt und für die Zukunft strenge verboten. Die Arbeitsvermittlung wurde im Berichtsjahre von einer Anzahl Stationsleiter mit Verständ­ nis und Eifer besorgt und weisen die Verzeichnisse günstige Resultate der diesbezüglichen Thätigkeit nach. Den Landes-Ausschüssen von Tirol und Salzburg wurden über deren Ersuchen hinsichtlich des Wesens, der Einrichtung und des Wirkens der Natural-Verpflegsstationen nach jeder Richtung Auskünfte gegeben, sowie Exemplare des Gesetzes, der Grundzüge, der Instruktion, der Hausordnung, dann Formulare 5 II. der Beilagen zu bett stcttogr. Protokollen des Vorarlberger Landtags. V. Session, 7. Periode 1895. der verschiedenen Drucksorten u. s. w. zugemittelt; es wäre zu wünschen, dass auch in diesen Ländern die Verpstegsstationen eingeführt würden, da deren allgemeine Ein- und Durchführung noch wesentlich zur Erreichung des Zweckes der dermalen schort bestehenden Stationen beitragen würde. Indem der Landes-Ausschuss dem h. Landtag diesen Bericht unterbreitet, erlaubt er sich zu stellen den Antrag: „Der Landtag wolle den vorstehenden Bericht betreffend die Thätigkeit und die Natural-VerpsiegSstationcn im Lande Vorarlberg pro 1893 zur Kenntnis nehmen." Erfolge der Bregenz, am 13. März 1894. Der Landes-Ausschuss, Druck von J."N. Teutsch, Bregenz. 6