18920331_ltb0601892_Strassenausschussbericht_Bregenzerwaldbahn

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Letzte Änderung 01.07.2021, 19:26
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltm_,ltp07,lt1892,ltb1892,ltb0
Dokumentdatum 2021-07-01
Erscheinungsdatum 2021-07-01
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UL der BeUagen zu den stenogr. Protokolle« deS Vorarlberger Landtags ll Session. 7 Periode 1891/92. Beilage LZ. -es Ltraßenausschusses über den Antrag des Abgeordneten Berchtold und Genossen in Lachen des projectes einer tocabBahn in den Bregenzerwald. Hoher Landtag! Der in der Sitzung des Landtages dem Straßenausschusse zur Berichterstattung und Antrag­ stellung zugewiesene Antrag der Abgeordneten Berchtold und Genossen lautet: „5Dcr hohe Landtag wolle beschließen, die hohe k. k. Regierung sei anzugehen, dem Projekte der Herstellung einer Eisenbahnverbindung von Bregenz längs der Bre­ genzer Ach in den Bregenzerwald ihre wohlwollende Aufmerksamkeit und ausgiebige Unterstützung zuzuwenden." Die Antragsteller weisen darauf hin, daß die Eröffnung eines Verkehrsweges durch das Achthal die einzig naturgemäße und entsprechende Verbindung des Bregenzerwaldes mit der Landeshauptstadt und dem Vorarlberger Vorlande sei. Das Project einer Verbindung des Bregenzer Achgebietes mit dem Vorderlande durch das Ach­ thal wurde schon in den dreißiger Zähren ins Auge gefaßt, als der Straßenbau durch das Schwarzachtobel in Angriff genommen werden sollte. Jedoch wurde dieselbe damals fallen gelaffen in der nur zu sehr begründeten Ueberzeugung, daß die Kostensumme für die betheiligten Gemeinden unerschwing­ lich sein, Im Jahre 1869 griff die Gemeindevertretung von Bregenz dieses Project neuerdings auf, und wurden vom schweizerischen Ingenieur Pauer detaillirte Pläne und Kostenvoranschläge verfaßt und auf Grund derselben zwischen der Stadt Bregenz und den Bregenzerwälder Gemeinden Verhandlun­ gen gepflogen, die sich mit Unterbrechungen bis 1877 fortsetzten, jedoch schließlich resultatlos blieben aus dem alten Grunde, weil die Gemeinden die Kosten nicht aufzubringen vermochten. Im Jahre 1884 nahm sich der hohe Landtag dieser Angelegenheit an, faßte in der 13. Sitzung vom 11. September den Beschluß: „Es sei die hohe Regierung zu bitten, die ehemöglichste Herstellung der Achthal­ straße von Bregenz bis Egg ins Auge zu fassen und die Herstellung derselben als eine ärarial-öffentliche auf Staatskosten zu übernehmen." * Ein weiterer Antrag lautete:. „Sollte jedoch die Herstellung auf Staatskosten nicht thunlich "sein, sei die hohe 293 Beilage LX. XL. der Beilagen zu de« stenogr. Protokollen des Vorarlberger Landtags. Regierung zu bitten, zur Ermöglichung derselben den beteiligten Gemeinden eine aus­ reichende Subvention, eventuell denselben unter den mit ihnen besonders zu vereinbaren­ den Bedingungen ein die Herstellungskosten deckendes unverzinsliches Anlehen aus Staats­ mitteln zu gewahren, welches nach Ablauf von 10 Jahren vor Eröffnung der Straße an in jährlichen Raten nicht über 10.000 fl. zu amortisiren sein würde." Dieser Antrag wurde ebenfalls zum Beschluß erhoben. Laut Erlaß des hohen k. k. Ministerium des Innern vom 29. August 1885 Z. 11.142 fan­ den jedoch beide Landtagsbeschlüsse eine ablehnende Erledigung, unter anderem auch mit der Motivirung, daß die Herstellungskosten mit dem zu erwartenden Verkehr in keinem richtigen Verhältnisse stehen. Der Landtag war damals freilich nicht in der Lage, zuverläßliche Daten in Folge eingehender Erhebungen über den zu erwartenden Verkehr zu unterbreiten und dadurch sein an die hohe Regie­ rung gestelltes Ansuchen zu unterstützen. Er glaubte lediglich durch den Hinweis auf die große Wich­ tigkeit der Eröffnung einer neuen Zufahrtslinie zur Arlbcrgbahn die Herstellung der beantragten naturgemäßen Verbindung mit einem so wichtigen Landestheile, wie das Bregenzerachgebiet ist, in erster Linie als ein im Interesse des Staates, bezw. der Arlberg-Staatsbahn gelegenes Unternehmen betonen zu dürfen, weshalb auch die obcitirten Beschlüsse jenen Wortlaut erhalten haben dürften. Obwohl nun die Bestrebungen des Landtages — wie schon bemerkt — damals zunächst er­ folglos blieben, so wurde seither der Gedanke, daß es denn doch mit der Zeit zu dieser wirklich einzig naturgemäßen Verbindung des mehrgenannten Gebiethes mit dem Vorarlberger Vorlande, besonders mit der Landeshauptstadt und mit einer den äußersten Westen mit dem Osten des Reiches verbinden­ den Weltbahn kommen müsse, nicht mehr fallen gelassen, jedoch so, daß statt einer Straße eine den modernen Verkehrsverhältnissen mehr entsprechende Eisenbahn in’8 Auge gefaßt wurde. Behufs der weiteren Verfolgung dieses Projectes hat sich ein Consorrium von mehreren Inte­ ressenten mit dem Herrn Bürgermeister von Bregenz an der Spitze gebildet und hat dasselbe mittelst Erlaß des hohen k. k. Handelsministerium vom 2. September 1891 Nr. 36.098 auf ein Jahr die Bewilligung zur Vornahme technischer Vorarbeiten für eine schmalspurige Localbahn von Bregenz nach Bezau erhalten. Diese Vorarbeiten sind laut verläßlicher Information bereits in Angriff genommen und es dürfte die Erwartung begründet sein, daß insbesondere bezüglich des anzuhoffenden Verkehrs diese Vorerhebungen ein weit günstigeres Resultat liefern werden, als von Seite der hohen k. k. Regierung vor 8 Jahren vermuthet wurde. Die hohe Regierung dürfte in Folge dessen der Ueberzeugung sich kaum verschließen, daß die Herstellung des besprochenen Verkehrsmittels, abgesehen von der eventuellen strategischen Bedeutung, vom Standpunkte des erhöhten Personen- und Güterverkehrs in erster Linie im Interesse der Arlbergbahn liege, und somit die Erwartung wohl begründet sei, daß hochdieselbe -em genannten Projekte nicht allein ihre wohlwollende Aufmerkeit, sondern in Erwägung, daß die Realisirung desselben die materiellen Kräfte der betheiligten Gemeinden bei weitem überwiege, auch ihre ausgiebige materielle Unterstützung zuwenden werde. Dadurch, daß durch die projektierte Verbindung des Achthalgebiethes mit der Arlbergbahn ins­ besondere auch der Verkehr, welcher bisher die baierische Staatsbahn aufzusuchen genöthigt war, auf unsere österreichischen Staatsbahnen geleitet wird, wäre übrigens nicht allein das Interesse der letzteren gefördert, sondern es erhält dadurch insbesondere der nördlich der Subers gelegene Landestheil, welcher bisher gegenüber dem Vorarlberger Vorderlande bezüglich der Verkehrsmittel auffallend ungünstig situiert ist, endlich eine angemessene Verbindung mit dem Jnlande. Die hohe Regierung hat zwar bisher sich das Interesse auch dieses Landestheiles in der Richtung des Postwesens angelegen sein lassen. So sehr dieses anerkannt werden muß, bleibt diese Einrichtung immerhin mangelhaft, so lange nicht für bessere weniger lebensgefährliche Verbindungswege gesorgt wird. Dasselbe gilt mit einiger Einschränkung auch für das übrige Flußgebieth der Bregenzerache. Dieses ganze Gebieth, wenn auch an der äußersten Westgrenze des Reiches gelegen, birgt' eine über 20000 Köpfe zählende Bevölkerung, 294 H. Session, 7. Periode 1891/92. Beilage LX welche nicht nur mit ihren Steuern zu den Bedürfniffen des Reiches pflichtschuldig beiträgt, sondern auch an Lojalität und Patriotismus hinter den übrigen Reichsgenoffen nicht zurück bleibt. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß sich durch den Bau der projektierten Eisenbahn der Fremden­ verkehr in dem an Naturschönheiten reich ausgestatteten, mit mehreren Bädern und Kurorten ver­ sehenen Bregenzerwald in ungeahnteter Weise heben würde. In Rücksicht darauf, daß die erwähnten Vorerhebungen seitens des genannten Konsortium bisher nicht so weit gediehen sind, daß ein nur einigermaßen sicherer Voranschlag über Kosten und Verkehr gemacht werden kann, wird es füglich Sache des Landesausschusses sein, von dem Konsortium sich seiner Zeit die einschlägigen Daten vorlegen zu lassen, um auf Grund derselben mit den entsprechenden Anträgen sich an die hohe k. k. Regierung zu wenden. Auf Grund der vorstehenden Ausführungen stellt demnach der landtägliche Straßenausschuß den Antrag: Der hohe Landtag wolle beschließen, der Landesausschuß wird beauftragt auf Grund der seiner Zeit von dem Achthalbahnkonsortium ihm zur Verfügung gestellten Daten über Kosten und Rentabilität der projektierten Achthalbahn bei der h. k. k. Regierung um eine ausgiebige Unterstützung dieses Projektes aus Staatsmitteln einzuschreiten. Bregenz, am 31. März 1892. Dr. Gchrrrid, Jodok Fink, Obmann. Berichterstatter. Druck von 3. IL Teutsch, Bregenz. 295