19901101_Heimat_Wolfurt_06

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Letzte Änderung 27.06.2021, 13:44
Gemeinde Wolfurt
Bereich oeffentlich
Schlagworte: heimatwolfurt
Dokumentdatum 1990-11-01
Erscheinungsdatum 1990-11-01
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Heft 6 Zeitschrift des Heimatkundekreises November 90 Im Dorf. Die Fronleichnamsprozession mit Kirchenchor, Schützen und Musik. Die Gemeinderäte tragen den Himmel. Links der «alte» Schwanen mit dem großen Sandsteinbrunnen am Dorfbach, rechts der neue Schwanen. Im Hintergrund die Waschhütte. Inhalt: 18. 19. 20. 21. 22. 23. Das Wolfurter Kirchdorf (Heim) Häuserverzeichnis 1926 Sozialstrukturen (Volaucnik) Wasser und Wald (Heim) Aus Großvaters Tagebuch (Ferdinand Schneider) Spatzecklo (Heim) Zuschriften Zu «Kriegsende 1945» (Heft 3/36) ist noch ein Brief eingegangen. Sicher wüßten andere Wolfurter noch mehr zu erzählen: Auch ich habe die letzten Kriegstage so in Erinnerung, daß die französischen Flieger im Tiefflug aufalles schossen, was sich da unten bewegte. Ob Radfahrer oder Kinder, es wurde einfach geschossen. Und so erlebte ich einen der Tagesangriffe. Wir Flotzbächler Buben, 12—14jährig, waren an diesen letzten Kriegstagen immer unterwegs. Die Jabo's (Jagdbomber) warfen nämlich nicht nur Bomben, sondern auch Flugblätter ab, auf die wir Buben natürlich scharf waren. Nun muß ich für alle Wolfurter, die damals noch nicht auf der Welt waren oder noch nicht in unserer Gemeinde wohnten, etwas ausholen. Die Unterhubstraße, das ist die Straße vom ehemaligen Doktor-Haus bis zum Hause Herburger (Fa. Stark), war damals nur ein kleiner staubiger Weg, beidseitig eingesäumt von hohen Hecken. Weit und breit aber kein einziges Haus, nur eine riesige Wiese und ein paar Äcker. Ausgerechnet über dieser Wiese flatterten die Flugblätter auf uns herab. Erwartungsvoll schauten wir Knirpse (Gasser Arthur, SchwerzlerKarl und ich) nach oben, als plötzlich einer von uns aufgeregt schrie: «Die Flugzeuge kommen zurück!» Tatsächlich wendeten sie nach dem Abwurf der Blätter über Rickenbach und stießen nun direkt aufuns herunter. Blitzschnell sausten wir in Richtung Straße, zu den kleinen Bäumen, um dort Schutz zu suchen. Wir standenja wie Zielscheiben ohnejede Deckungsmöglichkeit mitten aufder Wiese. Kaum lagen wir angstzitternd mit eingezogenen Köpfen hinter den Bäumen, als die Bord-Maschinengewehre schon zu hämmern begannen. Hinterher prasselten die leergeschossenen Patronenhülsen durch das Geäst auf uns herunter. Viele Jahre habe ich einige dieser Hülsen aufbewahrt. Wir Buben hatten Glück. Niemand wurde verletzt. Kein Glück hingegen hatte die damals 15jährige Luise Bilgeri, die bei diesem Angriff tödlich getroffen wurde. Ludwig Schwärzler DIE A U T O R E N : Siegfried Heim, geboren 1931 in Wolfurt, Hauptschuldirektor Mag. Christoph Volaucnik, geboren 1961 in Bregenz. Er hat seine Jugendjahre in Wolfurt verbracht und wohnt jetzt in Bregenz. Nach seinem Geschichtestudium betreut er jetzt das Industrie-Archiv in Feldkirch. Ferdinand Schneider, 1845—1917, Wolfurt. Fabriksarbeiter, Musikant, Schauspieler, Chronist. Die Bilder sind Reproduktionen von Hubert Mohr aus der Serie «Wolfurt in alten Bildern», 1983 Berichtigung In Heft 5 muß die Inhaltsangabe auf der Titelseite berichtigt werden: 15. Auswandererschicksale (Heim) Herausgeber: Heimatkundekreis Wolfurt Für den Inhalt verantwortlich: Siegfried Heim, Funkenweg 11, 6922 Wolfurt Satz und Bild: Norbert Mayr, 6922 Wolfurt Druck: Adolf Lohs Ges.m.b.H., 6922 Wolfurt 1 Siegfried Heim Das Kirchdorf Wolfurt Auszug aus einem Vortrag im März 1990. Dritter Teil der Serie Geschichte nach «Pfarrkirche» (Heft 4/54) und «Schlösser» (Heft 5/3). Unser Kirchdorf hat sich in den letzten 30 Jahren sehr verändert. Es hat viel von seiner Bedeutung eingebüßt. 1. Schon seit 1870 hat es durch den Bau von Schule und Gemeindeamt im Strohdorf einen Konkurrenten erhalten, der später mit Vereinshaus und Post als weltliches Gemeindezentrum das Dorf weiter hinter sich ließ. 2. Die Kirche hat an Boden verloren. Nur mehr 30 % der Wolfurter besuchen die Gottesdienste. 3. Der Autoverkehr hat den Kirchplatz zerstört. Er ist kein Platz mehr, wo sich Wolfurter bei Gespräch, Spiel oder Versammlung treffen. Gasthäuser und Geschäfte wurden verlegt, der Brunnen abgebrochen. Gastarbeiter bewohnen die alten Häuser. Wir hören von Bemühungen um die Wiederbelebung des Dorfes und haben die Pläne gesehen. Wenn sie verwirklicht werden sollen, sind dazu Dörflerstolz, Traditionsbewußtsein und viel Mut notwendig. Kirchdorf und Bütze um das Jahr 1938. Eng drängen sich die alten Bauernhäuser um den Brunnen am Fuß der Kirche. Ein riesiger Obstwald und blumige Wiesen erstrecken sich bis ins Wida. Der Großteil der Mark wurde aber von allen Bauern in Dreifelderwirtschaft gemeinsam bebaut. Die drei Esche waren mit einem Zaun gegen «trib und trat» des Weideviehs geschützt. «Vällenthörer», das sind große Gattertore, ermöglichten den Zugang. Sie bestanden noch bis zur Auflösung der Dreifelderwirtschaft im 18. Jahrhundert. Eines weist der alte Brunnenbrief beim Haus Bregenzerstraße 6 («Hannes Franz») nach, welches noch um 1800 das nördlichste Haus des Dorfes war. Nach Westen endete das Feld ursprünglich bei Bütze- und Unterlindenstraße. Dort sollen nach der Überlieferung zur Pestzeit die Toten am Feldrain bestattet worden sein. Die jetzige Kreuzstraße hieß früher «Feld»-Straße. Als auch die Unterfelder westlich der Bützestraße kultiviert worden waren, wurde das zweite Vällenthor an das untere Ende der «Berg»-Gasse (heutige Kellhofstraße) verlegt. Markgenossenschaft Der Gotenkönig Theoderich hatte um 500 n. Chr. die vor dem Frankenkönig Chlodwig fliehenden Alemannen im Land um den Bodensee aufgenommen. Eine Hundertschaft überquerte die Ach und ließ sich an der alten Römerstraße am Fuß des Steußbergs nieder. Hier gab es genug Holz zum Bau von festen Häusern und zwischen Berg und Sumpf auch guten Boden für Getreideäcker. Das unentbehrliche Wasser lieferten die Waldbäche selbst in der Sommerhitze und in den Frosttagen des Winters. So drängte sich bald eine Gruppe von alemannischen Einraumhäusern im Tobel und am «Roa», wo die alte Römerstraße vom Oberfeld her den Talrand erreichte, nahe an den Tobelbach. Zu jedem Haus gehörte das «ehaft gut», eine eingezäunte Bündt für Obst, Reben und Flachs. 2 Kellhof des Königs 742 mußten sich die inzwischen christianisierten Alemannen doch noch den übermächtigen Franken unterwerfen. Fränkische Grafen übernahmen die Herrschaft. In Wolfurt entwickelten sich die beiden Herrschaftshöfe «zu staig» in Rickenbach und «kelnhof» am Tobelbach zu selbständigen Gerichten. Sie zogen immer mehr Besitz und unfreie Leute an sich. Ein Ammann verwaltete den Hof für den Grafen. Er sprach Recht und führte die waffenfähigen Männer an. 3 Von den Bregenzer Grafen fiel der Kellhof 955 an die Pfullendorfer Linie und 1167 an den Stauferkaiser Friedrich Barbarossa. Lange Zeit blieb er nun als selbständiges Gericht und Königsgut ein Fremdkörper im Hofsteiger Besitztum der Montforter Grafen. Zu seinem Selbstbewußtsein trug auch die Kapelle St. Nikolaus auf dem Rain bei, die die Pfullendorfer für ihren Hof gestiftet hatten. Viele freie Bauern unterstellten sich der Schutzherrschaft des Hofes oder auch des nahen Klosters Mehrerau. Ihre freiwillig abgetretene Habe erhielten sie als «Lehen» von ihrem Herrn wieder anvertraut, nur mußten sie jährlich eine Abgabe zahlen. Der «Großzehent» bestand in jeder zehnten Gabe von Vesen und Hafer, auch von Heu, und jedem elften Maß Wein. Der «Kleinzehent» wurde von Kälbern, Gänsen, Enten, Hühnern, Äpfeln, Birnen, Rüben, Bohnen, Erbsen, Nüssen, Hanf und Flachs genommen, aber auch von Milch, Butter, Käse, Eiern, Honig und Wachs. Statt in natura wurde der Kleinzehent später in bar oder durch Frondienst abgegolten. Daneben gab es noch andere drückende Steuern. Die schwerste war der «fal», der beim Ableben des Familienältesten «fällig» wurde, meist als «besthaupt» im schönsten Pferd oder Rind aus dem Stall und als «häsfal» im besten Kleid aus dem Kasten. Für diese Abgaben bot der Hof aber mehr als nur Schutz in Kriegszeiten. Er zwang unter Leitung der erfahrensten Männer das Dorf zu einer Gemeinschaft wie in einer großen Familie. Er verlieh Pflug und Wagen. Er stellte den Kessel, in dem der Hafer zum Enthülsen gesotten wurde, und die Mühle am Tobelbach. Der Hof hielt für alle im Dorf Hengst, Stier und Eber. Er bot auch Gastfreundschaft. Er stellte Herberge und Wirtshaus für Wanderer, Bettler und Landfahrer. Auf einem umzäunten Platz bestand die Möglichkeit zur Rast für Mann und Pferd. Der Hof stellte den Dorfschmied, den Metzgerzuber und die Badgelte. Ihm gehörte der Weintorggel. Der Hof besaß auch ein Armenhaus und versorgte die Waisenkinder. Er verlieh und kontrollierte Maße und Gewichte. So fand der Zehent vielfältige und nützliche Verwendung (nach Bilgeri in «Holunder» 1932/35). Vom Kellhof führte ein Säumerweg über Oberbildstein und die «Roßgasse» nach Alberschwende und weiter über die Lorena zu den freien Reichspfarren im Hinterwald . Der Montfort-Mehrerauer Teil des Bregenzerwaldes war schon früher von Hofsteig aus über Schwarzach-Farnach erschlossen worden. Barbarossas Sohn Heinrich schenkte 1226 die Kapelle St. Nikolaus an das Kloster Weißenau bei Ravensburg. Der Kellhof wurde mehrfach verpfändet. 1458 kauften ihn die reichen Grafen von Hohenems. Sie musterten nunmehr die Kellhofer Burschen in der Tanzlaube an der Kirchstiege und hielten dort Gericht! Durch Erbteilungen und Käufe waren die Gebiete von Hofsteig und Kellhof völlig ineinander verwachsen. Zum Kellhof gehörten jetzt 200 Leibeigene. 1603 führte Amann Bastian Kölnhofer 55 Männer zur Musterung nach Ems. 4 Kirchdorf am Steußberg Das Gericht Hofsteig mit Rickenbach und Schwarzach hatte längst seinen Hauptsitz nach Lauterach verlegt. Es war 1451 mit Bregenz an Habsburg-Österreich gekommen. Gemeinsam mit den emsischen Kellhofern errichteten die Hofsteiger 1512 eine selbständige Pfarrei Wolfurt. Abwechselnd durfte einmal das Kloster Mehrerau, dann wieder das Kloster Weißenau den Pfarrer stellen. Jetzt wurde die Tanzlaube bei der Kirche ein wichtiges Zentrum für die Leute von der Ach bis zur Schwarzach und für Bildstein und Buch. 1517 errichteten die Bewohner des Dorfes hier den ersten Dorfbrunnen. Durch hölzerne Düchel leiteten sie das Quellwasser vom Weinberg des Schloßherrn Jakob von Wolfurt her. Die Vällenthörer und die gemeinsamen Getreide-Esche erwiesen sich bei der Zunahme der Wohnbevölkerung nun immer mehr als Fessel. Um 1720 erzwang der einsetzende Anbau von Mais und Kartoffeln die Verteilung der Felder. Einzelne Bauern versetzten jetzt ihre Häuser aus dem engen Dorf in die neuen Felder. Der Pfarrer nennt sie im Seelenbeschrieb von 1760 «translata» oder «delocata». Reichere Bauern errichteten neue Höfe außerhalb des Dorfzauns im Röhle und in der Bütze. 1765 war der Kellhof mit Hohenems schließlich doch auch zu Österreich gekommen. Vier Wolfurter Bürger kauften 1771 die letzten Kellhofgüter, darunter den großen, von einer Mauer gegen den Tobelbach geschützten Weingarten in der Bütze, aus der Emser Herrschaft frei. Als erster baute ein Haltmayer-Sohn aus dem Dorf im Jahre 1800 ein Haus in die westlichste Ecke des Weingarten (heute Heims in der Bütze). Das zweite baute 1806 der Gotteshaus-Ammann Mathias Schneider an die «Berggasse». Es war das spätere Rädlerhaus, das samt der Bütze-Mauer 1976 für die Geschäfte an der Kellhofstraße abgebrochen wurde. Vor der Mauer war noch genug Platz für die riesigen Holzstapel der Laute racher und Harder Bauern. Hier lagerten sie ihr Ippach-Holz, um es bei guter Schlittbahn oder auf schweren Blockwagen nach Hause zu führen. Der alte Brunnen bei der Tanzlaube und der 1811 errichtete «Kleine Brunnen» an der Kreuzstraße waren wichtige Treffpunkte der Dorfgemeinschaft. Jeden Morgen und Abend trieb jeder Bauer sein Vieh hierher zur Tränke. Ein paar Holzkübel voll Wasser wurden für den täglichen Bedarf in die Küche getragen. Bei gutem Wetter besorgten die Frauen am Brunnen und am Bach ihren Waschtag, bis eigene Waschhütten erstellt wurden. Für die Kinder und die Jugend des Dorfes waren Brunnen, Bach und Tanzlaube Mittelpunkt ihrer Spiele. Wegen unliebsamer Vorkommnisse bestanden die Nachbarn und der Pfarrer 1830 auf dem Abbruch der Laube. Rundum waren inzwischen Gasthöfe entstanden. In ihren Sälen gab es Fasnatunterhaltung, Theater, Hochzeits- und Totenschmaus. Aber auch Gemeindevertretungssitzungen und Musikproben wurden im Schwanen-, Rößle- oder Engelsaal abgehalten. 5 lungen geschlossen, die Brunnen abgebrochen, die Plätze dem seit 1955 einbrechenden Autoverkehr überlassen. 1953 hatte die Gemeinde mit ihrem Wasserwerk die Möglichkeit zur Erschließung und Zersiedlung der umliegenden Felder und Bühel geschaffen. Zwei Jahrzehnte lang lag Wolfurt an der Spitze der Zuwachsraten in Vorarlberg und verdreifachte seine Häuserzahl. Die alte Römerstraße am Berghang vermochte den Autoverkehr nicht mehr zu fassen, der Durchzugsverkehr wurde 1964 auf die neue Straße in der Bütze verlegt. Aber auch der Quell verkehr von den nahen neuen Siedlungen genügte, um die Lebensqualität am Dorfplatz entscheidend zu mindern. Die Jungen siedelten in ruhigere Eigenheime ab. Investitionen in die alten Häuser erschienen fragwürdig. Sie wurden vielfach Gastarbeiterfamilien überlassen, verwahrlost und abgewohnt. Manche stehen heute leer oder fast leer, einige wurden abgebrochen, nur wenige neu erstellt. Nur ein großzügiges Revitalisierungsprojekt kann das 1000jährige Kirchdorf noch retten. Das Kirchdorf 1760 (Zur folgenden Skizze) Das Rößle um 1910 an der alten Kirchstiege. Gasthaus, Bäckerei, Handlung, Theater- und Tanzsaal, Casino. Dort, wo der neue Lampenmast steht, wurde bis 1830 in einer Tanzlaube am Dorfbach Rat gehalten. 1982 wurde das Rößle abgebrochen. Auf dem Kirchplatz hielt die Bürgermusik ihre Platzkonzerte. Hier sammelten sich die Turner zu ihrem Festaufmarsch. Von hier aus zogen die Standschützen 1915 an die Dolomitenfront, hier standen die Dorfvereine bei den vielen Heldenehrungen des zweiten Weltkrieges. Es wechselten die Fahnen an der Kirchstiege, aber immer waren Dorf und Kirchplatz von regem Leben erfüllt. Im «Seelenbeschrieb» von 1760 legte Pfarrer Josef Andreas Feurstein erstmals ein numeriertes Häuserverzeichnis an, das zusammen mit späteren Landkarten eine Übersicht über das Dorf ermöglicht. 57 Häuser gehörten zum Kirchdorf. Kirche (K), Tanzlaube (T) und Pfarrhof (Pf) sind ohne Nummer. Vom Dorfplatz stieg die Landstraße steil auf den Bühel. Sie führte den Verkehr zur Achfurt und nach Bregenz. • Die Numerierung beginnt bei der Kirche: Nr. 1—6 «Auf dem Bühel». Die Köb-Häuser (1 und 2) sind 1911 abgebrannt. An der Stelle der Dorfschmiede (3) steht heute die Villa «Lug aus». Das Kinzhaus (4) ist 1880 abgebrochen worden. Erst 1839 entstand hier das Kaplanhaus. Nr. 7—13 waren die sieben Häuser «Zur Ach». Sie zählten nicht zum Dorf. Nr. 14—18 «Im Röhle». Das damals neue Haus 14 (Hannes Franz) stand bereits außerhalb des Vällenthores. Nr. 16+17 mußten 1826 der großen Haltmayer-Gerbe weichen. Dort steht jetzt der neue Gasthof Engel. Die wichtige «Bregenzerstraße» entstand erst nach 1810. Nr. 19—25 «Im Loch». Mit sechs Häusern dicht verbaut. Nr. 26—33 «An der Berggaßen». Aus der Enge des Dorfplatzes wurde das oberste Haus 26 schon etwa 1780 ans untere Ende der Berggasse (heute Mohr Zita) übertragen. Nr. 27 mußte 1860 dem «neuen» Schwanen weichen, Nr. 28 («Filitzos») wurde 1895 für den Schwanengarten abgebrochen. Nr. 29 («Veres» — Höfles) stand noch bis 1980. Nr. 30 («Stülzes») stand Das Kirchdorf zerfällt Die Gemeinde Wolfurt besaß im zwei Kilometer entfernten Rickenbach, das sich aus dem alten Weiler Steig zu einem selbstbewußten eigenen Dorf entwickelt hatte, ein zweites kleineres Zentrum. Auch hier gab es Dorfbrunnen, Gasthöfe, einflußreiche Gerwerbebetriebe und dörflichen Zusammenhalt. Im Wettbewerb der beiden Dörfer wurde ab 1870 der dazwischen liegende Weiler Strohdorf der lachende Dritte. Zwar war es den Rickenbachern 1830 nicht gelungen, eine neue Kirche hierher «in die Mitte» zu bauen, wohl aber wurde 1872 die neue Schule mit dem Gemeindeamt hier errichtet. Es folgten die Post, das Vereinshaus, auch Handelsgeschäfte und schließlich die Hauptschule mit den großen Sporthallen. Die Abwanderung der öffentlichen Einrichtungen ins Strohdorf hatte die Verödung von Kirchdorf und Rickenbach zur Folge. Nach und nach wurden Gasthöfe und Hand6 7 ursprünglich ganz einsam außerhalb des westlichen Vällenthores (V). Im Haus 31 lebte bis 1797 der einflußreiche Kloster-Ammann Nikolaus Müller, von dem es noch heute den Namen «Sam-Müllers» trägt. Nr. 33 war das einzige Gasthaus im Dorf, der «alte Schwanen». Hier tagten die Dorfverwalter. Der Wirt Joh. Georg Reiner trat in der Bayernzeit als «Amtsverweser» an den Platz des früheren Ammanns. Nr. 32 läßt sich nicht mehr lokalisieren. Da die «Berggasse» vom Dorfbrunnen bis zum großen Kellhofweingarten führte, trägt sie heute zu recht den Namen Kellhofstraße. Nur ihre steile Fortsetzung beim Kriegerdenkmal wird im Volksmund weiterhin Berggasse genannt. Nr. 34—37 «An der Feldgaßen». Heute heißt sie «Kreuzstraße». Das Haus 34 ist erst im Jahre 1879 zum Gasthof «Lamm» erweitert worden. Nr. 38—40 «Im Gäßele». Das Haus 38 ist 1911 abgebrochen worden. Nr. 41—44 «Im Tobel». Zum schon vor 1800 verschwundenen Haus 41 gehörte vermutlich die Kellhof-Mühle. Nr. 45—46 «An der Kirchstiegen». Das große «Hanso Hus» Nr. 45 war der einzige Kaufladen im Ort. Nach den Gottesdiensten stand er auch den Leuten von Buch und Bildstein offen. Der Besitzer Anton Bildstein war «Balbierer» und «Chirurg». Nr. 46 wurde erst 1850 zum «Rößle» umgebaut. Nr. 47—62 «An der Kirchgaßen». Heute heißt sie «Kirchstraße». Auch hier ist das erste Haus 47 direkt beim Dorfbrunnen schon um 1810 verschwunden. Nr. 51 wurde 1806 in der Bütze (bei der Rittergasse) neu aufgestellt. Andere Bauherren nützten aber bald den freien Platz. Das «Girschke»Haus 52 wurde etwa 1975 abgebrochen. 53 und 54 («Stenzlers») ist eines der wenigen erhaltenen alten Doppelhäuser, die beweisen, wie rar die Bauplätze im Dorf schon um 1750 waren. Daher hatten der reiche Rohner (57) und die beiden mächtigen Schneider (61 und 62) ihre neuen großen Häuser in das Getreidefeld gestellt. Nr. 57 ist 1869 abgebrannt, erst 1893 erbaute Lehrers Ludwig hier ein anderes. Die Schneiderhäuser sind miteinander 1907 abgebrannt. Nr. 63 «Auf der Halden» ist das letzte Haus, das noch zum Kirchdorf zählte. An ihm vorbei führte der alte Reitweg zum Schloß und ins Holz. Links waren damals noch ein zum Schloß gehöriger Weinberg und die älteste Quellfassung (X) für den Dorfbrunnen(B). Das Überwasser mußte später auch noch für den «kleinen Brunnen» bei Nr. 57 und die Waschplätze bei 28 und 54 reichen. Die Waschhütte auf dem Bühel (bei 2) besaß eigene Wasserrechte. Pfarrers Weinberg im Tobel bestand als letzter von den vielen Wolfurter Weingärten noch im Jahre 1882. 9 Häuser-Verzeichnis der Gemeinde Wolfurt nach dem Stande vom 31. Dezember 1926. 10 11 Christoph Volaucnik II. Sozialstrukturen im vorigen Jahrhundert Einleitung Der vorliegende Aufsatz stellt die Fortsetzung eines im Heft 2, November 1988, der Zeitschrift «Heimat Wolfurt» erschienenen Artikels dar. Während der erste Artikel die wirtschaftliche Entwicklung Wolfurts und die historischen Veränderungen des Berufslebens zum Thema hatte, sollen nun die sozialen Verhältnisse meiner Heimatgemeinde im 19. Jahrhundert skizziert werden. Der Aufsatz gliedert sich in zwei Teile, wobei zuerst anhand vorhandener Statistiken und Quellen die Bevölkerungs- und Vermögensverhältnisse und dann im zweiten Teil der Wandel und Aufbau der Gemeindeinfrastruktur (Schule, Straßen) kurz vorgestellt werden sollen. Zum ersten Teil des Aufsatzes sei vorweg festgestellt, daß mit den zahlreichen Quellen des Gemeindearchivs eine statistische Darstellung der Bevölkerungszunahme, der Familiengröße des Jahres 1839, der Vermögensklassen und der Fremden im Dorf möglich war und dadurch zumindestens ein Einblick in das soziale Leben und in die gesellschaftlichen Abstufungen des Dorfes gewonnen werden konnte. Eine statistische Darstellung (quantitative Auswertung) von Quellen ist aber nur ein beschränktes Mittel für die Erforschung der Sozialgeschichte eines Dorfes und muß durch Forschungen zur Familiengeschichte, zur Hausgeschichte abgerundet werden. Gerade hier kommt dem Dorfchronisten eine wichtige Aufgabe zu, da er in detailreichen Forschungen Informationen gesammelt hat, die Basis für die sozialgeschichtliche Forschung sein könnten. Dieser Aufsatz kann daher nur als Skizze und Versuch einer dörflichen Sozialgeschichte verstanden werden. Im Jahre 1899 wurden die Wolfurter Häuser zum vierten und letzten Mal von der Ach bis in den Schlatt durchnumeriert. Diese Reihung galt bis zum 1. Jänner 1954. Dann wurden die heutigen Straßenreihungen eingeführt. Nur wenige von uns werden all die Namen kennen, die 1926 in der Gemeinde Geltung hatten. Vielleicht helfen sie Ihnen aber doch, sich wenigstens Ihre Nachbarn ins Gedächtnis zu rufen. Welche Häuser haben die Bau-Wut der letzten 40 Jahre überdauert? Viele Unterlagen über die alten Häuser finden Sie noch im Gemeinde-Archiv. 12 13 II. 1 Bevölkerungsentwicklung Jahr 1807 1819 1832 1833 1834 1835 1837 1839 1869 1880 1890 1900 1910 1923 männl. weibl. Total 1143 1069 1279 1209 1222 1214 1236 1332 1648 1623 1892 2070 2265 1798 Dienstboten Fremde Häuser Haushalte mit n-Personen 1 2 3 4 5 1- 5 6 7 8 9 10 6-10 11 12 mehr Total 6 26 30 46 41 38 26 13 9 7 5 1 2 in % 2, 4 10, 4 12, 0 18, 4 16, 4 59, 6 15, 2 10, 4 5, 2 3, 6 2, 8 37, 2 2, 0 0, 4 0, 8 581 604 577 560 621 788 759 562 675 645 654 711 860 864 183 2 22 22 19 20 21 44 16 16 20 30 215 219 220 221 228 230 262 272 344 Wie aus dieser statistischen Übersicht hervorgeht, erlebte Wolfurt im 19. Jahrhundert einen bedeutenden Bevölkerungszuwachs, wobei interessanterweise der Zuwachs in den Jahren 1877 und 1880 20 % betrug, in der Zeitspanne von 1880 bis 1890 aber ein Zuwachs von 16, 6 % zu verzeichnen war. Dieser enorme Zuwachs ging bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges noch weiter. Ein gewaltiger Rückgang der Bevölkerung setzte in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg ein, als die Bevölkerung bis zum Jahre 1923 auf 1798 zurückging. Der Aufschwung seit 1880 ist mit der großen Bedeutung und dem Aufschwung der Stickereiindustrie zu erklären und den Vergrößerungen in der Textilindustrie ab 1890. Die Stickerei konnte sich vom Rückschlag des Weltkrieges nicht mehr erholen, und durch diesen bedeutenden Verlust eines der wichtigsten Erwerbszweige der Gemeinde, kam es zu einer Abwanderung der Bevölkerung und sogar zu einer Auswanderungswelle vieler Wolfurter nach Amerika. Durchschnittliche Anzahl pro Haushalt: 4, 9 Personen Diese Zahlen zeigen, daß 1839 eher die Kleinhaushalte dominierten. Eine Durchschnittszahl von 4, 9 Personen pro Haushalt und die Tatsache, daß Haushalte mit bis zu 5 Personen mit 59, 6 % am stärksten vertreten waren, zeigt die Dominanz des Kleinhaushaltes. Aber auch noch Haushalte mit 6 bis 7 Personen waren in Wolfurt recht stark vertreten, während Großfamilien mit 10 Personen selten waren. Leider gibt es für das 19. Jahrhundert keine weiteren derartigen Haushaltsverzeichnisse mehr, die über die Haushaltsformen in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts Auskunft geben könnten. Im Jahre 1839 waren von 241 gezählten Häusern lediglich 18 Häuser mit 2 Familien-Haushalten besetzt. II 2. Haushaltsstrukturen 1839 Aus dem Jahre 1839 hat sich ein Bevölkerungsverzeichnis mit Angabe der Familiengröße erhalten, das Aufschlüsse über die Haushaltsstrukturen und auf Familienstrukturen gibt. II 3 Vermögensstruktur Mit den im Gemeindearchiv befindlichen Vermögenssteuerverzeichnissen der Jahre 1785, 1797, 1846 und 1850 ist es möglich einen Einblick in die Vermögensstruktur der Gemeinde, den sozialen Aufbau und in die sehr bedeutende Verschuldung zu gewinnen. Diese Steuerbücher bestehen aus dem geschätzten Vermögen (Haus, Grund, Fahrnis und Kapital), den Schulden, wobei der Kreditgeber meistens genannt wurde, und, nach Abzug der Schulden von der Schätzsumme, das tatsächlich zur Verfügung stehende Vermögen, das zur Besteuerung herangezogen wurde. Um einen Eindruck von der Verschuldung zu erhalten, werden in den folgenden Tabellen das geschätzte und das versteuerte Vermögen dargestellt. 15 14 Kategorie in Gulden % % % % Versteuertes Vermögen % % % % 1785 1797 1846 1850 0- 500 500-1000 1000-1500 1501-2000 2001-2500 2502-3000 3000-3500 3501-4000 4001-4500 4501-5000 5001-5500 darüber 15, 2 42, 6 22, 9 8, 9 3, 2 1, 2 1, 9 1, 2 0, 6 0, 6 1, 2 6, 2 22, 9 31, 6 18, 6 6, 2 6, 2 1, 8 1, 2 1, 2 0, 6 0, 6 3, 1 4, 5 18, 0 24, 5 17, 2 9, 8 7, 3 7, 3 3, 3 1, 6 2, 5 1, 3 2, 5 5, 1 7, 8 11, 3 17, 0 14, 9 7, 2 6, 2 10, 8 5, 6 5, 2 2, 5 6, 18 0- 500 500-1000 1000-1500 1501-2000 2001-2500 2502-3000 3000-3500 3501-4000 4001-4500 4501-5000 5001-5500 darüber kein Vermögen nur minus Schulden 1785 1797 1846 1850 47, 7 21, 6 13, 3 3, 8 0, 6 1, 9 1, 2 0, 6 0, 6 8, 2 29, 2 32, 2 12, 5 4, 7 5, 0 1, 8 1, 3 0, 6 0, 6 0, 6 3, 1 10, 1 20, 0 13, 1 13, 1 8, 2 3, 7 3, 3 2, 9 2, 1 0, 4 0, 4 0, 4 2, 5 29, 9 26, 8 12, 9 12, 4 6, 2 11, 3 6, 7 6, 7 3, 6 1, 1 2, 6 1, 03 8.2 Bei einer Gegenüberstellung der beiden Tabellen ist sichtbar, daß die Schulden der Bevölkerung den Vermögensstand von den mittleren Steuerklassen auf die Klasse bis 1000 Gulden drückte. Sehr viel deutlicher kann folgende Tabelle über die Verschuldung Auskunft geben. Schulden - Fälle: in Gulden keine 0- 100 101- 200 201- 300 301- 400 401- 500 501- 600 601- 700 701- 800 801- 900 901-1000 1001-1100 1101-1200 1201-1300 1301-1400 1401-1500 1501-1600 1601-1700 1701-1800 1801-1900 1901-2000 2001-2100 2101-2210 2201-2300 2301-2400 2401-2500 2501-2600 2601-2700 2701-2800 2801-2900 2901-3000 darüber Bei genauer Betrachtung der Tabelle fällt die Verschiebung im Bereich des geschätzten Vermögens vom Jahre 1785 bis 1797 auf. Es fand scheinbar eine Verbesserung der finanziellen Lage statt, da sich im Bereich zwischen 1000 und 3000 Gulden mehr Vermögenswerte befinden. Diese Verschiebung ist jedoch mit der damals stattgefundenen Riedteilung zu erklären, die jedem Gemeindebürger eine Wiese im Ried einbrachte und einen Vermögenszuwachs bedeutete. Bei einem Vergleich mit der Rubrik versteuertes Vermögen, ist an diesen Tabellen auch die Wirtschaftskrise in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts zu erkennen, die in Vorarlberg Arbeitslosigkeit und Verarmung mit sich brachte. Die Anzahl der vermögenslosen, völlig überschuldeten Haushaltsvorstände in Wolfurt stieg in diesem Jahr immerhin auf knapp 30 %, während diese Quote in den anderen Jahren sich bis 8 % bewegte. Auffallend ist auch der Rückgang der Steuerzahler von 244 im Jahre 1846 auf 194 im Jahre 1850. Anhand der Tabellen kann gezeigt werden, daß sich der größte Teil der Bevölkerung in den untersten und in den mittleren Steuerklassen befand und nur ein sehr kleiner Bevölkerungsteil in den höheren Steuerklassen, die in der Regel schuldenfrei waren und sogar noch über bedeutendes Kapital und über Zinsbriefe verfügten. 16 1785 15 3 18 16 16 28 19 12 7 5 3 2 1 1 2 1 — 1 1 — — — — — — — — — — — 1794 7 7 10 14 11 15 18 13 13 11 7 4 3 2 7 1 1 _ 3 — 2 — — — — 2 — — — — — 1846 2 4 14 13 11 7 11 15 11 14 13 8 11 7 13 16 11 6 6 4 3 7 _ — 2 2 4 _ 2 2 4 1850 3 9 7 9 11 7 10 13 8 7 9 17 15 8 10 8 4 8 9 6 3 9 — — 3 3 2 2 2 1 8 17 Diese Zahlen zeigen, daß es in Wolfurt kaum ein schuldenfreies Haus gab und daß die Schuldenhöhe gerade im 19. Jahrhundert stark anstieg. Die jährlichen Zinszahlungen müssen für die Bevölkerung eine große Belastung dargestellt haben und dürften wohl existenzgefährdend gewesen sein. Interessant ist auch die Angabe der Kreditgeber, die in den Steuerlisten genannt werden. Für das Steuerbuch 1785 wurden folgende Kreditgeber ermittelt. Bei folgenden Institutionen und Personen wurden in 136 Fällen Kredite aufgenommen und damit Schulden gemacht: Kirche Wolfurt in 5 Fällen Kloster Hirschtal 3 Privat 32 Kirche Wolfurt und Kloster Hirschtal 3 Kloster, Kirche, Privat 38 Kirche Wolfurt und Privat 27 Kloster Hirschtal und Privat 9 Unklar 18 Man sieht daraus, daß die meisten Personen bei mehreren Institutionen und Privatpersonen gleichzeitig Geld aufgenommen hatten. Mit diesen Krediten, die von den Klöstern und Kirchen ausgegeben wurden, erhielten diese Institutionen das für den Unterhalt des Pfarrers und der Kirche notwendige Kapital. Die Zinsen für diese Kredite waren mit 4 bis 5 Prozent über Jahrhunderte hinweg konstant. Als Kreditgeber fungierten im Dorf auch die reichen Bauern und Wirte, wie auch die zum Vormund von Waisen bestellten Verwandten, die das Erbe der Waisen damit sicherten, wobei dies unter Aufsicht der Gemeinde geschah. Unter den Privatkreditgebern tauchen im Steuerbuch auch immer wieder Bregenzer Bürger und besonders Wirte auf. In drei Fällen wurde auch die Weber-, Maurer- und Krämerbruderschaft in Bregenz genannt. Die durch die antisemitische Propaganda der Nationalsozialisten als skrupellose Geldverleiher gebrandmarkten Juden wurden nur in einem Fall erwähnt. Ein «Jud Mayer», ohne Ortsbezeichnung, wird neben anderen Privatpersonen und der Kirche Wolfurt in der Reihe der Kreditgeber genannt. Im Steuerbuch von 1794 werden auch die Pfarre Maria Bildstein und das Kloster Mehrerau als Kreditgeber angeführt. Mit der Errichtung der Spinnerei Kennelbach im Jahre 1838 ergab sich für viele Wolfurter eine Arbeitsmöglichkeit in der Fabrik. Doch war das Arbeitskräftepotential der Region Kennelbach-Wolfurt bald erschöpft, sodaß die Fabriksdirektion zur Anwerbung fremder Arbeiter überging und für die Unterbringung dieser Leute sorgen mußte. Nachdem in Kennelbach bald alle Quartiere belegt waren, versuchte die Fabriksleitung die Arbeiter auch in Wolfurter Häusern unterzubringen. Die Bevölkerungsstatistik von 1839 gibt auch über die Verteilung der Fremden in Wolfurter Häusern Auskunft. Von insgesamt 241 Wohnhäusern waren 10 mit Angehörigen anderer österreichischer Kronländer sowie 5 mit Ausländern belegt. Wem diese Häuser gehörten und ob es sich um Mietshäuser handelte, läßt sich heute nicht mehr nachweisen. Nur in einer einzigen Wolfurter Familie waren 6 Fremde als Untermieter gemeldet. Durch die Vergabe von Darlehen an Hauseigentümer in Kennelbach und Wolfurt erhielt die Fabrik zusätzlichen Wohnraum für Arbeiter, da als Bedingung für die Darlehen Arbeiter in das Haus aufgenommen werden mußten. Der Wolfurter Schneidermeister Fr. Eiselt erhielt 1872 von der Spinnerei ein Darlehen und verpflichtete sich, 5 Familien mit 33 Personen aufzunehmen.2 Es handelte sich dabei um die ersten Welschtiroler Arbeiter in der Spinnerei Kennelbach und auch vermutlich um die ersten Welschtiroler in Wolfurt. Die Zahl der italienischen Arbeiter in Wolfurt stieg bis 1910 auf 400 an.3 Neben diesen aus dem Trentino stammenden Arbeitern kamen auch andere Arbeitssuchende nach Wolfurt. In der Monarchie hatten diese Fremden sich nach ihrer Ankunft im Ort auf dem Gemeindeamt zu melden, sich auszuweisen und wurden anschließend in ein Fremdenbuch eingetragen. Im Gemeindearchiv Wolfurt hat sich dieses Fremdenbuch für die Jahre 1872 bis 1890 erhalten und gibt Auskunft über den Namen des Fremden, seine Heimatgemeinde, seinen Beruf, seine Wohnung in Wolfurt, seinen Arbeitsplatz und das Anmelde- und Abreisedatum. Leider wurde dieses Fremdenbuch nicht sehr sorgfältig geführt und nur teilweise das Abreisedatum eingetragen. Trotz dieser Mängel stellt dieses Fremdenbuch einen interessanten Einblick in das Sozialleben des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts dar. In der folgenden Tabelle soll ein Überblick über die Herkunft, den Beruf und die Verweildauer der Fremden gegeben werden. Natürlich beschränkten sich die Berufe der Fremden nicht allein auf die in der Tabelle genannten Berufe. Neben den genannten Berufen finden sich noch Näherinnen, die vermutlich «Störarbeit» durchführten, Weber, Säger, und Handelscomis. Die Zahlen dieser Berufe sind aber vergleichsweise gering, sodaß in der Tabelle nur die häufigsten Berufe aufgeführt wurden. Zur Verweildauer muß gesagt werden, daß sich nur für ein Drittel der Eintragungen im Fremdenbuch die Verweildauer eruieren läßt, da das Fremdenbuch sehr schlampig geführt und das Abreisedatum nur sporadisch genannt wurde. Trotzdem kann ein Überblick über die Aufenthaltsdauer der fremden Arbeiter gegeben werden. 19 II. 4 Die «Fremden» im Dorf In Wolfurt waren, wie in den 1832 einsetzenden Bevölkerungsstatistiken zu sehen ist, immer Fremde anwesend, wobei zwischen Ausländern, Bürgern anderer Vorarlberger Gemeinden und Angehörigen anderer Kronländer der Monarchie unterschieden wurde. Die Trennung zwischen Einheimischen und Fremden hatte vor allem rechtliche Gründe, da nach den damaligen Gesetzen im Krankheitsfalle die Heimatgemeinde für die entstehenden Unkosten haften mußte und die jeweilige Wohngemeinde die Fremden im Dorf erfasste und das Heimatrecht nur selten verlieh. 1839 befanden sich im Dorf 57 Fremde, wobei es sich um 15 Ausländer und 42 Angehörige anderer Kronländer oder anderer Vorarlberger Gemeinden handelte.1 18 Herkunft der Fremden 1873—1883 Taglöhner Fabriks- Sticker Dienst- Knecht arbeiter mädchen Handwerker Bauer Herkunft der Fremden 1884—1890 Taglöhner Fabriks- Sticker Dienst- Knecht arbeiter mädchen Handwerker Bauer Aufgliederung Rheintal Rheintal Total 57 Schwarzach 3 Bildstein 10 Buch 8 Lauterach 3 Hard 4 Höchst 9 Lustenau Dornbirn 5 Rieden Langen 2 andere Rheintalgemeinden 13 Vbg. Oberland 4 Vbg. Berggebiet 1 Bregenzerwald 8 Nordtirol 15 Südtirol 1 Welschtirol 43 Italien 5 Schweiz 1 Deutschland 1 Liechtenstein Österreich-Ungarn 55 1 5 2 1 2 15 7 3 3 16 4 2 23 10 2 17 5 10 2 1 6 27 3 15 3 2 4 1 1 22 1 1 1 1 _ 34 6 8 2 1 3 2 2 1 9 8 8 16 6 2 14 5 4 — 5 1 5 2 — — 61 8 14 4 3 1 3 3 7 1 4 13 19 3 31 14 4 3 8 30 11 16 3 6 4 2 — 1 1 5 — — 2 2 8 1 _ Aufgliederung Rheintal Rheintal Schwarzach Bildstein 2 1 Buch Lauterach Hard Höchst 2 Lustenau 3 Dornbirn Rieden Langen andere Rheintalgemeinden 2 Vbg. Oberland 4 Vbg. Berggebiet Bregenzerwald 2 Nordtirol 26 1 Südtirol Welschtirol 90 Italien Schweiz 1 2 Deutschland Liechtenstein Österreich-Ungarn 2 Verweildauer 2 2 1 2 1 7 9 20 12 41 11 22 9 11 3 1 3 15 2 3 3 17 5 25 6 1 2 9 - 2 1 1 2 2 3 6 16 14 1 17 - 2 2 1 1 1 3 2 2 1 2 7 1 1 1 - 2 9 1 1 .2 1 2 3 3 4 5 17 17 3 3 3 39 1 16 2 -. 2 2 1 - (1873-831884-90 1873-83 1884-90 1873-83 1884-90 1873-83 1884-90 1873-83 1884-901873-8831884-90) Handwerker Taglöhner Fabriksarb. Sticker Dienstknecht Magd 1- 6M. 6-12 M. 1- 2J. 2 - 3J. 3 - 4J. 4 - 5J. 6J. 8J. länger 20 57 23 8 14 4 6 2 1 3 22 10 12 1 3 - 33 8 9 6 2 6 1 1 44 9 14 2 1 2 - 25 11 12 2 3 4 2 2 42 13 17 5 3 3 1 - 5 4 2 2 1 3 1 - 23 7 13 1 - 3 4 1 3 - - 17 10 4 2 1 1 - 27 6 7 1 - 21 Bei näherer Betrachtung der aus dem Fremdenbuch gewonnenen Informationen und Daten können Fabriksarbeiter, Taglöhner und in der Stickerei Beschäftigte als die häufigsten Berufe der Fremden angegeben werden. Die Fabriksarbeiter waren zum größten Teil in der Spinnerei Kennelbach beschäftigt, doch haben die Spulenfabrik Zuppinger und der Mechaniker Josef Anton Dür sowie sein Nachfolger Doppelmayr vielen Fremden Arbeit gegeben. Zuppinger hat einige Facharbeiter aus der Schweiz geholt, und der Mechaniker Dür beschäftigte zahlreiche Eisendreher, Metallarbeiter und Mechaniker. Die Aufenthaltsdauer dieser Fabriksarbeiter, der Textilarbeiter und auch der Metallarbeiter war, wie aus der Tabelle zu ersehen ist, eher kurz. Die Masse der Arbeiter wechselte nach 6 bis 12 Monaten die Arbeitsplätze. Dieses, als Fluktuation bezeichnete Phänomen, ist typisch für die Industriearbeiterschaft des 19. Jahrhunderts. Dieser häufige Wechsel des Arbeitsplatzes ist mit den Arbeitsbedingungen, der schlechten Bezahlung und den schlechten sozialen Verhältnissen zu erklären. Ein ähnliches Phänomen ist auch bei den Taglöhnern zu beobachten, die als ungelernte Arbeiter noch viel stärker den schlechten sozialen Bedingungen ausgesetzt waren. Interessant ist auch die Herkunft der Arbeiter und Taglöhner. Bei den Taglöhnern und Arbeitern ist die Zahl der Welschtiroler, Nordtiroler, Schweizer und Deutschen beachtlich hoch. Bei den Vorarlberger Arbeitern und Taglöhnern stammte ein bedeutender Teil aus den umliegenden Gemeinden, besonders in der Phase 1873—83 aus Bildstein. Auch die Anzahl der aus dem Bregenzerwald stammenden Arbeiter ist recht hoch. Die Stickerei erlebte im Untersuchungszeitraum die Mechanisierung und erste Blüte. Bei einer Betrachtung der Herkunftsorte der in der Stickerei Beschäftigten fällt das Nachbardorf Bildstein als Rekrutierungsschwerpunkt für Sticker und Fädlerinnen auf. Aus Lustenau, dem Zentrum der Vorarlberger Stickerei stammen in der Phase 1884—1890 zahlreiche Stickereiarbeiter. Aus dem Bregenzerwald stammte ebenfalls ein sehr großer Teil der Stickereiarbeiter und wurde in der Phase 1883—90 noch verstärkt. Auch die Stickereiarbeiter blieben nur verhältnismäßig kurze Zeit in Wolfurt. Die in Wolfurt arbeitenden Dienstmägde und Knechte dürften in der Landwirtschaft beschäftigt gewesen sein. Als Herkunftsgebiete können das Rheintal, der Bregenzerwald und in der Phase 1884—1890 Nordtirol angegeben werden. Die Aufenthaltsdauer, besonders der Dienstmägde, war überraschend kurz, wobei in der Phase 1883—1890 die Verweildauer oft auf wenige Wochen und Monate zurückging. Erstaunlich hoch war die Zahl der Handwerker, die durch Wolfurt zogen, hier sich nach Arbeit umsahen und in der Regel nur kurz im Dorf blieben. Die Handwerksgesellen erhielten bis 1878 von der Gemeinde ein Dorfgeschenk, das als Unterstützungsgeld gedacht war und aus dem Armenfonds bezahlt wurde. Dieses Dorfgeschenk wurde aber von der Gemeinde eingestellt, da es sich um eine freiwillige Spende handelte und gesetzlich nicht festgelegt war.4 Die Herkunftsorte der Handwerker waren schwerpunktmäßig im Rheintal wiederum Bildstein, Schwarzach und Dornbirn. 22 Sehr viele Handwerker stammten aus dem Bregenzerwald, Nordtirol und auffallend viele der durchziehenden Handwerker aus Deutschland. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Nachbargemeinden Wolfurts, darunter besonders Bildstein, die häufigsten Herkunfsorte der nach Wolfurt kommenden Fremden waren. Besondere Bedeutung hatten auch die als Taglöhner und Fabriksarbeiter bezeichneten Welschtiroler, und auffallend hoch ist auch der Anteil von Arbeitern und Handwerkern aus der Schweiz und Deutschland. Der Gemeindeausschuß verhielt sich insgesamt eher ablehnend gegen die fremden Arbeiter. Die Gemeindeprotokolle enthalten einige interessante Stellungnahmen des Gemeindeausschusses zur Behandlung der Fremden im Dorf. In der Bekanntmachung 71 von 1860 wurde beispielsweise den Fabriksarbeitern verboten an der Ache Büsche abzuschneiden und abzuholzen, da diese Büsche für die Wuhrungen eine Bedeutung hatten.5 Als in den 80-er und 90-er Jahren des 19. Jahrhunderts die Zahl der Welschtiroler Arbeiter enorm zugenommen hatte und ständig weiter wuchs, dürfte es zu einer Ablehnung dieser rasch wachsenden Bevölkerungsgruppe im Dorf gekommen sein. An zwei Stellen des Gemeindeprotokolls sind Hinweise auf diese Ablehnung zu finden. 1897 interpellierte das Ausschußmitglied Wendelin Rädler in einer Ausschußsitzung, daß den italienischen Arbeitern das unbefugte Holzsammeln in den Wolfurter Wäldern verboten werde und der Gemeindediener für die Ergreifung eines jeden Holzdiebes eine Prämie erhalten solle.6 Als 1899 ein Ansuchen für eine Gasthauskonzession gestellt und im Ausschuß beraten wurde, kam es nach einer Diskussion zur Ablehnung und folgender Bemerkung im Protokoll: «... es ist zu befürchten, daß es ein Tummelplatz der italienischen Elemente geben würde und die hiesige Bevölkerung dieses Gasthaus als unbehaglich empfinden wird .. .»7 Fremde wurden nur nach bestimmten Kriterien in den Gemeindeverband aufgenommen. In einem Gemeindebeschluß von 1853 wurde festgelegt, daß Quartiergeber für fremde Einzelpersonen und Familien 48 Kreuzer bzw. 2 Gulden in die Amtskasse zu zahlen hatten und daß Fremde, die in Wolfurt ein Anwesen kaufen wollten, für das Bürgerrecht als Mann 75 Gulden und als Frau 25 Gulden zu zahlen hatten.8 Mit der Veränderung der Heimatverbandgesetze im Jahre 1896, Reichsgesetzblatt Nr. 222 von 1896, wurde die Aufnahme in den Bürgerverband nach 10-jähriger Anwesenheit in der Gemeinde erleichtert. Die erste Aufnahme in den Bürgerverband auf Grund dieser Gesetzesänderung fand in Wolfurt im Jahre 1901 statt.9 Es wurden 32 fremde Familien, die sich seit 10 Jahren in der Gemeinde aufgehalten hatten, in den Heimatverband von Wolfurt aufgenommen, wobei aber nur von 9 Familien die Herkunftsorte bekannt sind. Es waren 4 Familien aus Bildstein, je 1 Familie aus Buch, Lauterach, Schwarzach, Hohenems und aus Kaltern. 1902 erfolgten nur 4 Aufnahmen, wobei 3 Familien ursprünglich aus Bildstein stammten. Die Aufnahmen von 1903 sehen sehr ähnlich aus, da 3 Familien und ein Lediger aus Buch, 3 nach Lauterach und je 1 nach Lustenau und Bildstein zuständig waren. Von diesen aufgenommenen Familien waren 4 in der 23 Stickerei tätig. Die Berufsstruktur und Herkunft von 1904 sieht etwas differenzierter aus. Von den 5 Familien stammten 3 aus Lustenau und 2 aus Alberschwende, wobei es sich um eine Sticker-, eine Fabriksarbeiter- und eine Taglöhnerfamilie handelte. Die meisten der neu in den Heimatverband aufgenommenen Familien stammten also aus Nachbargemeinden, wobei der größte Teil aus Bildstein stammte. Leider ist nur von einem Bruchteil der Familien der Beruf des Familienvorstandes bekannt, doch ist aus den wenigen Informationen die Bedeutung der Stickerei als Erwerbszweig zu ersehen. Aus dem Wolfurter Heimatverband schieden 1901 7 Wolfurter aus, wovon je 4 in den Gemeindeverband von Hörbranz, je eine in Lauterach, Feldkirch und Rieden aufgenommen wurden. 3 der Familienvorstände waren Handwerker, einer war Krämer und einer Taglöhner. Es ist anzunehmen, daß diese Personen während ihrer Berufsausbildung in die genannten Orte kamen und dort im erlernten Handwerksberuf sich niederließen. II.6 Die Fabriksarbeiter im Dorf Mit der 1838 gegründeten Spinnerei Kennelbach bot sich vielen Wolfurtern eine neue Arbeitsmöglichkeit. Über die soziale Stellung dieser «Fabrikler» in einem reinen Bauerndorf gibt es nur wenige Hinweise. Über das Selbstverständnis der Fabriksarbeiter sind uns aus dem ersten Bestandsjahr der Fabrik und der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwei Quellentexte erhalten geblieben. 1839 suchte ein junger Arbeiter bei der Gemeinde um die Heiratsbewilligung an.1 Er schreibt darin, daß er monatlich 30 Gulden verdiene und «glaube, daß die Beschäftigung als Spinner bei einem soliden Gemeindebürger mehr Sicherheit auf gutem und bleibendem Verdienst, besonders in Kennelbach bei den so eben erst gegründeten Fabriksentablisment bietet, als jedes bürgerliche Gewerbe und Beschäftigung . . .» Ob der junge Arbeiter daraufhin die Heiratsgenehmigung erhielt, ist nicht bekannt, doch zeigt sich in einem Brief, daß der garantierte, wenn auch schmale Verdienst, eine Bedeutung für das Selbstverständnis der Arbeiter hatte. Ferdinand Schneider, der fleißige Wolfurter Chronist, war selbst Arbeiter in Kennelbach und er hat in seiner Chronik die hohe Arbeitszeit, die Nachtarbeit und das patriarchalische Verhältnis zwischen dem Arbeiter und dem Fabriksherrn beschrieben. Kritik kommt nur selten in diesen Schilderungen vor, der Fabrikant wird sogar positiv dargestellt, während die Fabriksdirektoren, die Vorarbeiter und Abteilungsleiter scharf kritisiert werden. Über das Dienstende nach 27 Jahren Tätigkeit in der Fabrik schreibt er « . . . es war mir wie man einem eingefangenen Vogel den Käfig öffnete schnell heraus ohne noch einen Schnabel Hanfsamen zu nehmen.. .»2 An einer anderen Stelle seiner Chronik erwähnt er in einem Gedicht über eine Theateraufführung «... nur die armen Fabrikler bleiben fort.. .»3 Obwohl diese Aussagen stark subjektiven Charakter haben, zeigen sie doch, daß vom Selbstverständnis des jungen Arbeiters von 1839 nicht mehr viel übrig blieb und die harte Arbeit im Vordergrund des Denkens stand. Die Anzahl der Wolfurter, die in Kennelbach arbeiteten, ist nur für das Jahr 1871 bekannt. Damals waren neben 34 Kennelbachern 108 Wolfurter in der Spinnerei beschäftigt. Laut der Volkszählung waren also 6, 6 % der Einwohner Wolfurts, Fabriksarbeiter in Kennelbach. Es muß aber auch die hohe Anzahl von Wolfurter Fabriksarbeitern bedacht werden, die in anderen Industrieorten in Vorarlberg und in Süddeutschland Arbeit gesucht hatten. Zahlenmäßig können diese Personen nicht erfaßt werden, doch geht aus mehreren Akten im Gemeindearchiv die Abwanderung dieser Arbeiter hervor. Zu den einheimischen Arbeitern kamen die fremden Arbeiter hinzu, die von der Gemeinde nicht gerne gesehen wurden, da sie ja kaum Steuern zu zahlen hatten. Die Gründung des Arbeitervereins wurde 1899 durch das Christlichsoziale Lager initiiert. Dieser eher dem konservativen Lager zugehörige Arbeiterverein bot seinen Mitgliedern Weihnachtsfeiern und Unterhaltung in Form von Tanz und Musik.5 25 II.5 Eheerlaubnis Die Gemeinde hatte auch über Ehegesuche abzustimmen. Der Bräutigam mußte bei der Gemeinde in seinem Ansuchen um die Heiratserlaubnis, seine finanziellen Verhältnisse, seinen Beruf und den Namen sowie die Herkunft seiner Verlobten angeben. Nach Erhalt der Informationen wurde im Gemeindeausschuß über das Ansuchen abgestimmt und diskutiert. Der Zweck dieser heute unvorstellbaren Vorschrift lag in der Angst vor Bettlerehen, die der Armenkasse der Gemeinde zur Last fallen würden. Man versuchte damit die Soziallasten der Gemeinde möglichst niedrig zu halten. Der Gemeindeausschuß scheint bei seinen Verhandlungen über Ehegesuche auch unter einem gewissen Druck von Seite der Bevölkerung gestanden zu sein. Im Gemeindeprotokoll von 1868 befindet sich eine Stelle, in der über den Vorwurf aus der Bevölkerung diskutiert wird, daß der Gemeindeausschuß zu liberal in der Behandlung von Ehegesuchen sei und sich die Zahl der «Bettlerehen» erhöht habe.1 In den Protokollen von 1867 bis 1890 werden 44 Eheansuchen genannt, wobei 28 Ansuchen angenommen und 16 abgelehnt wurden. In der Begründung der Ablehnung wird regelmäßig der Beruf und das mangelnde Vermögen des Bittstellers genannt.2 Auffallend ist bei den abgelehnten Gesuchen die Zahl der in den süddeutschen Industriezonen lebenden Wolfurter Metallarbeiter, die in Deutschland eine Braut gefunden hatten und bei der Gemeinde Wolfurt um die Eheerlaubnis ansuchten. Da mit der Genehmigung auch die Verpflichtung zum Unterhalt dieser in Süddeutschland lebenden Familie entstanden wäre und die Braut in Wolfurt unbekannt war, dürfte die Gemeinde die Erlaubnis nicht erteilt haben. Der Bräutigam konnte aber bei einer Ablehnung sich an die Bezirkshauptmannschaft wenden und dort einen Protest einlegen und erhielt nach längerem Schriftwechsel und mehreren Verhandlungen über die BH die Heiratserlaubnis. 24 II.7 Armenversorgung Über die Anzahl der Armen und das Ausmaß der Armut im 18. und 19. Jahrhundert ist für Wolfurt nichts bekannt, doch haben sich Informationen über die Armenpolitik der Gemeinde und über einige Einzelschicksale erhalten. Die Gemeinde Wolfurt hatte die Möglichkeit, unheilbar Kranke und Arme im Landspital in Bregenz-Rieden unterzubringen. Diese Institution entwickelte sich aus dem seit 1400 bestehenden Siechenhaus in Bregenz. Als dieses im 17. Jahrhundert durch Mißwirtschaft in finanzielle Probleme geriet, erklärten die das Siechenhaus mitfinanzierenden 7 Landgerichte Hofsteig, Lingenau, Alberschwende, Sulzberg, Hofrieden, Simmerberg und Grünenbach den Wunsch nach Errichtung eines eigenen Siechenhauses. Dieses Gebäude wurde 1614 errichtet und blieb bis zum heutigen Tag als Altersheim bestehen.1 Die Gemeinde Wolfurt benützte diese Institution im 19. Jahrhundert zur Unterbringung von Armen und wehrte sich im Jahre 1901, gemeinsam mit anderen Gemeinden, gegen die Auflösung des Landspitals. 1905 wurden über die weitere Zukunft des Landspitals Verhandlungen geführt, wobei die Gemeinden mit eigenen Armenhäusern für eine Auflösung des Landspitals, während die Gemeinden ohne ein eigenes Armenhaus für die Weiterführung dieses Hauses waren.2 Im August wurden diese Verhandlungen mit dem Ergebnis abgeschlossen, daß 13 Gemeinden das Landspital aufkauften und weiterführten.3 Das Armenwesen wurde in Wolfurt im 19. Jahrhundert zweimal organisiert und mit Statuten ausgestattet. 1823 versuchte die Gemeinde, nach vorheriger behördlicher Aufforderung, das Armenwesen zu regulieren und nach den vom Landgericht bzw. dem Kreisamt 1819 erlassenen allgemeinen Verordnungen zu organisieren. Es wurde eine Armenkommission eingerichtet, in der der Pfarrer und Gemeindevertreter waren. Die Gemeinde hatte die Pflicht, für den Unterhalt der Gemeindearmen aufzukommen und die Finanzierung der Armenversorgung zu regeln. Die Finanzierung der Unterstützungsgelder wurde zuerst durch milde Sammlungen in der Gemeinde hereingebracht, und erst bei Finanzierungsproblemen griff man zu einer Umlage, also einem Aufschlag auf die Gemeindesteuern. Weiters wurden Strafgelder, Prozente von Freiwilligen Versteigerungen und die Hundesteuer für die Finanzierung des Armenfonds verwendet. Die Armen hatten ihre Unterstützungsgesuche dem Armenrat vorzutragen, und dieser entschied über die Gewährung und die Höhe der Unterstützungszahlungen.4 Über die Armenpolitik der Gemeinde geben die Sitzungsprotokolle des Gemeindeausschusses hinreichend Auskunft. Es wurden im Rahmen der Armenversorgung den Armen Kleidungsstücke gekauft, ihren Kindern die Ausbildung vorfinanziert, für Kranke Arztkosten und Kuren bezahlt.5 Diese Unterstützungen waren aber von der Gemeinde auf Grund der allgemeinen Verordnung zu leisten. Für unsere Zeit erschreckend und ungemein hart sind aber Einzelschicksale und die Vorgangsweise der Armenkommission. 1867 beriet der Gemeindeausschuß über das 26 weitere Schicksal eines Mannes, der sein Vermögen verloren hatte. Es wurde beschlossen den Versuch zu unternehmen, ihn in der Fabrik unterzubringen und bei Nichtaufnahme in die Fabrik seine Verpflegung in einem Privathaus öffentlich zu versteigern.6 1868 erwarb die Gemeinde an der Ach ein Haus und Grundbesitz für die Einrichtung eines Armenhauses.7 Über dieses Haus, die Aufnahmebedingungen und die internen Verhältnisse sind leider keine Unterlagen vorhanden. 1874 wurde eine neue Armenordnung erlassen und wiederum eine Armenkommission einberufen. Als Einnahmen für den Armenfond fanden Pachtzinse aus den Armengütern, Grundstücke, die dem Armenfonds gehörten, das Armenprozent bei der Gemeindesteuer, Hundesteuern, Kapitalzinsen des Armenfonds, Strafgelder und Zuschüsse aus der Gemeindekasse Verwendung.8 Im selben Jahr adaptierte man auch das alte Schulhaus als Armenhaus.9 Die Versorgung der Armen sah so aus, daß der Arme ein Armenbuch erhielt und bei den einzelnen Häusern im Dorf, an bestimmten Tagen, einen sogenannten «Kosttag» einzuhalten hatte.10 Für die heutige Zeit, die durch Wohlfahrtsgesetze den Armen hilft, scheinen diese Vorgangsweisen unvorstellbar. III. Ausbau der Infrastruktur III.1 Schulen Das erste Schulhaus wurde 1778 im Strohdorf errichtet. Während des 19. Jahrhunderts stieg die Anzahl der Schüler in Wolfurt ständig, sodaß sich die Gemeinde veranlaßt sah, die*Zahl der Lehrer zu erhöhen und die Schulbauten zu vergrößern bzw. einen Neubau zu erstellen. 1834 waren in Wolfurt drei Lehrer angestellt, die aber keine fixe Anstellung hatten.1 Man entschloß sich dann aber zu einem festen Vertragsverhältnis mit folgender Begründung: «... daß man hoffen durfte daß das Schulwesen in einigen Gegenständen besser empor kommen und die Obliegenheit der bestätigten Lehrer mit großem Eifer und Eindruck bewirkt werden sollte ...» Die Lehrer waren in drei Gehaltsklassen eingeteilt und neben dem normalen Unterricht zur Abhaltung einer Wiederholungsschule am Sonntag und zum Vorbeten in der Kirche verpflichtet. Sie erhielten im Schulhaus eine Dienstwohnung und waren dem Schulausschuß der Gemeinde verpflichtet. Die Bezahlung der Lehrer wurde bis 1814 mit den Mitteln des Bruderschaftsgeldes bestritten, wobei das Bregenzer Rentamt dieses Geld ausbezahlte. Wie aus dem Akt des Jahres 1877 klar hervorgeht, war die Gemeinde wegen des Fehlens eines Schulfonds zur Zahlung der Lehrergehälter verpflichtet. Das Lehrergehalt und die Unterhaltskosten für die 3 Schulklassen bedeuteten für das Budget der Gemeinde eine Belastung, und als 1867 das Lehrergehalt gesetzlich erhöht wurde, sah sich die Gemeinde gezwungen, das Legat des 27 Pfarrers Hiller bzw. die Zinsen dieses Legats, zur Finanzierung der Mehrkosten heranzuziehen.2 Seit 1874 setzte man Barmherzige Schwestern als Lehrerinnen ein.3 Ein Bericht des Gemeindeausschusses von 1874 gibt Einblick in die damals verwendeten Schulrequisiten. Es wurden Landkarten Österreichs, Palästinas, Tier- und Pflanzenbilder, Haushaltskundewandkarten, eine Wandkarte des metrischen Systems, ein Kompaß und Meterstab angeschafft.4 1870/71 wurde ein neues Schulhaus geplant und errichtet.5 Es war für 220 bis 240 Schüler geplant, und das alte Schulhaus fand als Armenhaus und Turnsaal für Sportler Verwendung.6 Trotz der großzügigen Planung klagte man 1891 bereits über die erhöhte Schülerzahl und die Raumnot.7 1899 diskutierte der Gemeindeausschuß das Schulproblem und erklärte, daß im Schulhaus kein Zimmer mehr frei wäre. Als Ursache für diese Raumnot und Erhöhung der Schülerzahl wurde folgendes protokolliert: «. . . die Schullast die Gemeinde schwer drückte, in dem die Fabriken in Kennelbach eine große Anzahl Arbeiterfamilien und Schüler bringe...» Weiters wurde erklärt, daß diese Arbeiterfamilien für die Gemeinde auch keine Einnahmequelle bedeuteten, da sie ja kaum Steuern zu zahlen hatten.8 Zu den öffentlichen Pflichtschulen kam die im ersten Aufsatz bereits erwähnte Gewerbliche Fortbildungsschule, die man während der Wintermonate abhielt. selbst erhalten und gepflegt.3 Bis zum Bau dieser Straße bildete der Oberfeldweg die einzige Verbindung von Kennelbach nach Wolfurt. Auch über den Zustand der Ippachstraße finden sich Klagen.4 Diese Straße wurde von den Gemeinden Wolfurt, Hard und Lauterach gemeinsam erhalten, doch stellte ein Bericht vom Jahre 1863 fest, daß der Zustand der Straße sehr schlecht und ein Durchkommen auf ihn kaum mehr möglich sei. Der schlechte Straßenzustand wurde auch in Zeitungsartikeln beanstandet.5 1881 hatte die Gemeinde für die Erhaltung ihrer Straßen 2 Straßenmeister und 2 Wegmacher angestellt. Der Straßenbau und die Straßenerhaltung wurden auch als Arbeitsplatzbeschaffungsmöglichkeit für Arme betrachtet.6 In einer Gemeindeausschußsitzung des Jahres 1882 beschloß man die Armen im Dorf, sofern sie arbeitsfähig waren, in der Straßenpflege einzusetzen. Das System der Schotterung der Straßen blieb bis in das 20. Jahrhundert üblich, und erst mit der Asphaltierung der Oberen Straße im Jahre 1931 änderte und modernisierte sich der Straßenbau. III. 3 Brücken Die Gemeinde hatte für die Instandhaltung der Brücken im Gebiet Wolfurts zu sorgen. Im Ausgabebuch der Gemeinde aus dem Jahre 1816 wurden die Instandhaltungskosten der 18 «Bruggen» auf den Wolfurter Straßen als Ausgabeposten genannt. Die Gemeinde war auch für die Brücke über den Rickenbach verantwortlich, die als Verbindung in das Weitried diente. Vor der Brücke hatte sich nur ein Fußsteg an dieser Stelle befunden, und da sich im Weitried auch der größte Teil des Gemeindegrundbesitzes befand, war die Gemeinde nach einem bestimmten Aufteilungsschlüssel zur teilweisen Finanzierung der Reparaturkosten verpflichtet. Eine Verbindung mit Kennelbach existierte anfänglich nur in einer Fähre, die aber nach einem Unglück durch eine von der Spinnerei Kennelbach errichtete Holzbrücke ersetzt wurde. 1839 gab die Spinnerei den Bau der siebenjöchigen Holzbrücke in Auftrag. Diese Brücke war eine Mautbrücke, die nur für die Arbeiter gratis zu passieren war. Da diese Brücke den einzigen Übergang über die Bregenzerach oberhalb von Rieden darstellte, hatte sie für die ganze Region eine besondere Bedeutung. Erst mit dem Bau der Wälderbahn wurde die Frage eines Brückenneubaus in der Nähe des geplanten Bahnhofs interessant. In Wolfurt kam es zur Gründung eines Komitees «betreffs Verbindung mit der Bregenzerwälderbahn», das zur Aufgabe hatte «dahin zu sorgen, daß bei Ausführung des bestehenden Projekts der Bahnhof in tunlichster Nähe des Weilers Ach zu stehen kommt.»3 Dieses Komitee reichte nach zweijähriger Tätigkeit im Jahre 1897 ein Offert für eine Brücke und eine Petition an den Landtag ein. Als Hauptinitiator des Brückenbaus kann Wendelin Rädler genannt werden, der 1899 einen Plan und Kostenvoranschlag für eine hölzerne Brücke vorlegte und ein Jahr später im Gemeindeausschuß eine Petition verlesen ließ, in der er den Brückenbau gemeinsam mit Kennelbach vorschlug.4 Bei wei29 III.2 Straßen Mathias Schneider, Feldvermesser aus Wolfurt, hat in seiner Chronik auch über die Straßenabmessungen in Wolfurt im Jahre 1805 berichtet. Er schrieb, daß die Hauptstraße im ganzen Gericht Hofsteig 12 332 Klafter umfasse, wobei auf Wolfurt alleine 3 333 Klafter entfallen. Die Länge der Seitenstraßen im Gericht Hofsteig, gab er mit 6 794 Klafter an (11549, 8 m), wobei die Seitenstraßen in Wolfurt 2 075 Klafter Länge (3 527, 5 m) hatten. Schneider vermerkte weiter, daß es in Wolfurt noch besondere Nebenstraßen gebe, wie die Straße in die Berg, auf das Oberfeld, die Straße unter den Linden, im Strohdorf, an der Hub, Rutzenberg und Kellen. Alle diese Straßen waren lediglich geschottert, und die Straßenpflege bestand in der periodischen Neuschotterung, wobei die Gemeinde bis 1880 diese Arbeiten nicht durch eigene Arbeiter durchführen ließ, sondern die Arbeit an Bestbietende auf dem Versteigerungsweg vergab.1 In den verschiedensten Quellen finden sich immer wieder Klagen über die Beschaffenheit der Wolfurter Straßen. 1859 beschwerte sich die Direktion der Spinnerei Kennelbach über den schmutzigen und schlechten Zustand des Oberfeldweges und verlangte dessen Schotterung, da diese Straße für viele Arbeiter der tägliche Weg zur Spinnerei war.2 Die Spinnerei Kennelbach hat 1846 auf eigene Kosten eine Straße von der alten Kennelbacher Brücke (Obere Brücke bei der Spinnerei), dem Wolfurter Achufer entlang bis zu der Stelle gebaut, an der die Straße von Wolfurt in die Straße nach Lauterach einmündet. Diese Straße wurde von der Spinnerei auch 28 teren Verhandlungen schlug der Bregenzer Baumeister Kraushaar den Bau einer Betonbrücke vor, der nur unwesentlich teurer als eine Holzbrücke war, aber laut Sitzungsprotokoll «dauerhafter und an Eleganz einer Eisenbrücke kaum nachstehend».5 1901 fand in Kennelbach mit Landeshauptmann Rhomberg eine Besprechung statt, bei der die Errichtung einer «Concurrenz» für den Brückenbau beschlossen wurde.6 Der St. Galler Baumeister Westermann legte 1902 ein Offert für eine Betonbrücke «System Henebique» vor und nannte als Bausumme 447 000 Kronen. Ein Vertrag mit dieser Schweizer Firma wurde erst im September 1903 unterzeichnet und eine vertragliche Garantie für Hochwasserfestigkeit über 10 Jahre gegeben.7 Für die Finanzierung des Brückenbaus holte man auf Antrag Rädlers beim Landesausschuß die Bewilligung für eine Darlehensaufnahme von 33 000 Kronen mit 21-jähriger Amortisation ein. Im Juni 1904, nach einjähriger Bauzeit, wurde die Brücke dem Verkehr übergeben.8 III. 5 Entwässerung und Wasserversorgung Ein großer Teil des Gemeindegebietes von Wolfurt liegt im Ried, das ursprünglich aus Feuchtwiesen bestand und durch Entwässerung zumindest teilweise trockengelegt wurde. Bei der Riedteilung im Jahre 1792 legte die Behörde das Problem der Entwässerung und des Hochwasserschutzes vertraglich fest.1 Die Gemeinde wurde verpflichtet, den Rickenbach zu verwuhren, und die Grundbesitzer hatten jährlich die Abzugsgräben zu öffnen und von Stauden zu befreien. Diese Gräben kontrollierte jährlich zwischen dem 18. und 25. Mai ein Abgeordneter des Gemeindeausschusses, und bei nicht durchgeführter Öffnung der Wasserabzugsgräben wurde von der Gemeinde, auf Kosten des Grundbesitzers, der Graben geöffnet. Der Gemeindeausschuß hat auch jährlich durch Verlautbarung die Öffnung der Gräben angeordnet. Eine moderne wasserbautechnische Lösung der Rickenbachverbauung wurde erst um die Jahrhundertwende möglich, als in Vorarlberg im Zuge der Rheinregulierung auch der Plan einer Binnenwasserregulierung entstand. 1901 wandte sich die Gemeinde wegen der Regulierung des Rickenbachs an das Land und konnte eine Aufnahme in das Regulierungsprogramm erreichen.2 Nach einer Begehung des Rickenbachs mit Ingenieuren, machte man noch 1901 Pläne für eine Uferverbesserung. Die weitere Planung zog sich aber dahin, sodaß man erst 1906 ein Elaborat über die Regulierung des Rickenbachs und der Dornbirnerach im Gemeindeausschuß beraten konnte.3 Die Trinkwasserversorgung spielte sich im 19. Jahrhundert auf der Basis der Brunnenversorgung ab und konnte mit der enormen Bevölkerungsentwicklung und der dadurch bedingten erhöhten Nachfrage nach Trinkwasser nicht mehr Schritt halten. In einem Zeitungsartikel von 1893 wird über das schlechte Trinkwasser in Wolfurt geklagt.4 Im Kirchdorf befand sich der Dorfbrunnen, der oft kein Wasser führte und bei Regen getrübtes Wasser hatte. Wegen dieser unhaltbaren Zustände kam es im «Rössle» zu einer Versammlung der Brunnengenossenschaft, welche die Suche nach einer neuen Quelle für die allgemeine Wasserversorgung beschloß. Im Zeitungsartikel wird der durch die Industrie hervorgerufene Bevölkerungszuwachs als Grund für die Wasserprobleme genannt. 1907 wurde in Rickenbach eine Hochdruckwasserleitung für Trink- und Nutzwasser geplant und vom Gemeindeausschuß genehmigt.5 Ein weiterer Bereich der Gemeindeaufgaben waren die Wuhranlagen an der Bregenzerach. Seit 1833 versuchte man, das viele Hektar umfassende Überschwemmungsgebiet der Bregenzerach urbar zu machen. Über viele Jahre wurde der Flußlauf der Bregenzerach reguliert und konnten die entstehenden Inselgründe an der Ach als landwirtschaftlichen Grund genutzt werden. Dieser Grund war Gemeindebesitz und von der Gemeinde an Wolfurter Bauern verpachtet.6 III. 4 Straßenbahn Kennelbach-Dornbirn Die Gemeinde Dornbirn war in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts beim Bau der Bodenseegürtelbahn übergangen worden und versuchte daher krampfhaft, eine Verbindung mit den verschiedenen Eisenbahnlinien zu erhalten. Dornbirn hatte sich beim Bau der Bodenseegürtelbahn eine Verbindung BregenzDornbirn-Schweiz vorgestellt, um damit eine direkte Verbindung in die für die Textilindustrie bedeutende Schweiz zu erhalten. Besonders mit der Blüte der Stickerei machte sich das Fehlen einer direkten Bahnverbindung in die Schweiz bemerkbar. Aus diesen Gründen wurde die Idee einer Straßenbahn Dornbirn-LustenauSchweiz geboren.1 Als der Bau der Wälderbahn beschlossen wurde, bemühte sich Dornbirn um eine Verlängerung der Straßenbahn von Dornbirn nach Kennelbach. Wolfurt wäre durch dieses Straßenbahnprojekt mit Dornbirn verbunden worden und die Gemeinde zeigte an diesem Projekt großes Interesse. Bei diesem Projekt zeigte Lehrer Wendelin Rädler großes Engagement und erreichte, daß die Gemeinde Wolfurt 2 Vertreter in die vorbereitende Sitzung des Proponentenkomitees im März 1897 entsandte.2 Die Gemeindevertretung war sogar bereit, sich an den Unkosten für die technischen Vorarbeiten dieser Straßenbahnlinie zu beteiligen.3 Im November 1897 wurde der Gemeinde der Verlauf der Straßenbahntrasse vorgestellt und auch akzeptiert.4 1899 wurden die Pläne für die Straßenbahn auf den reinen Personentransport und nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, für Personen und Güterverkehr geändert.5 Die Dornbirner verloren sehr bald das Interesse an dieser Verbindung und konzentrierten sich auf die Straßenbahn DornbirnLustenau, die 1900 fertiggestellt wurde.6 30 31 III. 6 Feuerlöschwesen Eine sehr wichtige Aufgabe der Gemeinde war die Organisation des Feuerlöschwesens. 1873 ließ sich die Gemeinde vom Mechaniker Karl Zuppinger einen Plan und ein Offert für eine Feuerspritze machen. Da die Kosten von 750 Gulden für die Gemeinde Wolfurt allein zu hoch waren, wurde versucht, mit der Nachbargemeinde Lauterach diese Spritze gemeinsam zu erwerben, wobei die Spritze in Lauterach aufbewahrt werden sollte. Ob dieser Plan zur Durchführung kam, läßt sich aus den Akten nicht mehr eruieren.1 1853 kaufte die Gemeinde zur Vervollständigung der Feuerbekämpfungsmittel Feuerhacken, Feuerleitern, Kübel und eine Feuerspritze.2 Die Organisation der Feuerbekämpfung war jedoch recht locker. 1868 wurden Erdröhren vom Schloßweiher ins Kirchdorf verlegt, damit bei einem Brandausbruch im eng verbauten Kirchdorf, eine reguläre Wasserzufuhr möglich war.3 Die Erhaltung und Pflege dieser Wasserleitung und des Weihers blieb eine wichtige Aufgabe der Gemeindeverwaltung. 1876 richtete der Gemeindeausschuß ein Komitee zur Errichtung einer Feuerwehr ein, das sich mit der Organisation der Feuerwehr und des Feuerlöschwesens zu beschäftigen hatte, aber keine großen Fortschritte brachte.4 Erst 1889 wurden Statuten für eine Feuerwehr erlassen.5 1900 schaffte die Gemeinde eine moderne Feuerspritze an und verkaufte den bis dahin noch in Verwendung befindliche Feuerkübelwagen.6 und einer gerichtlichen Klage gegen Loacker. Die Gemeinde ging in diesem Rechtsstreit nach negativen Urteilen in der ersten und zweiten Instanz zu einer Klage am Obersten Gerichtshof über.4 Gleichzeitig mit diesen Prozessen verhandelte die Gemeinde mit Loacker über neue Stromtarife für Stickereimaschinen, die einen besonderen Tarif erhalten sollten. Als Loacker diesen Wünschen der Gemeinde nachkam, zog die Gemeinde die Klage gegen Loacker zurück. Da der Strombedarf in Wolfurt, Schwarzach und Lauterach, den vom E-Werk Schwarzach versorgten Gemeinden, immer mehr stieg, sah sich Loacker gezwungen, eine Dampfanlage mit 180 PS zusätzlich für die Stromerzeugung aufzustellen. Loacker verhandelte daher mit dem Elektrowerk Jenny & Schindler in Rieden und konnte ein Abkommen über Lieferung von Reservekraft an das E-Werk Schwarzach abschließen.5 1931 wurde das Schwarzacher E-Werk stillgelegt und die Energieversorgung der Hofsteiggemeinden von den Vorarlberger Kraftwerken übernommen. Es muß noch auf das nur für betriebsinterne Zwecke gebaute E-Werk Zuppinger in Wolfurt hingewiesen werden. 1885 hat die Spulenfabrik und Mühle Zuppinger einen Generator angeschafft, der Licht- und Kraftstrom für den Eigenbedarf lieferte.6 III.8Telefon Die Telegraphenverwaltung Innsbruck wandte sich 1900 erstmals wegen der Einführung eines Telefonanschlusses an die Gemeinde.1 Es wurde die Errichtung eines «Sprachbureaus mit Telefon» in Wolfurt und Rickenbach vorgeschlagen und die Gemeinde um eine Stellungnahme gebeten. Nachdem der Gemeindeausschuß einen Kostenvoranschlag eingeholt hatte, vertagte er den Plan eines Telefonanschlusses aus Kostengründen.2 1902 wurde diese Idee von Wendelin Rädler im Gemeindeausschuß neu aufgegriffen und beschlossen, mit den Nachbargemeinden Kontakt wegen eines Telefonanschlusses an Bregenz aufzunehmen.3 Die erste Telefonleitung in Wolfurt konnte dann 1904 in Betrieb genommen werden.4 III.7 Elektrifizierung Das erste E-Werk in Wolfurt errichteten die Gebr. Gunz und 1897 machte diese Firma der Gemeinde das Angebot, in Wolfurt die elektrische Beleuchtung einzuführen und die Gemeinde mit Strom zu versorgen.1 1899 sprach in derselben Angelegenheit der Elektropionier Albert Loacker in der Gemeinde vor, und es wurden Vorverhandlungen für eventuelle Vertragsbedingungen begonnen.2 Der Strom sollte aus dem im selben Jahr erbauten Kraftwerk in Schwarzach stammen. Dieses E-Werk nützte die Wasserkraft der Schwarzach mit einem Gefälle von 70 Metern und hatte eine Turbinenleistung von 150 PS. Am 30.6.1899 wurde mit Loacker ein Stromlieferungsvertrag unterzeichnet und ein eigenes Straßenbeleuchtungskomitee gegründet, das im Oktober desselben Jahres dem Gemeindeausschuß berichten konnte, daß «die Bürgerschaft der Stromeinführung simpatisch» gegenüberstehe.3 Loacker offerierte Glühlampen mit 16 «Kerzen stärken» und schlug die Installation von 22 «Flammen» im Dorf vor, da damit der Bedarf notdürftig gedeckt wäre. Die Installationskosten wurden mit 1046 Gulden berechnet. Im Dezember 1890 kam es zu einem Streit mit Loacker, da er die Vertragsbedingungen nicht erfüllt hatte. Die Gemeinde warf ihm vor, die Preise ohne Rücksprache erhöht zu haben, und daß die Beleuchtungs- und Motorenkraft zeitweise schon nachlasse infolge der Abgabe von Strom nach auswärts. Da dieser Streit nicht gelöst werden konnte, entschloß sich die Gemeinde 1904 zu einem Gespräch mit einem Juristen 32 III. 9 Die Gründung von Sparkassen Wegen der mit Zahlen im Kapitel Vermögensstrukturen geschilderten Notlage der Bevölkerung wurde die Idee eines Spar- und Vorschußvereins geboren. Der Fabrikant Johann Walter Zuppinger ergriff 1881 die Initiative zur Gründung eines solchen Vereins nach dem System Schulze-Delitsch. Am 26. und 28. Dezember 1881 fanden die Gründungsversammlungen dieses Vereins statt. Für Einlagen wurden 4 % bezahlt und für Ausleihungen 5, 5 % von vornherein abgezogen.1 Gleichzeitig debattierte auch der Gemeindeausschuß die Gründung einer Sparkasse, wobei als Initiator Wendelin Rädler auftrat, der die Einsetzung eines Komitees für eine Gemeindesparkasse erreichte.2 Nach einem Monat wurde im Jänner 1882 der vom Gemeindeschreiber Lorenz Schertler erstellte Entwurf von Sparkassenstatuten dem Gemeindeausschuß vorgelegt.3 Die Gemeinde beschwerte sich bei der Bezirkshauptmannschaft 33 und beim Innenministerium gegen den Spar- und Vorschußverein Rickenbach. Die Bezirkshauptmannschaft erklärte aber in einer Stellungnahme, daß nach der bereits erfolgten Vereinsgründung eine Sparkasse keine besondere Bedeutung erlangen könne.4 Die Gemeinde beschäftigte sich daraufhin nicht mehr mit dieser Angelegenheit. 1889 ergriff Wendelin Rädler wieder die Initiative zur Gründung einer Raiffeisenkasse und am 31. März 1889 fand die Gründungsversammlung statt. Als Beitrittsgebühr zur Genossenschaft wurde 1 Gulden festgelegt, der Einlagezinsfuß mit 4 % und der Zinsfuß für Darlehen mit 5 % festgesetzt.5 Die Mitgliederzahl stieg in den folgenden Jahren ständig an und erreichte bis 1912, dem Austrittsjahr Rädlers aus der Kasse, 222 Mitglieder. Der Umsatz in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts wuchs kontinuierlich an, sodaß die Spar- und Darlehenskasse für mehrere öffentliche Bauten der Gemeinde Darlehen gewähren konnte. Das Warengeschäft nahm man 1895 auf, beschränkte sich aber auf Kunstdünger, Viehsalz und Maismehl.6 Durch die Schaffung dieser Institution konnte die wirtschaftliche Not im Dorf zumindest gelindert und mit dem Warengeschäft die landwirtschaftliche Produktion gefördert werden. leben eine bedeutende Rolle. Das Fronleichnamsfest wurde mit einem Umzug der Schützen durch das Dorf gefeiert, wobei die Schützen und die Musik mitgingen. Die Zugordnung bei der Prozession wurde genau festgelegt und führte 1895 im Gemeinderat zu einer scharfen Diskussion, da sich 2 Musikgruppen gebildet hatten und nun um die Ehre stritten, an der Spitze des Zuges zu marschieren.2 Als besonderes kirchliches Fest gestaltete sich das 25-jährige Jubiläum von Papst Pius IX. im Jahre 1871, das man mit Feuerwerk, Böllerschießen und Gewehrsaluten feierte.3 Christbaumfeiern wurden 1832 für die Schuljugend eingeführt, wobei es zuerst zu Widerstand gegen diesen aus dem protestantischen Deutschland stammenden Brauch kam. Auf dem Dachboden der Schule wurden von den Sqhülern Weihnachtsspiele einstudiert und vor den Eltern aufgeführt.4 Auch Vereine führten für ihre Mitglieder Christbaumfeiern durch. So sind aus dem «Rössle»-Saal Christbaumfeiern im Jahre 1893 bekannt, wobei das Christlichsoziale Kasino und dann der Christlichsoziale Arbeiterverein diese Feiern organisierten.5 Als beliebte Formen der Geselligkeit werden in den Quellen auch Schlittenfahrten der Wolfurter in die benachbarten Ortschaften erwähnt.6 Zu Silvester zogen die Musikanten und Sänger durch das Dorf und überbrachten, wie auch heute noch üblich, den Dorfbewohnern Glückwünsche für das neue Jahr.7 Die Geselligkeit scheint von einigen Leuten im Dorf übertrieben worden zu sein, da sich der Gemeindeausschuß 1868 gegen das «Nachtschwärmen» der jungen Burschen aussprach und ein scharfes Vorgehen dagegen ankündigte.8 Ob man dieses Vorgehen auch wirklich durchführte und damit einen Erfolg hatte, ist in den Protokollen nicht erwähnt. 1883 sah sich der Gemeindeausschuß gezwungen, die Polizeistunde auf 11 Uhr festzusetzen.9 Als eine neue organisierte Form der Geselligkeit gestalteten sich ab den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts die Vereine. Es wurden ein Turnverein, Musikvereine und ein Veteranenverein gegründet.10 Der Turnverein erhielt 1886 von der Gemeinde als Übungsraum 2 Schulklassen im alten Schulhaus zugewiesen.11 Diese Vereine organisierten in der Faschingszeit Bälle. Wie vielfältig das Angebot der Bälle war, sieht man daran, daß beispielsweise im Jahres 1884, kurz hintereinander ein Stickerball, Schützen-, Sänger- und Boltzschützenbälle abgehalten wurden.12 Diese Feiern und Feste fanden in wirtschaftlichen Notzeiten, wie während der Stikkereikrise 1904, nicht statt.13 Als Zentren der Geselligkeit fungierten damals wie ja auch heute noch die Gasthäuser. 1891 gab es in Wolfurt 12 Gasthäuser, was einem statistischen Durchschnitt von 158 Einwohnern pro Gasthaus entsprach.14 In diesem Jahr wechselten mehrere Gasthäuser ihre Besitzer. Tanzveranstaltungen waren ebenfalls ein beliebter Treffpunkt, wobei man diese Tänze bei der Gemeinde anzumelden hatte, da sie besonders besteuert wurden. Spontane, nicht angemeldete Tänze bezeichnete man als «Winkeltänze» und die Veranstalter wurden nach der Ausforschung von der Gemeinde verwarnt. Ein Beispiel dafür ist ein Verbot der Winkeltänze aus dem Jahre 1832. Die normalen Tanzveranstaltungen wurden in den Wirtshäusern des Dorfes durchgeführt.15 35 IV. Geselliges Leben Beim Versuch einer Darstellung der Wolfurter Dorfgeschichte im 19. Jahrhundert muß auch auf die verschiedenen Formen der Unterhaltung und Geselligkeit eingegangen werden. Es ist gut vorstellbar, daß während der Frühindustrialisierung bei der einförmigen Tätigkeit am Webstuhl und am Spinnstock ein starkes Bedürfnis nach Geselligkeit und Unterhaltung entstand. Auch im bäuerlichen Milieu war ein solches Bedürfnis natürlich vorhanden, wobei aber das bäuerliche Arbeitsjahr mit seinem auf die Natur abgestimmten Rhythmus von Arbeit und Festen die Dorfunterhaltungen dominierte. Für Wolfurt ist über die verschiedenen Formen der Geselligkeit reichlich Quellenmaterial vorhanden. Eine besondere Form der Geselligkeit in Wolfurt waren die Theateraufführungen, die an verschiedenen Plätzen des Dorfes aufgeführt wurden. Es kamen dabei unter Beteiligung des ganzen Dorfes, Stücke wie «Wilhelm Tell», «Die Jungfrau von Orleans» und «Die Räuber» von Schiller zur Aufführung.1 Alle diese Theaterstücke wurden während des Faschings aufgeführt. Während des Faschings gab es auch Umzüge durch das Dorf, und auf Schauwagen wurden Szenen gespielt, wobei der Eindruck entstehen könnte, daß man teilweise einen makaberen Humor hatte. So stellte man z. B. 1850 auf einem Wagen einen Leinenweber mit vielen Kindern und einem Gerichtsschreiber, der das Eigentum des Webers für die Versteigerung notierte. 1914 wurde dann ein Schiff «Titanic II.» im Umzug mitgeführt, das für die Stickerei neue Absatzmärkte finden sollte. Man sieht, daß das Volk damals reale wirtschaftliche Probleme auf satirische Art und Weise im Fasching darstellen konnte. Auch kirchliche Festtage spielten im Dorf34 Quellenverzeichnis: Zeitungen: Vorarlberger Volksblatt Vorarlberger Landbote Feldkircher Zeitung Archive: Vorarlberger Landesarchiv: Bestand Kreisamt Bestand Bezirkshauptmannschaft Gemeindearchiv Wolfurt: Akten in Schachteln nach Jahrgängen geordnet Steuerbücher Gemeindeausschußprotokolle (GAPR) Chroniken Ferdinand und Mathias Schneider Armenvorsorgung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Stadtarchiv Bregenz, Akt 703 GAPR 27.7.1901, 9.8.1905 GAPR 29.8.1905 Gemeindearchiv Wolfurt, Sch 1800, Bericht GAPR 4.12.1867 und 12.7.1872 GAPR 4.12.1867 und Bekanntmachung der Gemeinde Nr. 94, 1869 GAPR 26.4.1872, Gemeindearchiv Wolfurt, Schachtel 1868, Akt vom 1.4.1868 GAPR 25.2.1874 GAPR 23.11.1875 GAPR 17.9.1882 AUFBAU DER INFRASTRUKTUR Schulen Bevölkerungsbewegung 1 Statistische Unterlagen: Mathias Schneider, Wolfurter Chronik, Manuskript Original im Gemeindearchiv; Wolfurter Statistiken im Gemeindearchiv, Sch 1800; Beiträge zur Österreichischen Statistik Heft 630/1 A, S. 87 Franz Leitzinger, Die Bevölkerungsbewegung in Vorarlberg seit 1873 und der Stand der Bevölkerung im Jahre 1890, Bozen 1898, S. 9. Haushaltsstrukturen 1839 Gemeindearchiv Wolfurt Wolfurt, Sch 1800 1 2 3 4 5 6 7 Gemeindearchiv Wolfurt, Schachtel 1800 GAPR 20.11.1867 GAPR 23.5.1874 GAPR 27.11.1874 GAPR 12.11.1871 und Gemeindearchiv Sch 1869 GAPR 27.11.1875 Vorarlberger Landbote Nr. 19, 1891 und GAPR 23.10.1899 Straßen 1 2 3 4 5 6 Schneider, Chronik Gemeindearchiv Wolfurt, Bekanntmachung der Gemeinde Nr. 47 vom 17.4.1859 Gemeindearchiv Wolfurt, Sch 1800 ebd. Feldkircher Zeitung 2.4.1881 und 23.4.1881 GAPR 25.11.1882 Fremde 1 2 3 4 5 6 7 8 9 GAPR Bevölkerungsstatistik Sch 1800 Egon Sinz, Kennelbach. Die Geschichte einer Industriegemeinde. Kennelbach 1987, S. 138. Reinhard Johler, Mir parlen Italiano und spreggen Dütsch piano. Feldkirch 1987, S 25. GAPR 23.1.1878 Gemeindearchiv Wolfurt, Sch 1860 GAPR 14.10.1897 GAPR 15.7.1899 Gemeindearchiv Wolfurt, Gemeindebeschlüsse GAPR 29.5.1901, 6.10.1903, 29.4.1904 und 28.2.1903 Brücken 1 2 3 4 5 6 7 8 Gemeindearchiv Wolfurt, Gemeinderechnungen 1816 GAPR 29.9.1867 GAPR 5.11.1895 GAPR 9.8.1899 und 15.9.1900 GAPR 16.2.1901 GAPR 17.4.1901 GAPR 8.5.1902 und 10.9.1903 GAPR 14.3.1904 Eheerlaubnis 1 GAPR 9.2.1868 2 aus Gemeindeausschußprotokoll im Gemeindearchiv errechnet Straßenbau Dornbirn-Kennelbach 1 2 3 4 5 6 Feldkircher Zeitung, 8.5.1897 GAPR 17.3.1897 GAPR 24.4.1897 GAPR 18.11.1897 GAPR 9.8.1899 Gemeindeblatt Dornbirn, 30.11.1902 Fabriksarbeiter 1 2 3 4 5 Gemeindearchiv Wolfurt, Sch 1800 F. Schneider, Chronik, S. 166 F. Schneider, Chronik, S. 35 Egon Sinz, Kennelbach, die Geschichte einer Industriegemeinde. Kennelbach 1987, S. 136 GAPR 15.7.1899 6 Schneider, Chronik, S. 222, 223, 225 Entwässerung 1 Gemeindearchiv Wolfurt. Faszikel Riedteilung 2 GAPR 9.1.1901, 16.2.1901, 17.4.1901 3 GAPR 15.12.1901 und GAPR 9.8.1906 36 37