18920404_ltb0671892_Hotelbesitzerpetitionsbericht_Strassenbausubvention_Gargellen

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Letzte Änderung 01.07.2021, 19:24
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltm_,ltp07,lt1892,ltb1892,ltb0
Dokumentdatum 2021-07-01
Erscheinungsdatum 2021-07-01
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LXVn. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtags. H Session, 7. Periode 1891/92. Beilage LXVH über die Petition des Hotelbesitzers Schwarzhanns in Gargellen um eine Unter­ stützung zum Straßenbau von Äreuzgasse bis Gargellen. Hoher Landtag! Hinweisend auf den durch den Fremdenverkehr in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten groß­ artigen materiellen Aufschwung schildert der Bittsteller in ebenso begeisterter als wahrheitsgetreuer Weise die Schönheiten der Berge und Thäler unseres Heimatlandes und weist dabei auf einen wunden Punkt hin, der dieselben dem regen Fremdenverkehre bisher noch größtentheils verschließt — auf den mangelhaften Zustand der Straßen und Wege in unseren Gebirgsthälern. Einen derartigen desolaten Anblick biete auch die Zufahrtsstraße zum Höhen-Luftcurorte Gargellen, von der Kreuzgasse an bis in die genannte Parzelle. Die Schilderung des ganz unbrauchbaren Zustandes dieser Wegstrecke ist durch Augenzeugen, die commijsionell den Weg untersuchten, wie aus den vorliegenden Acten zur Genüge hervorgeht, bestens erhärtet. Nicht neu aber sind diese Wegverhältuisse an gedachter Stelle; denn ein Decret der Bezirkshauptmannschaft Bludenz vom 7. August 1852, ebenso, wie die auf den gegen dasselbe eingereichten Recurs erfolgte Entscheidung des Kreispräsidenten von Bregenz d. d. 24. November 1852 beauftragen schon die Gemeinde St. Gallenkirch, „ohne Verzug" den Weg nach Gargellen in einem brauchbaren Zustande herzustelleu. Seit jener Zeit wurde diese Straßenangelegenheit zwischen der Gemeinde St. Gallenkirch und den Behörden wiederholt verhandelt, wobei die Gemeinde stets Ausflüchte fand, die Aufträge der Behörden nicht befolgen zu müssen. Vom 11. November 1889, vom 3. September 1890 und vom 31. Dezember 1890 datieren die Eingaben an den Landesausschuß um Auftrag au die Gemeinde St. Gallenkirch zur besseren Wegherstellung nach Gargellen, von 3E. Schwarzhans eiugereicht; vom 12. Mai 1891 datiert die Eingabe des Postmeisters Barbisch „an die k. k. Landescommission" um Regulierung der Straße und um einen Beitrag aus dem Landesfonde. Mit Beharrlichkeit wehrt sich aber die Gemeinde St. Gallenkirch gegen die ihr zugesprochene Herstellung und Instandhaltung des Weges und bezeichnet in ihrer Aeußerung vom 18. November 1890, in welcher sie zugibt, dem Auftrage vom Jahre 1852 bis heute nicht nachgekommen zu sein, den Hotelbesitzer Schwarzhans in Gargellen als denjenigen, der den Weg aus eigenen Mitteln herstellen solle. 321 LXVn. der Beilagen zu den stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtages. II. Session, 7. Periode 1891/92. In einem am 12. Mai 1891 unter dem Vorsitze des Landeshauptmannes Herrn A. Rhomberg im Gasthaus in Kreuzgasse errichteten Protocolle wurden in 7 Punkten die nothwendig auszuführenden Verbesserungen an der Wegstrecke Kreuzgasse—Reute festgestellt und der Gemeinde St. Gallenkirch aufgetragen, worauf letztere nicht reagiert hat. Mit dem am 20. März 1892 von X. Schwarzhaus an den hohen Landtag eiugereichten Ge­ suche ändert sich die Sachlage dahin, daß der Gesuchsteller ein vom Landes-Cultur-Jngenieur Gaßner ausgearbeitetes neues Straßenproject von Kreuzgasse nach Gargellen mit einem Kostenvoranschlage von 33.000 fl. vorlegt. Schwarzhans sagt dabei, daß weder die Gemeinde St. Gallenkirch noch er selbst in der Lage seien, diese Kosten zu erschwingen, weßhalb das Zustandekommen dieser Straße von der öffentlichen und privaten Unterstützung abhänge. Und nun folgt „in Anbetracht der großen Wichtigkeit, welche die Erschließung Gargellens für das Thal Montafon, ja für das ganze Land Vorarlberg zweifellos hat", die Bitte um einen möglichst ausgiebigen Beitrag seitens des hohen Landtages und um die dadurch kundgegebene Sympathie des Landtages für die Sache zur besseren Erreichung weiterer Zwecke. Die Thatsachen, daß Gargetten eine den größten Theil des Jahres bewohnte Parzelle von St. Gallenkirch ist, daß seit mehreren Jahren ein Geistlicher in Gargellen ständig wohnt, daß daselbst sich eine k. k. Zollexpositur befindet, daß ein neugebauter Gasthof dort den Fremden zum Verweilen einladet, daß, wie aus den sachgetreuen Schilderungen des Sanitütsrathes Herrn Dr. Lorinser hervor­ geht, Gargellen alle meteorologischen Eigenschaften besitzt, die es zu einem Höhen-Luftcurorte für Sommer und Winter geeignet machen — Höhen-Luftcurort für den Winter exestiert bisher in ganz Oesterreich keiner —; daß endlich das Gargellenthal auch den Durchpaß über das Schlapinerjoch in die Schweiz darstellt und nicht bloß als abgeschlossenes Gebirgsthal betrachtet werden darf — diese Thatsachen alle erwecken im landtäglichen Straßenausschuß die lebhaftesten Sympathien für die Erstellung einer guten Verbindungsstraße von Kreuzgasse nach Gargellen. Bei der Betrachtung der großen Kostensumme des Projektes, sowie in Erwägung, daß ein zweites Project mit bedeutend reduciertem Kostenvoranschlage im Betrage von 10, 500 fl. eingebracht wurde, welches jedenfalls einer näheren Prüfung seitens der Betheiligten würdig sein dürfte, da es den dringendsten Beschwerden Abhilfe gewähren würde, scheint dem Straßenausschusse aber diese Angelegenheit noch nicht so weit spruchreif, daß er dem hohen Landtage in dieser Session schon eine bestimmte Summe für das genannte Straßenproject zu votieren einrathen möchte. Dagegen stellt der landtügliche Straßenausschuß an den hohen Landtag den Antrag: „Der Landesausschuß wird ermächtiget, zur Förderung der Herstellung einer guten fahrbaren Straße von Kreuzgasse nach Gargellen mit den zunächst interessierten Ge­ meinden Montafons, insbesonders mit der Gemeinde St. Gallenkirch bezüglich ihrer Beitragspflicht zum Projecte zu verhandeln und eine allfällige Eingabe um Unterstützung der Betheiligten der hohen Regierung befürwortend zu übermitteln." Bregenz, 4. April 1892. Josef Büchele, Dr. Schmid, Obmann. Berichterstatter. 322