18930502_ltb0471893_Bericht_Volkswirtschaftsausschuss_Subventionsgesuch_Kl_sterle_Schutzbautenkosten_Alfenz

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Letzte Änderung 01.07.2021, 18:43
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltm_,lt1893,ltb1893,ltb0,ltp07
Dokumentdatum 2021-07-01
Erscheinungsdatum 2021-07-01
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Inhalt des Dokuments

XLVII. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtages. UI. Session, 7. Periode 1892/93, Beilage XLVII. des volkswirthschaftlichen Ausschusses über das Gesuch der Gemeinde Rlösterle um eine Unterstützung zur Deckung der Rosten der Schutzbautsn an der Alfenz anläßlich des vorjährigen Bergsturzes. Hoher Landtag! Am 9. Juli 1892 ist bekanntlich die Gemeinde Klösterle von einem schweren Unglücke heim­ gesucht worden. In dem von Norden her gegen das Klosterthal sich öffnenden wilden Plissadonnatobel erfolgte ein mächtiger Bergsturz, dessen Trümmer gleich einer Lawine über das nördliche Thalgelände mit einer solchen furchtbaren Gewalt niederstürzten, daß sich die ungeheuren Steinmassen auf der ent­ gegengesetzten Thalseite hoch aufthürmten und hier sich brechend gegen das Dörfchen Klösterle verder­ bend und verheerend vordrangen. Als die Kunde von dieser traurigen Katastrophe bekannt wurde, säumten die berufenen Fak­ toren nicht, an Ort und Stelle sich zu begeben um die Lage persönlich in Augenschein zu nehmen und sogleich die nöthigen Verfügungen zu treffen. Am 25. Juli 1893 fand eine kommissionelle Erhebung im Beisein des Vertreters des Landesausschuffes sowie der politischen Behörde unter Beizug zweier Sachverständiger in Klösterle statt. Dabei wurde sich einhellig dahin ausgesprochen, daß eine direkte Gefährdung des Ortes Klösterle durch zu Thale kommende Muhren ausgeschlossen sei, da der Platz, wo die großen Materialmassen liegen, in beträchtlicher Entfernung sich befindet. Hingegen liege die Gefahr für die Ortschaft in der Wchrscheinlichkeit, daß sich in Folge der vermehrten Geschiebszufuhr das Bachbeet der Alfenz nächst der Ortschaft erhöhe, daher die bestehenden sonst ungenügenden Schutz- und weniger genügen können und Ausbrüche des Baches zu befürchten seien. 159 Regulirungs-Bauten umso­ Beilage XLVII. XLVII. der BeLlageu zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtages. Die demnach nöthigen Schutz- und Regulirungsbauten der Alfenz wurden gleichzeitig festge­ stellt und der Gemeindevorstehung in Klösterle außer der mündlichen Mittheilung mit Erlaß des Lan­ desausschusses vom 29. Juli 1892 Zl. 2568 die Weisung zur sofortigen Ausführung dieser Bauten gegeben. Unter Einem wurden mit der Leitung und Ueberwachung dieser Arbeiten die Herrn: Ober­ Ingenieur Krapf von Feldkirch und Landes-Cultur-Jngenieur Gaßner betraut. Am 13. August 1892 fand eine zweite kommiffionelle Verhandlung seitens der politischen und der Landesbehörde im Beisein von Sachverständigen statt, wobei die frühern Anordnungen erneuert und insoweit sie noch nicht vollführt waren, die sofortige Ausführung angeordnet wurde. Mit Zuschrift der k. k. Bezirkshauptmannschaft Bludenz vom 17. September 1892 Zl. 8629 wurde dem Landes­ Ausschusse die Mittheilung erstattet, daß nunmehr die Schutzbauten der Alfenz in Klösterle den befrie­ digenden und beruhigenden Abschluß gefunden haben. Die Kosten dieser Schutzbauten belaufen sich auf 4635 fl., worin aber solche im Betrage von 1000 fl. sind, welche die Gemeinde Klösterle auf Rettungsarbeiten vor Inangriffnahme der vor­ hin angeführten Schutzbauten vorausgabte. Diese Katastrophe näher zu beschreiben dürste um so weniger nöchig fallen, als ja Tausende das Bild dieses großartigen Naturereignisses von schrecklicher Verheerung selbst gesehen haben. Es dürfte nur Aufgabe sein, die traurigen Folgen derselben zu erwähnen. Dabei stehen die hiedurch nöthig gewordenen Schutzbauten an der Alfenz mit 4635 fl. nicht in erster Reihe, denn der durch den Bergsturz verursachte Schaden, soll vom Herrn Landes-Cultur-Jngenieur Gaßner auf die Summe von 46.000 fl. veranschlagt worden sein. Ja wenn man bedenkt: daß ausgedehnte Complexe, fruchtbare Grundstücke von haushohen Steinmaffen überschüttet wurden, welche mir mehr ertragsfähig werden; daß ganze Stücke Waldungen geradezu wegrassirt und nur mehr ein Steingeröll zurückgelaffen wurde; daß mehrere Gebäude arg beschädiget und einige geradezu vernichtet worden sind; daß endlich die wilde Alfenz an Gefährlichkeit zugenommen hat, welche durch die geschehenen Schutzbauten noch keineswegs als dauernd beseitiget betrachtet werden kann, so wird erst recht die Trag­ weite des Schadens, welchen diese traurige Katastrophe im Gefolge gehabt hat, erfaßt und die veran­ schlagte Schadensumme wohl nicht für übertrieben gehalten. Es wird bei dieser Erwägung aber auch die Ueberzeugung gewonnen, daß ein solches Ereignis sehr empfindlich auf die Betroffenen, sowohl die Gemeinde als auch einzelne Einwohner, wirkt unb auf lange Zeit ungünstige Wirkungen, deren Tragweite sich aber nicht einmal bestimmen lassen, hervorzu­ rufen geeignet ist. Daher dürste es sich wohl rechtfertigen, wenn der volkswirtschaftliche Ausschuß angesichts dieser besondern Situation die Gewährung einer Subvention per 1000 fl. aus Landesmitteln beantragt, ob­ gleich er in Kenntnis ist, daß die Gemeinde Klösterle laut Inventar vom Jahre 1887, einen Aktivstand von 54260 fl. 35 kr besitzt, welchem nur 1830 fl. 27 fr. Passiven gegenüber stehen, welcher Ver­ mögenstand sich mittlerweile laut Information nicht wesentlich geändert hat, denn er geht von der An­ schauung aus, daß dieser Unglücksfall der Gemeinde und deren Einwohnern eine nachhaltige, empfiMiche Schädigung gebracht habe und daß für den Fall, als diese Gemeinde sammt deren Jnsaffen finaryiell nicht gut gestanden wären, sowohl das Land als auch der Staat noch in ganz anderer ausgiebigerer Weise hätte helfend beistehen müssen. Deshalb wird es begründet sein, wenn an den jetzt noch der Schutzbauten per 2035 fl. das Land 1000 fl. beiträgt. zur Zahlung ausstehenden Kosten Beilage XLVH» III. Session der 7. Periode 1892/93. In Würdigung dieser besondern Verhältnisse erhebt der volkswirthschaftliche Ausschuß folgenden Antrag: Der h. Lmldtag wolle beschließen: „Der Landesausschuß wird beauftragt, der Gemeinde Klösterle einen Beitrag zur Deckung der Kosten für die Schutz-und Regulirungsbauten an derAlfenz von 1000 fl. aus Landesmitteln zu verabfolgen." Bregenz, am 2. Mai 1893. Mart. Lhrrrnher, Peter Paul Welte, Obmannstellvertreter. Berichterstatter. Druck von I. N. Teutsch, Bregenz. 161