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Letzte Änderung 03.07.2021, 09:28
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltp08,lts1900,lt1900,ltm_
Dokumentdatum 2021-06-27
Erscheinungsdatum 2021-06-27
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Inhalt des Dokuments

Verzeichnis der Mitglieder des Vorarlberger Landtages. A. Mitglied mit Virilstimme. Dr. Johann Zobl, Bischof von Evaria, Generalvicar für Vorarlberg in Feldkirch. B. Abgeordnete der Städte und des Marktes Dornbirn. Wahlbezirke: 1. Bregenz. Schmid Theodor Dr. med., Altbürgermeister in Bregenz. 2. Feldkirch. Ganahl Arnold, Landeshauptmann-Stellvertreter und Bürgermeister in Feldkirch. 3. Bludenz. Preu August von Dr., k. k. Notar in Bludenz. 4. Dornbirn. Rhomberg Adolf, Landeshauptmann und Fabriksbesitzer in Dornbirn. Thurnher Martin, Lehrer in Dornbirn. C. Abgeordneter der Handels- und Gewerbekammer in Feldkirch. Marbel Johann Georg Dr. med., Bürgermeister in Dornbirn. D. Abgeordnete der Landgemeinden. Wahlbezirke: 1. Bregenz. (Gerichts-Bezirke Bregenz und Bregenzerwald.) Kohler Johann, Gemeindevorsteher in Schwarzach. Ölz Josef, Kaufmann in Bregenz. Fink Josef, Pfarrer in Lingenau. Büchele Joses, Gemeindevorsteher in Lauterach. Fink Jodok, Altvorsteher in Andelsbuch. 2. Feldkirch: (Gerichtsbezirke Feldkirch und Dornbirn.) Wegeler Joses sen., Kaufmann in Feldkirch. Scheidbach Jakob, Altbürgermeister in Rankweil Bösch Engelbert, Altvorsteher in Lustenau. Thurnher Johannes, Kaufmann in Dornbirn. Nägele Jakob, Gemeindevorsteher in Gaißau. 3. Bludenz: (Gerichtsbezirke Bludenz und Montavon.) Wittwer Rudolf, Gemeindevorsteher in Gaschurn. Müller Anton, Altvorsteher in Blons. Dressel Alois, Musiklehrer in Feldkirch. Thurnher Andreas, Pfarrer in Altenstadt. Vorarlberger Landtag. 1. Sitzung am 26. März 1900 unter dem Vorsitze des Herrn Landeshauptmannes Adolf Rhomberg. Gegenwärtig 16 Abgeordnete. Abwesend die Herren: Hochwst. Bischof, Ganahl, Dr. Marbel, Pfarrer Thurnher, Johannes Thurnher. Regierungsvertrer: Herr K. k. Statthaltereirath Rudolf Graf Huyn. Beginn der Sitzung 11 Uhr 15 Minuten vormittags. Landeshauptmann: Hohes Haus! Dem Allerhöchsten Rufe folgend, hat sich am heutigen Tage die Vertretung unseres Kronlandes zu ihrer diesjährigen, verfassungsmäßigen Thätigkeit versammelt, und ich erfülle eine angenehme Aufgabe, Sie Alle, meine hochverehrten Herren Abgeordneten, bestens willkommen zu heißen. Gleichzeitig gereicht es mir zur besonderen Freude, den hochverehrten Herrn Vertreter der hohen Regierung, den k. k. Statthaltereirath Grafen Huyn in unser Aller Namen hochachtungsvollst zu begrüßen. Wir haben in der verflossenen Session in Hochdemselben einen Mann regster, unverdrossenster Thätigkeit im Dienste des Landes kennen gelernt. der, mit hervorragender Gesetzeskenntnis ausgestattet, an unseren mitunter schwierigen Verhandlungen den regsten Antheil nahm und durch sein liebenswürdiges Entgegenkommen viel zur glatten Abwickelung derselben beigetragen hat. Ich gestatte mir an den Herrn Regierungsvertreter die Bitte zu richten, uns auch in der heute beginnenden Session in bewährter Weise zur Seite zu stehen, damit unsere Arbeiten durch vereintes Zusammenwirken zum Wohle unseres Landes und seiner Bevölkerung gefördert werden. Wenn mir auch allem Anscheine nach in der beginnenden Session nicht annähernd ein so reichhaltiges und außerordentlich wichtiges Material zu bewältigen haben, wie es in der verflossenen Tagung in einer seit Bestand der Landesvertretung wohl noch nie dagewesenen Ausdehnung uns vorlag, so 6 I. Sitzung des Vorarlberger Landtages. IV. Session, 8. Periode 1900. sind es doch wieder eine Anzahl Vorlagen geworden, die dem hohen Landtage seitens des Landes-Ausschusses zugehen werden. Außer den alljährlich wiederkehrenden Agenden, dem Rechenschaftsberichte des Landes-Ausschusses, den Rechnungsabschlüssen und Voranschlägen der landschaftlichen Fonde und der Landesirrenanstalt Valduna, den Berichten über die Subventionierung der sonntäglichen Fortbildungsschulen, über die Maßnahmen zur Hebung der materiellen Lage des Lehrerstandes und über die Thätigkeit der Naturalverpflegsstationen, wird der hohe Landtag neben einer Reihe anderer weniger wichtiger Angelegenheiten in diesem Jahre sich zu beschäftigen haben mit der Frage der durch den Rücktritt des bisherigen Directors der Landesirrenanstalt Valduna nothwendig gewordenen Neubesetzung dieser wichtigen Stelle; ferner wird dem hohen Hause der erste Jahresbericht der neugegründeten Landeshypothekenbank und deren Rechnungsabschluss vorgelegt werden, welcher ein für das erste an Spesen reiche Jahr erfreuliches Resultat aufweist. Auf dem Gebiete der Flussregulierungen und Schutzbauten erfolgen Vorlagen über Gesuche der Gemeinden Meiningen und Koblach wegen Inangriffnahme der Frutzregulierung an deren unterstem Laufe und über ein Gesuch der Gemeinde Ludesch um Subventionierung der geplanten Uferschutzbauten an der Lutz auf deren linken, Thüringen gegenüber liegenden Ufer, endlich über ein Gesuch der Gemeinde Koblach um einen Beitrag zu den Kosten von Entwässerungsanlagen. Infolge von seitens der Gemeindevertretungen von Dornbirn und Bludenz eingelaufenen Petitionen um Schaffung eines Gesetzes wegen Einführung einer Gemeindebesoldungssteuer von Dienstbezügen befasste sich der Landes-Ausschuss eingehend mit dem Studium dieser Frage, holte die Meinungsäußerung über den Standpunkt der Landes-Ausschüsse anderer Kronländer ein und verfasste dann einen Gesetzentwurf nebst Motivenbericht, der einen wichtigen Gegenstand Ihrer Berathungen bilden wird. Mit der unterm 29. November v. J. erfolgten Allerhöchsten Sanction des Gesetzes betreffend die Herstellung von Concurrenzstraßen in Vorarlberg wird in Bezug auf das Verkehrswesen. eine Fülle von Thätigkeit für die kommenden 15 Jahre in unserem Lande entfaltet, und durch die Erbauung hervorragender Straßenzüge zahlreichen, jetzt vom Verkehre noch entfernt liegenden Thälern und gewerbefleißigen Orten eine Quelle des Wohlstandes und der Entwicklungsfähigkeit eröffnet werden. Als Ergänzung dieser im besagten Gesetze festgelegten Straßen ist noch in den Jahren 1900 und 1901 das nicht in dem bezüglichen Straßenzuge des Gesetzes enthaltene Stück der Flexenstraße von Stutz bis Lech zu vollenden und erfolgt bezüglich der Bewilligung der hiezu erforderlichen Landessubvention eine eigene Vorlage. Endlich wird sich das hohe Haus auch noch einmal mit der neu errichteten Mustersennereischule in Doren, die im Laufe dieses Jahres eröffnet werden soll, und mit den Modalitäten der Übernahme und Erhaltung derselben zu beschäftigen haben. Möge Gottes Segen auf unseren Arbeiten ruhen und wir Alle mit altem Eifer und Fleiß an deren Bewältigung schreiten! Hohes Haus! Es sei mir bei Beginn unserer verfassungsmäßigen Thätigkeit gestattet, für einen Moment noch meinen Blick von unseren heimatlichen, ich darf wohl sagen glücklichen Verhältnissen, auf die Lage unseres geliebten Vaterlandes Österreich zu werfen. Wenn auch dermalen die Versöhnung der Völker und Nationen unseres altehrwürdigen Reiches, dieser innige Herzenswunsch unseres allergnädigsten Kaisers, für dessen Verwirklichung Allerhöchst derselbe unverdrossen thätig ist, leider noch nicht sich verwirklicht hat, weil noch immer die Führer der maßgebendsten Nationen sich feindlich gegenüber stehen und daneben gewissenlose Elemente, die nichts mehr zu verlieren haben und nur von der Hetze leben, immer und immer wieder auf beiden Seiten die glimmenden Funken der Zwietracht und des Streites von neuem anzufachen suchen, damit sie im Trüben fischen können, und weil sie kein Herz und kein Gefühl haben für unseres Vaterlandes Größe und Bedeutung, für seine herrliche Geschichte und sein Wohlergehen, - so macht sich dennoch, langsam zwar, aber allmählich in immer weiteren Kreisen der Bevölkerung das Gefühl geltend, dass es so nicht mehr länger fortgehen kann, soll nicht bloß unser altes, herrliches Österreich I. Sitzung des Vorarlberger Landtages. IV. Session, 8. Periode 1900. 7 irreparablen Schaden nehmen, sondern auch Handel und Verkehr gelähmt werden, die producierenden Stände, Gewerbe und Landwirtschaft langsam aber sicher dem Ruine verfallen, und ans immer weiteren Kreisen dringt daher der Ruf an die Pforten der Reichsvertretung und an die regierenden Staatsmänner: "Wir wollen endlich einmal Arbeit und Thätigkeit zum Wohle des Volkes sehen von den dazu Berufenen, weg mit der ewigen Hetze, dem unseligen Sprach enstreite!" Und ist es denn nicht wahr? Gibt es denn nicht viel wichtigere, viel tiefer eingreifende, das Volkswohl empfindlicher berührende Angelegenheiten, als diesen ewigen, deutsch-czechischen Streit? Wir Vertreter eines von altersher kerndeutschen, aber ebenso unverbrüchlich österreichischen Volkes an der Westgrenze des Habsburger Reiches und mit uns Jeder, der noch die Treue zu Österreich und seinem vielgeprüften Kaiser in seinem Herzen trägt, er mag sonst irgend einer der verschiedenen politischen, aber auf österreichischem Boden stehenden Parteien angehören, müssen das sehnlichste Verlangen der wirklich arbeitenden Stände und des ganzen Volkes wärmstens unterstützen, und von diesem Standpunkte glaube ich, im Sinne des ganzen hohen Hauses zu sprechen, wenn ich erkläre, dass wir der hohen Regierung in ihrem Bestreben, durch Verhandlungen zwischen den Führern der Völker, mit Beiseitelassung der beiderseitigen radicalen Hetzer, den Frieden der Nationen und damit die Arbeitsfähigkeit des Parlamentes anzubahnen, die wärmste Sympathie entgegenbringen und diesen Verhandlungen den besten Erfolg wünschen. (Beifall). Möge Gottes Segen denselben zutheil werden, damit Friede werde zwischen den unter Habsburgs Scepter seit Jahrhunderten glücklich beisammen wohnenden Völkern und Stämnien, auf dass in den Landesvertretungen und im Gesammtparlamente zum Wohle aller Bewohner unseres Reiches eine ersprießliche Thätigkeit entfaltet werden kann und an Stelle des Haders, in den einzelnen Königreichen und Ländern ein friedlicher, aber intensiver Wettkampf entstehe um die eheste Verwirklichung aller jener Ideale und Schöpfungen, die von Millionen längst herbeigesehnt werden! Möge es gelingen, den Bauernstand, diese Stütze der menschlichen Gesellschaft zu kräftigen und zu stärken, den Gewerbestand vor dem Untergange zu retten, möge Industrie und Handel in unserem Österreich durch kräftige, auf deren Entwicklung abzielende Maßnahmen zur Blüte gelangen, möge endlich auf gesetzlichem Wege dem Arbeiterstande allüberall ein menschenwürdiges Dasein geschaffen werden, damit auch er sich wohl fühlt, und möge dieses in Frieden und Versöhnung wiedergeborene Reich noch recht lange durch die segensreiche Regierung unseres erhabenen Kaisers beglückt werden, auf dass dem schwergeprüften Monarchen an seinem Lebensabende die von jedem Patrioten heiß ersehnte Freude zutheil werde, dass das Reich der Habsburger in neuer Größe erstrahle, den Millionen Unterthanen zu Rutz, den offenen und versteckten Feinden zum Trutz! Wir aber, hochverehrte Herren, wollen zur Bekräftigung der Aufrichtigkeit dieses Wunsches einstimmen in den begeisterten Ruf: Se. kaiserl. und königl. apostol. Majestät unser geliebter Kaiser lebe hoch, hoch, hoch! (Das ganze Haus erhebt sich und stimmt in den dreimaligen Hochruf des Herrn Landeshauptmannes mit Begeisterung ein.) Somit erkläre ich die IV. Session der 8. Landtagsperiode für eröffnet. Regierungsvertreter: Hohes Haus! Ich beehre mich den hohen Landtag im Namen der kaiserlichen Regierung achtungsvollst zu begrüßen, und indem ich für die überaus freundlichen Worte des hochverehrten Herrn Landeshauptmannes, welche derselbe an mich zu richten die Güte hatte, meinen verbindlichsten Dank sage, bitte ich die geehrten Herren, versichert sein zu wollen, dass es meine erste Pflicht sein wird, auch in dieser Session die gesetzmäßige Thätigkeit des hohen Hauses, welche sich zu einer für das Wohl des Landes recht segensreichen gestalten möge, nach meinen besten Kräften zu fördern. Eine Regierungsvorlage ist mir bis nun nicht zugekommen. Landeshauptmann: Ich habe dem hohen Hause noch mitzutheilen, dass Se. bischöflichen Gnaden, der hochwürdigste Generalvicar Dr. Johann Zobel von Feldkirch wegen vorgerückten Alters und zunehmender Gebrechlichkeit bittet, ihn von dem Besuche der Landtagssitzungen im Saufe der Session entschuldiget zu halten und gleichzeitig fügt Hochderselbe 8 I. Sitzung des Vorarlberger Landtages. IV. Session, 8. Periode 1900. bei, dass er den lieben Gott bitte, er möge die Arbeiten des Landtages segnen. Nach alter Gepflogenheit habe ich bei der Eröffnungssitzung keine meritorischen Gegenstände auf die Tagesordnung gesetzt. Ich beraume daher die zweite Sitzung auf heute 4 Uhr Nachmittag an mit nachstehender Tagesordnung: 1. Wahl eines volkswirtschaftlichen, eines Finanz- und Schulausschusses; 2. Rechenschaftsbericht des Landes-Ausschusses; 3. Rechuungsabschlüsse der einzelnen Fonde pro 1899; 4. Haushaltsrechnung der Landesirrenanstalt Valduna pro 1898 und Voranschlag pro 1900; 5. Voranschlag des Vorarlberger Landesfondes und des Landesculturfondes pro 1900; 6. Gesuch der Gemeinde Dornbirn um Gewährung einer Landessubvention für die dortige Communat-Unterrealschule pro 1900; 7. Act, betreffend das Gesuch der Gemeinden Koblach und Meiningen um Unterstützung zur geplanten Frutzregulierung; 8. Act, betreffend die Neubesetzung der Stelle eines Directors der Landesirrenanstalt Valduna. Ich erkläre die heutige Sitzung für geschlossen. (Schluss der Sitzung 11 Uhr 28 Minuten.) Druck von J. N. Teutsch, Bregenz. Verzeichnis öet Mitglieder des VoMrlöerger Landtages. A. Mitglioö mit Vrrilstimmo. Dr. Johann Jobl, Bischof von Evaria, Generalvicar für Vorarlberg in Feldkirch. B. Mgooröneto Ser Stäöto und öes Marktes Dornbirn. Wahlbezirke: 1. Sttgtnr. Kchnrid Theodor Dr. med., Altbürgermeister in Bregenz. 2. Feldkirch. Ganahl Ärnold, Landeshauptmann-Stellvertreter und Bürgermeister in Feldkirch. 3. Kludeuz. j>reu ÄNKuft von Dr., k. k. Notar in Bludenz. 4. vornbirn. Rhonrberg Ädolf, Landeshauptmann und Fabriksbesitzer tu Dornbirn. Thurnher Martin, Lehrer in Dornbirn. C. Mgeoröneter öer Hanöeks- unö GewevVeKammee in Jelökivch. Marbel Johann Georg Dr. med., Bürgermeister in Dornbirn. D. Mgeorönete öer Lanögememöen. Wahlbezirke: 1. SttMj. (Gerichts-Bezirke Bregenz und Bregenzerwald.) Röhler Johann, Gemeindevorsteher in Schwarzach. Kl, z-s«f. Kaufmann in Bregenz. Fink Josef, Pfarrer in Lingenau. Büchele Joses, Gemeindevorsteher in tanterach. Fink Jodok, Altvorsteher in Andelsbuch. 2. Fel-Kirch: (Gerichtsbezirke Feldkirch und Dornbirn.) lVegeler Joses sen., Kaufmann in Feldkirch. Scheidbach Jakob, Altbürgermeister in Rankweil Bösch Engelbert, Altvorsteher in Lustenau. Thnrnher Johannes, Kaufinan in Dornbirn. Nägele Jakob, Gemeindevorsteher in Gaißau. 3. AilLenj: (Gerichtsbezirke Bludenz und Montavon.) Witt«»er Rudolf, Gemeindevorsteher in Gaschurn. Müller Änton, Altvorsteher in Blons. Dressel Älois, Musiklehrer in Feldkirch. Thnrnher Andreas, Pfarrer in Altenstadt. Iorarlöerger Landtag. 1. Sitzung am 26. März 1900 unter dem Vorsitze des Herrn Landeshauptmannes Adolf RhomLerg. ------------------------------------------------------------------ Gtgknwältig 16 Abgeordnete. Abwesend die Herren: Hochwst. Pischof, Ganahl, Dr. Marbel, Pfarrer Thnrnher, Johannes Thnrnher. UegleeungsvertreLer: Herr K. k. HlailHaltereiratH Nuöolf Graf Hugn. Beginn der Sitzung 11 Uhr 15 Minuten vormittags. .......... ............. ......................................................................I_______________________________________ Landeshauptmann: Hohes Haus! Dem Allerhöchsten Rufe folgend, hat sich am heutigen Tage die Vertretung unseres Kronlandes zu ihrer diesjährigen, verfassungsmäßigen Thätigkeit versammelt, und ich erfülle eine angenehme Auf­ gabe, Sie Alle, meine hochverehrten Herren Abgeord­ neten, bestens willkommen zu heißen. Gleichzeitig gereicht es mir zur besonderen Freude, den hochverehrten Herrn Vertreter der hohen Re­ gierung, den k. k. Statthaltereirath Grafen Huyn in unser Aller Namen hochachtungsvollst zu begrüßen. Wir haben in der verflossenen Session in Hochdemselben einen Mann regster, unverdrossenster Thätigkeit im Dienste des Landes kennen gelernt. - der, mit hervorragender Gesetzeskenntnis ausgestattet, an unseren mitunter schwierigen Verhandlungen den regsten Antheil nahm und durch sein liebenswürdiges Entgegenkommen viel zur glatten Abwickelung der­ selben bcigetragen hat. Ich gestatte mir an den Herrn Regierungsvertreter die Bitte zu richten, uns auch in der heute beginnenden Session in bewährter Weise zur Seite zu stehen, damit unsere Arbeiten durch vereintes Zusammenwirken zum Wohle unseres Landes und seiner Bevölkerung gefördert werden. Wenn mir auch allem Anscheine nach in der beginnenden Session nicht annähernd ein so reich­ haltiges und außerordentlich wichtiges Material zu bewältigen haben, wie es in der verflossenen Tagung in einer seit Bestand der Landesvertretung wohl noch nie dagewesenen Ausdehnung uns vorlag, so 6 I. Sitzung des Vorarlberger Landtages. sind es doch wieder eine Anzahl Vorlagen geworden, die dem hohen Landtage seitens des Landes-Ausschusses zugehen werden. Außer den alljährlich wiederkehrenden Agenden, dem Rechenschaftsberichte des Landes-Aus­ schusses, den Rechnungsabschlüssen und V o ranschlägen der landschaftlichen Fonde und der Landesirrenanstalt Valduna, den Berichten über die Subventionierung der sonntäglichen Fort­ bildungsschulen, über die Maßnahmen zur HebungdermateriellenLagedesLehrerst a n d e s und über die T h ä t i g k e i t d e r N a t u r a lverpflegsstationen, wird der hohe Landtag neben einer Reihe anderer weniger wichtiger An­ gelegenheiten in diesem Jahre sich zu beschäftigen haben mit der Frage der durch den Rücktritt des bisherigen Directors derLandesirrenanstalt Valduna nothwendig gewordenen Neubesetzung dieser wichtigen Stelle; ferner wird dem hohen Hause der erste Jahresbericht der neugegründeten Landeshypothekenbank und deren Rech­ nungsabschluss vorgelegt werden, welcher ein für das erste an Spesen reiche Jahr erfreuliches Resultat aufweist. . Auf dem Gebiete der Flussregulierungen und Schutzbauten erfolgen Vorlagen über Gesuche der Gemeinden Meiningen und Kob lach wegen Inangriffnahme der F r u tz r e g u l i e r u n g an deren unterstem Laufe und über ein Gesuch der Gemeinde Lude sch um Subventionierung der ge­ planten Uferschutzbauten an der Lutz auf deren linkeni, Thüringen gegenüber liegenden Ufer, endlich über ein Gesuch der Gemeinde K o b l a ch um einen Beitrag zu den Kosten von Entwässer­ ungsanlagen. Infolge von seitens der Gemeinde­ vertretungen von Dornbirn und Bludenz eingelaufenen Petitionen um Schaffung eines Gesetzes wegen Ein­ führung einer Gemeindebesoldungssteuer von Dienstbezügen befasste sich der Landes-Ausschuss eingehend mit dem Studium dieser Frage, holte die Meinungsäußerung über den Standpunkt der Landes-Ausschüsse anderer Kronländer ein und ver­ fasste dann einen Gesetzentwurf nebst Motivenbericht, der einen wichtigen Gegenstand Ihrer Berathungen bilden wird. Mit der unterm 29. November v. I. erfolgten Allerhöchsten Sanction des Gesetzes betreffend die Herstellu ng von Concurrenzstraßen in Vorarlberg wird in Bezug auf das Ver­ IV. Session, 8. Periode 1900. kehrswesen. eine Fülle von Thätigkeit für die kom­ menden 15 Jahre in unserem Lande entfaltet, und durch die Erbauung hervorragender Straßenzüge zahlreichen, jetzt vom Verkehre noch entfernt liegenden Thälern und gewerbefleißigen Orten eine Quelle des Wohlstandes und der Entwicklungsfähigkeit er­ öffnet werden. Als Ergänzung dieser int besagten Gesetze fest­ gelegten Straßen ist noch in den Jahren 1900 und 1901 das nicht in dem bezüglichen Straßenzuge des Gesetzes enthaltene Stück der Flexenstraße von Stutz bis Lech zit vollenden und erfolgt bezüglich der Bewilligung der hiezrt erforderlichen Landes­ subvention eine eigene Vorlage. Endlich wird sich das hohe Haus auch noch einmal mit der neu errichteten Mustersennereischule in Doren, die im Laufe dieses Jahres eröffnet werden soll, und mit den Modalitäten der Über­ nahme und Erhaltung derselben zu beschäftigen haben. Möge Gottes Segen auf unseren Arbeiten ruhen und wir Alle mit altem Eifer und Fleiß air deren Bewältigung schreiten! Hohes Haus! Es sei mir bei Beginn unserer verfassungsmäßigen Thätigkeit gestattet, für einen Moment noch meinen Blick von unseren heimat­ lichen, ich darf wohl sagen glücklicheit Verhältnissen, auf die Lage unseres geliebten Vaterlandes Öster­ reich zu werfen. Wenn auch dermalen die Versöhnung der Völker und Nationen unseres altehrwürdigen Reiches, dieser innige Herzenswunsch unseres allergnädigsten Kaisers, für dessen Verwirklichung Allerhöchst derselbe un­ verdrossen thätig ist, leider noch nicht sich verwirk­ licht hat, weil noch immer die Führer der maß­ gebendsten Nationen sich feindlich gegenüber stehen und daneben gewissenlose Elemente, die nichts mehr zu verlieren haben und nur von der Hetze leben, immer und immer wieder auf beiden Seiten die glimmenden Funken der Zwietracht und des Streites von neuem anzufachen suchen, damit sie im Trüben fischen können, und weil sie kein Herz und kein Gefühl haben für unseres Vaterlandes Größe und Bedeutung, für seine herrliche Geschichte und sein Wohlergehen, — so macht sich dennoch, langsam zwar, aber allmählich in immer weiteren Kreisen der Bevölkerung das Gefühl geltend, dass es so nicht mehr länger fortgehen kann, soll nicht bloß unser altes, herrliches Österreich I. Sitzung des Vorarlberger Landtages. IV. Session, 8. Periode 1900. 7 irreparablen Schaden nehmen, sondern auch Handel und und zu stärken, den Gewerbestand vor dem Unter­ Verkehr gelähmt werden, die producierenden Stände, Gewerbe und Landwirtschaft langsam aber sicher gänge zu retten, möge Industrie und Handel in unserem Österreich durch kräftige, auf deren Ent­ dem Ruine verfallen, und ans immer weiteren Kreisen dringt daher der Ruf an die Pforten der Reichsvertretung und an die regierenden Staats­ männer : „W i r wollen endlich einmal Arbeit und Thätigkeit z u m W o h l e d e s V o l k e s sehen von den dazu Be­ rn fenen, weg mit der ewigen Hetze, dem unseligen Sprach enstreite!" Und ist es denn nicht wahr? Gibt es denn nicht viel wichtigere, viel tiefer eingreifende, das Volkswohl empfindlicher berührende Angelegenheiten, als diesen ewigen, deutsch-czechischen Streit? Wir Vertreter eines von altersher kerndeutschen, aber ebenso unverbrüchlich österreichischen Volkes an der Westgrenze des Habsburger Reiches und mit uns Jeder, der noch die Treue zu Österreich und wicklung abzielende Maßnahnien zur Blüte gelangen, inöge endlich auf gesetzlichem Wege dem Arbeiter­ stande allüberall ein menschenwürdiges Dasein ge­ schaffen werden, damit auch er sich wohl fühlt, und möge dieses in Frieden und Versöhnung wiedei" geborene Reich noch recht lange durch die segensreiche Regierung unseres erhabenen Kaisers beglückt werden, auf dass dem schwergeprüften Monarchen an seinem Lebensabende die von jedem Patrioten heiß ersehnte seinem vielgeprüften Kaiser in seinem Herzen trägt, er mag sonst irgend einer der verschiedenen poli­ tischen, aber auf österreichischem Boden stehenden Parteien angehören, müssen das sehnlichste Verlangen der wirklich arbeitenden Stände und des ganzen Volkes wärmstens unterstützen, und von diesem Standpunkte glaube ich, im Sinne des ganzen hohen Hauses zu sprechen, wenn ich erkläre, dass wir der hohen Regierung in ihrem Bestreben, durch Ver­ handlungen zwischen den Führern der Völker, mit Beiseitelassung der beiderseitigen radicalen Hetzer, den Frieden der Nationen und damit die Arbeitsfähigkeit des Parlamentes anzubahnen, die wärmste Sympathie e n t g e g e n b r i n g e n und diesen Verhandlungen den besten Erfolg wünschen. (Beifall). Möge Gottes Segen denselben zutheil werden, damit Friede werde zwischen den unter Habsburgs Scepter seit Jahrhunderten glücklich beisammen wohnenden Völkern und Stämnien, auf dass in den Landesvcrtretungen und im Gesammtparlamente zunl Wohle aller Bewohner unseres Reiches eine ersprießliche Thätigkeit entfaltet werden kann und an Stelle des Haders, in den einzelnen König­ reichen und Ländern ein friedlicher, aber intensiver Wettkanipf entstehe um die eheste Verwirklichung aller jener Ideale und Schöpfungen, die von Dkillionen längst herbeigesehnt werden! Möge es gelingen, den Bauernstand, diese Stütze der menschlichen Gesellschaft zu kräftigen Freude zutheil werde, dass das Reich der Habs­ burger in neuer Größe erstrahle, den Bkillionen Unterthanen zu Rutz, den offenen und versteckten Feinden zum Trutz! Wir aber, hochverehrte Herren, wollen zur Bekräftigung der Aufrichtigkeit dieses Wunsches einstimmen in den begeisterten Ruf: Se. kaiserl. und königl. apostol. Mäjestät unser geliebter Kaiser lebe hoch, hoch, hoch! (Das ganze Haus erhebt sich und stimmt in den dreimaligen Hochruf des Herrn Landeshauptmannes mit Begeisterung ein.) Somit erkläre ich die IV. Session der 8. Land­ tagsperiode für eröffnet. Regierungsvertretcr: Hohes Haus! Ich beehre mich den hohen Landtag im Namen der kaiserlichen Regierung achtungsvollst zu begrüßen, und indem ich für die überaus freundlichen Worte des hoch­ verehrten Herrn Landeshauptmannes, welche derselbe an mich zu richten die Güte hatte, meinen ver­ bindlichsten Dank sage, bitte ich die geehrten Herren, versichert sein zu wollen, dass es meine erste Pflicht sein wird, auch in dieser Session die gesetzmäßige Thätigkeit des hohen Hauses, welche sich zu einer für das Wohl des Landes recht segensreichen gestalten möge, nach meinen besten Kräften zu fördern. Eine Regierungsvorlage ist mir bis nun nicht zugekommen. Landeshauptmann: Ich habe dem hohen Hause noch mitzutheilen, dass Se. bischöflichen Gnaden, der hochwürdigste Generalvicar Dr. Johann Zobel von Feldkirch wegen vorgerückten Alters und zu­ nehmender Gebrechlichkeit bittet, ihn von dem Besuche der Landtagssitzungen im Saufe der Session ent­ schuldiget zu halten und gleichzeitig fügt Hochderselbe L Sitzung des Vorarlberger Landtages. 8 bei, dass er den lieben Gott bitte, er möge die Arbeiten des Landtages segnen. Nach alter Gepflogenheit habe ich bei der Eröffnungssitzung keine meritorischen Gegenstände auf die Tagesordnung gesetzt. Ich beraume daher die zweite Sitzung auf heute 4 Uhr Nachmittag an mit nachstehender Tages­ ordnung : . 1. Wahl eines volkswirtschaftlichen, eines Finanzund Schulausschusses; IV. Session, 8. Periode 1900. 5. Voranschlag des Vorarlberger Landesfondes und des Landesculturfondes pro 1900; 6. Gesuch der Gemeinde Dornbirn um Gewährung einer Landessubvention für die dortige Communat-Unterrealschule pro 1900; 7. Act, betreffend das Gesuch der Gemeinden Koblach und Meiningen um Unterstützung zur geplanten Frutzregulierung; 2. Rechenschaftsbericht des Landes-Ausschusses; 8. Act, betreffend die Neubesetzung der Stelle eines Directors der Landesirrenanstalt Valduna. 3. Rechuungsabschlüsse der einzelnen Fonde pro Ich erkläre die heutige Sitzung für geschlossen. 1899; 4. Haushaltsrechnung der Landesirrenanstalt Valduna pro 1898 und Voranschlag pro 1900; (Schluss der Sitzung Druck von I. N. Teutsch, Bregenz. 11 Uhr 28 Minuten.)