18700824_ltb00031870_Komiteebericht_Adresse_an_Kaiser

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Letzte Änderung 03.07.2021, 05:27
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltp03,ltb0,ltb1870,lt1870,ltm_
Dokumentdatum 2021-06-28
Erscheinungsdatum 2021-06-28
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Inhalt des Dokuments

— 11 Aericht des Comites zur Berathung der Adreffe an Se. Majestät dm Kaiser. Soffer Innätng! Das Dom h. Landtage an Se. Majestät den Kaiser hohen Hause vorzulegen, und den Antrag: „Der hohe Landtag Bregenz, 24 Obmann: zur Berathung einer die Allerhöchste Botschaft veaniworrenden Adreffe eingesetzte Comite beehrt stch hiemit den Entwurf dieser Adreffe dem stellt, statt jeder weitern Motivirung, mit Bezugnahme auf den Inhalt, wolle diesen Adreßentwurf genehmigen." August 1870. Knecht, Pfarrer. Dr. Jos. Anton Oely, Berichterstatter. Der Entwurf der Adreffe an Se. Majestät den Kaiser, wie ihn das Comite beantragt, lautet: Euer Majestät! Die Anerkennung, womit Ew. Majestät Botschaft den hingebungsvollen Patriotismus des Lan­ des Vorarlberg ehrt, weckt im Herzen der rreugehorsamsten Vertreter des Landes den freudigsten Dank zugleich mit dem Gefühle jener niemals wankenden Treu», welche die Geschichte VorarlbergS zu einem ruhmvollen nie entweihten Theile der glorreichen Geschichte Oesterreichs gemacht hat. Auch wir, treugehorsamste Vertreter Vorarlbergs, wollen aufrichtigst und aus vollem Herzen, vereint mit Ew. Majestät, die Erhaltung der Einheit und Macht des Reiches durch das einträchtige Zusammenwirken aller seiner Völker. — In diesem ernsten Momente folgeschwerer Ereigniffe, die über Europa hereinbrechen, würdigen wir mit Ew. Majestät vollkommen: wie nothwendig und unerläßlich eS sei, vorab jene höchsten Jntereffen aus allen Kräften wahrzunehmen, „deren Gemeinsamkeit durch eine glorreiche Geschichte geheiliget ist und deren einheitliche Förderung die Macht und das Ansehen unseres Reiches bedingt." 12 — Aber aus her Allerhöchsten Botschaft erkennen wir auch dankerfüllt, daß Ew. Majestät ebenso vollkommen mit uns die Tragweite unserer unglückseligen innern Wirren würdigen, und wir schöpfen hieraus neuerdings die ermuthigende Ueberzeugung, daß Ew. Majestät unsere alterprobte Anhänglich­ keit, unsern ernsten Willen und unsere Begeisterung für die Macht und das Ansehen des Thrones und des Reiches gerade und vorzüglich daran erkennen, daß wir den Boden nicht vergessen und ver­ lassen wollen, auf dem allein die glorreiche-, Geschichte Oesterreichs emporwuchs, sich fortentwickelte und auch allein sortbestehen kann. Dieser Boden *'ftitb die von Allerhöchst Dero großen Ahnen und von Ew Majestät selbst, auch im Oktoberdiplbßi, vielfach bestätigten alten Rechte und Freiheiten der Königreiche und Länder der unzertheilbaren MonarchieDen großen äußern Gefahren des Reiches stehen noch vielleicht größere innere Gesahren und Wirren handbietend gegenüber, welche jenen äußern Gefahren und Drangsalen, unter deren unheil­ voller Last jetzt Europa blutet, jedenfalls die Möglichkeit, wo nicht eine sehr nachhaltige Förderung gegeben haben. Die Größe dieser innern Gefahren des Reiches, lastet erdrückend auf allen Gemüthern, das läßt sich unmöglich noch länger verschweigen, und ein banges Zagen und Ahnen, daß die Monarchie auf der bish rigen Bahn einem trüben Schicksale entgegeneile, zieht durch die Völker. — Innigst vereint mit Ew. Majestät, wollen auch wir treugehorsamste Vertreter Vorarlbergs diese höchstgefährlichen innern Wirren auf dem Wege der Verfassung lösen, aber einer Verfassung nur, die auf rechtlichem Funda­ mente sticht, d. b. einer Verfassung, die aus den Rechten und Freiheiten beruht, welche den König­ reichen i nd Ländern seit Jahrhunderten zustehen. Dem Rufe Euerer Majestät mit altgewohnter Ergebenheit und aus vollem Herzen entgegenkommend, sind wir der innigsten Ueberzeugung unseren Patriotismus nur dann vollkommen bethätigen zu können, wenn dem Rerchsrathe und den Landtagen der rechtliche Grund wiedergegebeu wird, der ihnen durch das Februar-Patent und die Dezemberversassnng entzogen wurde. Das aber ist nur möglich, durch Rückkehr zur pragmatischen Sanktion Kaiier Karls VI., die der Grund ist, auf welchem die Dynastie, die unzertheilbare Einheit der Monarchie und die Rechte und Freiheiten aller Königreiche und Länder überhaupt und eines jeden insbesondere ruhen, der einzige Völker- und staatsrechtliche, und mit der katholischen Religion zugleich welthistorische Stützpunkt Oesterreichs und eines jeden seiner drei obbe­ sagten großen Faktoren, wie dieß denn auch von Allerhöchstdero Oktoberdiplom anerkannt und neuer­ dings bestätiget wurde. Wer immer in Oesterreich die katholische Religion seiner Völker nicht mehr achtet, beweist da­ durch nicht blos eine Geringschätzung der höchsten Jntereffen der Menschheit, sondern auch zugleich, daß er das Band zerreißen will, welches vorzugsweise Oesterreich seit Jahrhunderten geeinigt und zum mächtigsten und ersten Vorkämpfer der Zivilisation und Freiheit Europas und der Welt ge­ macht hat. Oesterreich ist heute in Europa das einzige Staatengebilde, dessen Boden nicht das Na­ tionalitätsprinzip, sondern nebst der pragmatischen Sanktion ganz insbesondere das Ehristenthum ist, und so Gott unser mit Ew. Majestät vereintes Streben segnet, soll Oesterreich auf diesem Boden auch fürderhin das unüberwindliche Bollwerk der Zivilisation und Freiheit sein und bleiben gegen ihren gefährlichsten Feind in der Zukunft: gegen das heidnische Nationalitätsprinzip. Leider hat die jetzige Verfassung und neueste Gesetzgebung dieses Band gelockert und besonders gerade dadurch jene unheilvollen inneren Wirrens welche auch Ew. Majestät beklagen, hervorgerufen Und immer gröber und gefährlicher gemacht. Wir treugehorsamste Vertreter Vorarlbergs halten uns verpflichtet, vor Ew. Majestät den Schmerz des Vorarlberger Volkes über solche das religiöse Bewußtsein beleidigende und die allge­ meine Gewiffensfreiheit überhaupt tief verletzenden Gesetze auszusprechen. 'Wem'M Verletzung der religiösen Jntereffen schwer auf den Gemüthern Oesterreichs, insbe­ sondere aber Vorarlbergs, lastet, so fordert auch da« tiefgesunkene materielle Wohl des Volkes nicht minder schleunige Hilfe. Dazu sind eine gerechter^-Steuergesetzgebung, eine einfachere^ minder kost­ spielige Verwaltung und, sobald die Zeiten es gestatten, eine Verminderung der Wehrpflichtlasten unerläßlich nothwendig. 13 — MilsMXSeL schlagenen Mge als dringend geboten zur schon Hebung der materiellen Volkswohlfahrt. Für Vorarlberg speziell ist die ^baldige durch den Landtag wiederholt angeregte Rheincorrection drmgend nothwendig. kiesigen Verhältnissen wachsenden Wichtigkeit der Industrie und des Handels dere? Hebung jeder Regierung am Herzen liegen muß, fühlt Vorarlberg beim Anblicke der Hanoers, veieu B * iA „ , =n n aU£f. minder wichtige Lander und Strecken des Reiches durchziehen ^und ^deren' Kosten^ wir Vorarlberger schon lange mitgetragen haben, auf schmerzliche W ste eine auch zugleich dem Gesammtreiche nachtherlige, unbillige Zurucksetzung und^riLMhuge non Seite des Reiches: und Vorarlberg erkennt sich berechtigt zu torbern, daß das , 6, ibig2 ’itÄS Z“Ä' 9.i»i9.n ai, m«un, n, ., W. wohles eine bessere, auf den Grundlagen der Anerkennung der Wurde des Menschen ruhende Gemeinde^mid unb"tmetgeben Ew. Majestät entgegenkommend, erheben wir an den Stufen des Allerhöchsten Thrones zum Himmel den einstimmigen Ruf. .Gott segne, erhalte und schütze Se. Majestät unsern Allergnädigsten K atfer Franz Josef! Der treugehorsamste Landtag von Vorarlberg. Maschinendruck von An ton Flatz in Bregenz.