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Letzte Änderung 03.07.2021, 10:40
Gemeinde Landtag
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ltp04,lts1873,lt1873,ltm_
Dokumentdatum 2021-06-27
Erscheinungsdatum 2021-06-27
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Vorarlberger Landtag. 4. ((außerordentliche) Sitzung am 2. Dezember 1873 unter dem Vorsitze des Herrn Landeshauptmannes Dr. Anton Jussel. Gegenwärtig sämmtliche Abgeordnete mit Ausnahme der Herren: Bischof Amberg, Carl Ganahl, Ferdinand v. Gilm, Dr. Anton Ölz und Johann Thurnher. Regierungsvertreter: Herr Statthaltereirath Karl Ritter v. Schwertling. Beginn der Sitzung 11 Uhr 20 Minut. Vormitt. Landeshauptmann: Die Sitzung ist eröffnet. Einziger Gegenstand der Tagesordnung ist das Ausdruckgeben der Wünsche der Bevölkerung für Seine Majestät am heutigen hohen Festtage Österreichs. Durch den Landtagsbeschluß am 28. v. M. ist mir die ehrenvolle Aufgabe geworden, diesen Gefühlen-der Bevölkerung des ganzen Landes in der heutigen feierlichen Sitzung Ausdruck zu geben. Ich kann nicht umhin, im Namen der hohen Landesvertretung die Genugthuung auszusprechen, daß sämmtliche Behörden der Landeshauptstadt Bregenz sich zu diesem feierlichen Akte als Zeugen eingefunden haben. Ich schreite nun zur Ergreifung des mir von der hohen Landesvertretung ertheilten Wortes. (Sich erhebend.) Hohe Versammlung! Millionen und Millionen Menschenherzen erfreuen sich heute in gehobenster Stimmung und erschöpfen sich in warmen Wünschen um Heil und Segen für unsern allgeliebten Kaiser. Die ganze große Völker-Familie Österreichs ist in festlichem Gewände, in freudiger Erregung tief ergriffen von Gefühlen des Dankes, von Gefühlen der Liebe für ihren so edlen, für ihren so liebevollen Landesvater und ergeht sich in sehnsuchtsvollen Hoffnungen für die lange, lange Erhaltung des so theuren Hauptes. 26 Ja in edlem Wettkampfe ringen die Völker Österreichs und suchen es sich einander zuvorzuthun in Liebe, in Treue, in Anhänglichkeit zu unserm großherzigen Monarchen, zu Sr. Majestät dem Kaiser Franz Josef I. von Österreich. Die Landesvertretung von Vorarlberg schaut mit patriotischem Wohlgefallen diesem Wettkampfe zu und mit gerechtem Stolze und mit höchster Genugthuung nimmt sie wahr, wie das Volk von Vorarlberg, würdig seiner Altvordern, den edlen Wettkampf mindestens ebenbürtig mit den übrigen Brudervölkern Österreichs besteht. Wenn auch Vorarlberg bei seinen Verhältnissen es an Prunk und Glanz der Kundgebungen großen Kronländern nicht gleich zu thun vermag — es leistet in Stadt und Land, in Berg und Thal, was es nur immer kann — aber an Herzlichkeit, an Innigkeit, an Aufrichtigkeit der Festfreude steht Vorarlberg in vorderster Reihe. So möge denn doch Se. k. k. apostolische Majestät allergnädigst geruhen, die heutigen Huldigungen aller Gemeinden, des ganzen Landes Vorarlberg als Pfänder der Treue, der Liebe, der Anhänglichkeit mit kaiserlicher Huld hinnehmen und die ehrfurchtvollste, wärmste Bitte verstatten, dem treuen, biederen Volke von Vorarlberg auch fürderhin die landesväterliche Liebe und kaiserliche Gnade zu erhalten. Und zur gründlichen Belebung unserer Festfreude lassen Sie uns übergehen zu Betrachtungen über die Grundursachen, warum die Völker Österreichs, warum Vorarlberg so treu zu Kaiser und Reich hält, und gehen wir dabei zunächst von dem Lande Vorarlberg aus Das Land vor dem Arlberge war, wie auch die vielen Wappen an den Wänden dieses Saales bekunden, in verschiedene Theile, in verschiedene deutsche Reichs-Lehenherrschaften zerbröckelt, stand daher unter verschiedenen Lehensherren, unter verschiedenen Gesetzen, unter verschiedenen Verwaltungen. Schwererwehrte es sich mit Waffen gegenüber seinen auswärtigen Nachbarn und nur zu oft sah es die eigenen Herrschaften, die eigenen Leute in kriegerischer Fehee unter sich. Als dann diese Herrschaften sämmtlich unter die Krone des Hauses Habsburg gelaugt waren, da bildete sich ein Ganzes; da erstand das Land Vorarlberg und mit der Vereinigung unter einem Landesfürsten erhielt es nach und nach auch gleiche Gesetze, gleiche Verwaltungen und eine eigene ständische Verfassung. Da verbrüderten sich alsbald die Bewohner der verschiedenen Herrschaften; da erwachte, da erstarkte das Gefühl der Zusammengehörigkeit, die Vaterlandsliebe; da lernte der Vorarlberger den Vorarlberger als Landsmann kennen, ehren und schätzen, da schwand der Geist der Absonderung und nahezu spurlos sind kleinliche Rivalitäten gewichen. Auch diese letzten Reste engherziger Anschauung, mögen sie von woher immer kommen, sie müssen schwinden. Durch diese Änderung der Verhältnisse ist das Land Vorarlberg auch als gleichberechtigtes Glied in die große österreichische Völkerfamilie eingetreten, ist integrirender Bestandtheil des großen österreichischen Reiches geworden. Das Land Vorarlberg dankt daher dem allerh. Kaiserhaus, - zunächst die Erstehung als selbstständiges Kronland und die Mitangehörigkeit zu einem großen Reiche, zum großen, österreichischen Kaiserreiche. Seit der Zeit, als Vorarlberg unter dem Habsburgischen Scepter steht, hat es auch stets unerschütterlich treu zu Kaiser und Reich gehalten, nahm redlich mit Theil an Freude und Leid. Suchen wir nach den Gründen der ganz besonderen Verehrung, des ganz besonderen Vertrauens, womit die biedern Völker Österreichs an unserem großherzigen Kaiser", Sr. Majestät Franz Josef I. hängen, ein Blick auf Allerhöchstdessen nunmehr 25jährige Regierung zeigt uns reichhaltige Ursachen für diese Thatsache. Ja, in schwere Zeit der Zerfahrenheit fällt der Regierungsantritt vom 2. Dezember 1848. Im Lauffeuer verbreitete sich damals durch das ganze Reich die rührende Kunde, wie der 18jährige österreichische Kronprinz mit wehmüthigem Antlitze von seiner Jugend, von seinen Jugendfreuden Abschied nahm; und dieses bedeutungsvolle Vorkommniß allein schon bewahrte die Völker Österreichs vor banger Sorge, ob wohl so jugendliches Alter und Einsicht einen ausreichenden Schutzwall dem Sturmandrängen der Zeit zu bieten vermöchte. Mit Mannesmuth trat Franz Josef I. die 27 Regierung an und verkündete in voller Einsicht der Schwere Höchstseines Berufes den ängstlichen Völkern: „Groß sind die Pflichten, schwer die Verantwortlichkeit, die die Vorsehung Uns auferlegt, Gottes Schutz wird Uns begleiten." Versöhnung, Frieden, Frieden im Innern, Frieden nach Außen, erklärte Se. Majestät als das Hauptziel der Bestrebungen und die viertelhundertjährige Regierung Sr. Majestät stellt dieses edle Streben in vollem Lichtglanze dar. An der Spitze einer tapfern und treuen Armee reichte Se. k. u.. k. apostolische Majestät stets mit ausgestreckter Hand den Ölzweig, das Symbol des Friedens, den Mächten Europas nach Außen, seinen Völkern nach Innen dar. Durch die unabwendbare Macht der Verhältnisse in Kriege hineingerissen, suchte stets Se. Majestät Franz Josef I. aus Schonung für die Menschheit, aus Schonung für seine Völker baldthunlichst den Frieden. Stets legte Se. Majestät bei so vielen Anlässen das mächtige Wort in die Wagschale des Friedens und vermochte es über sich zu gewinnen im Interesse des allgemeinen Friedens mit aller Selbstbeherrschung auf die edelste Weise zu vergeben, zu vergessen. Im Interesse des Friedens nach Innen verkündete Se. Majestät schon beim Regierungsantritte Gleichberechtigung der Völker, wahre Freiheit, gleiches Recht der Staatsbürger vor dem Gesetze und Theilnahme an der Gesetzgebung. Im Interesse des inneren Friedens, eingedenk, daß redliche Arbeit die Fundgrube der Rechtschaffenheit, der Zufriedenheit, der Genügsamkeit, kurz der Grundstein des Glückes und Wohlstandes der Menschheit ist, war die Regierung Sr. k. u. k. apostolischen Majestät unausgesetzt bestrebt, auf Hebung der Landwirthschaft, auf Flußregulirungen, auf Entsumpfungen, aus Erschließung von Schienen- und anderen Wegen, auf verbesserte Postund Telegraphen-Einrichtungen hinzuwirken, dem Kleingewerbe unter die Arme zu greifen und der Erwerbsthätigkeit nach allen Richtungen Quellen zu eröffnen. In der 2bjährigen Regierungsepoche Sr. Majestät hat Österreich nach dieser Richtung wirklich große Dinge zu verzeichnen. Und bei so energischem, bei so beharrlichem, bei so aufopferndem Streben nach dem Frieden, nach dem Frieden nach Außen, nach dem Frieden im Innern, sollte die Weltgeschichte unserem allverehrten Monarchen nicht den ehrenvollen Beinamen des Friedfertigen vindiziren müssen?! Lassen Sie uns nun aber auch ernst und reiflich überlegen, was wir einem solchen Monarchen gegenüber zu thun schuldig sind. Se. k. u. k. apostolistische Majestät Franz Josef I. haben selbst schon beim "Regierungsantritte den wahren, den wirksamsten Weg zur Erfüllung unserer staatsbürgerlichen Berufspflichten mit dem Ausrufe vorgezeichnet: „Wir zählen auf das verständige und aufrichtige Mitwirken unserer Völker durch ihre Vertreter. Wir zählen auf den gefunden Sinn der stets treuen Landbewohner. Wir zählen auf unsere Staatsdiener. Wir zählen auf die Tapferkeit, auf die Treue, auf die Ausdauer unserer Armee." Ohne das selbstständige, freie Denken und Handeln zu beirren, sollen hienach doch eitle Überschätzung, Selbstsucht, Mißgeburten des Ehrgeizes, der Geld- und der Prunksucht ferne bleiben; ungefälschter, ächter Gemeinsinn soll stets das allgemeine Beste im Auge haben und fördern; jeder Staatsbürger, weß Standes, wcß Berufes, Alters und Geschlechtes, soll nach dem kaiserlichen Wahlspruche mit vereinten Kräften, sonach werkthätig zum großen Ganzen mitwirken. Dann, aber eben dann wird der kaiserliche Zielpunkt, der Friede, fertig dastehen und mit ihm die Macht, das Ansehen und die Größe des Reiches und das Glück der Bewohner desselben im Gefolge sein. Der Landeshauptmann von Vorarlberg ruft nun mit aller Macht seines Herzens, mit aller Kraft seiner Überzeugung hinaus in das Land Vorarlberg, hinaus an das Volk von Vorarlberg: Vernehmet, liebe Landsleute! die Stimme unseres allgeliebten Kaisers. Langmüthig erschallt sie schon 28 seit dem Jahre 1848; sie fordert euch auf, mitzuwirken und die mehr und mehr erdrückende Last der Regierung zu erleichtern; sie ruft euch zu: Der Friede sei mit euch. Fluch sei also dem Hader, Fluch dem Zanke; der Friede herrsche unter uns. Auf, Vorarlberger! auf! dem ritterlichen Führer, dem großherzigen Kaiser nach. Muthig, fest entschlossen, geloben wir, helfen wir Se. Majestät zu erobern die Palme des Friedens; es ist auch der rechte Weg zu erringen die Palme des ewigen Friedens. Gott walte es! (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Statthaltereirath v. Schwertling: Hochgeehrte Versammlung! Der Herr Landeshauptmann hat soeben im Namen des Landes Vorarlberg in beredten Worten den Gefühlen Ausdruck gegeben, die das Land für seinen Monarchen hegt, und die gerade am heutigen Tage, am Tage der 25jährigen Regierungsfeier unseres erhabenen Kaisers, so lebhaft hervortreten. Sind Sie überzeugt, meine Herren, daß gerade mich, der ich ja sitzt auch dem Lande Vorarlberg angehöre, das mir lieb und werth geworden ist, sind Sie überzeugt, daß gerade mich diese Kundgebung solcher Gefühle des Dankes und der Liebe außerordentlich erfreut; sind Sie überzeugt, daß ich es mir zur großen Ehre rechne, Dolmetsch dieser.Gefühle bei Sr. Majestät unserem erhabenen Kaiser zu sein. (Bravo.) Landeshauptmann: Wenn keiner der Herren das Wort ergreift, so schreite ich zum Ausbringen von Hochrufen auf Se. Majestät. Se. k. u. k. apostolische Majestät Franz Josef I., der friedfertige Kaiser von Österreich, lebe hoch! (Dreifaches stürmisches Hoch.) Die Sitzung ist geschlossen. Schluß der Sitzung 11 Uhr 45 Minuten. Druck und Verlag von J. N. Teutsch in Bregenz. Vorarlberger Landtag. 4. ((Uilicrordciitliclic) 8lhung am 2. Dezember 1873 unter dem Vorsitze des Herrn Landeshauptmannes Dr. Anton Jussel. Gegenwärtig sämmtliche Abgeordnete mit Ausnahme der Herren: üischof Amberg, Carl Ganaht, Ferdinand v. Gilm, Dr. Anton OeH und Johann Thurnher. Regierungsvertretcr: Herr Statthaltereirath Karl Ritter v. Schwertling. Beginn der Sitzung 11 Uhr 20 Minut. Vormitt. Landeshauptmann: Die Sitzung ist eröffnet. Einziger Gegenstand der Tagesordnung ist das Ausdruckgeben der Wünsche der Bevölkerung für Seine Majestät am heutigen hohen Festtage Oesterreichs. Durch den Landtagsbeschluß am 28. v. M. ist mir die ehrenvolle Aufgabe geworden, diesen Gefühlen-der Bevölkerung des ganzen Landes in der heutigen feierlichen Sitzung Ausdruck zu geben. Ich kann nicht umhin, im Namen der hohen Landesvertretung die Genugthuung auszusprechen, daß sämmtliche Behörden der Landeshauptstadt Bre­ genz sich zu diesem feierlichen Akte als Zeugen eingefunden haben. Ich schreite nun zur Ergreifung des mir von der hohen Landesvertretung ertheilten Wortes. (Sich erhebend.) Hohe Versammlung! Millionen und Millionen Menschenherzen erfreuen sich heute in gehobenster Stimmung und erschöpfen sich in warmen Wünschen um Heil und Segen für unsern allgeliebten Kaiser. Die ganze große Völker-Familie Oesterreichs ist in festlichem Gewände, in freudiger Erregung tief ergriffen von Gefühlen des Dankes, von Gefühlen der Liebe für ihren so edlen, für ihren so liebe­ vollen Landesvater und ergeht sich in sehnsuchtsvollen Hoffnungen für die lange, lange Erhaltung des so theuren Hauptes. 26 Ja in edlem Wettkampfe ringen die Völker Oesterreichs und suchen es sich einander zuvorzu­ thun in Liebe, in Treue, in Anhänglichkeit zu unserm großherzigen Monarchen, zu Sr. Majestät dem Kaiser Franz Josef I. von Oesterreich. Die Landesvertretung von Vorarlberg schaut mit patriotischem Wohlgefallen diesem Wett­ kampfe zu und mit gerechtem Stolze und mit höchster Genugthuung nimmt sie wahr, wie das Volk von Vorarlberg, würdig seiner Altvordern, den edlen Wettkampf mindestens ebenbürtig mit den übrigen Brudervölkern Oesterreichs besteht. Wenn auch Vorarlberg bei seinen Verhältnissen es an Prunk und Glanz der Kundgebungen großen Kronländern nicht gleich zu thun vermag — es leistet in Stadt und Land, in Berg und Thal, was es nur immer kann — aber an Herzlichkeit, an Innigkeit, an Auf­ richtigkeit der Festfreude steht Vorarlberg in vorderster Reihe. So möge denn doch Se. k. k. apostolische Majestät allergnädigst geruhen, die heutigen Hul­ digungen aller Gemeinden, des ganzen Landes Vorarlberg als Pfänder der Treue, der Liebe, der An­ hänglichkeit mit kaiserlicher Huld hinnehmen und die ehrfurchtvollste, wärmste Bitte verstatten, dem treuen, biederen Volke von Vorarlberg auch fürderhin die landesväterliche Liebe und kaiserliche Gnade zu erhalten. Und zur gründlichen Belebung unserer Festfreude lassen Sie uns übergehen zu Betrachtungen über die Grundursachen, warum die Völker Oesterreichs, warum Vorarlberg so treu zu Kaiser und Reich hält, und gehen wir dabei zunächst von dem Lande Vorarlberg aus Das Land vor dem Arlberge war, wie auch die vielen Wappen an den Wänden dieses Saales bekunden, in verschiedene Theile, in verschiedene deutsche Reichs-Lehenherrschaften zerbröckelt, stand daher unter verschiedenen Lehensherren, unter verschiedenen Gesetzen, unter verschiedenen Verwaltungen. Schwer­ erwehrte es sich mit Waffen gegenüber seinen auswärtigen Nachbarn und nur zu oft sah es die eigenen Herrschaften, die eigenen Leute in kriegerischer Fehee unter sich. Als dann diese Herrschaften sämmt­ lich unter die Krone des Hauses Habsburg gelaugt waren, da bildete sich ein Ganzes ; da erstand das Land Vorarlberg und mit der Vereinigung unter einem Landesfürsten erhielt es nach und nach auch gleiche Gesetze, gleiche Verwaltungen und eine eigene ständische Verfassung. Da verbrüderten sich alsbald die Bewohner der verschiedenen Herrschaften; da erwachte, da erstarkte das Gefühl der Zusammengehörigkeit, die Vaterlandsliebe; da lernte der Vorarlberger den Vorarlberger als Landsmann kennen, ehren und schätzen, da schwand der Geist der Absonderung und nahezu spurlos sind kleinliche Rivalitäten gewichen. Auch diese letzten Reste engherziger Anschauung, mögen sie von woher immer kommen, sie müssen schwinden. Durch diese Aenderung der Verhältnisse ist das Land Vorarlberg auch als gleichberechtigtes Glied in die große österreichische Völkerfamilie eingetreten, ist iutegrirender Bestandtheil des großen österreichischen Reiches geworden. Das Land Vorarlberg dankt daher dem allerh. Ka serhaus, - zunächst die Erstehung als selbstständiges Kronland und die Mitangehörigkeit zu einem großen Reiche, zum großen, österreichischen Kaiserreiche. Seit der Zeit, als Vorarlberg unter dem Habsburgischen Scepter steht, hat es auch stets un­ erschütterlich treu zu Kaiser und Reich gehalten, nahm redlich mit Theil an Freude und Leid. Suchen wir nach den Gründen der ganz besonderen Verehrung, des ganz besonderen Ver­ trauens, womit die biedern Völker Oesterreichs an unserem großherzigen Kaiser", Sr. Majestät Franz Josef I. hängen, ein Blick auf Allerhöchstdessen nunmehr 25jährige Regierung zeigt uns reichhaltige Ursachen für diese Thatsache. Ja, in schwere Zeit der Zerfahrenheit fällt der Regierungsantritt vom 2. Dezember 1848. Im Lauffeuer verbreitete sich damals durch das ganze Reich die rührende Kunde, wie der 18jährige österreichische Kronprinz mit wehmüthigem Antlitze von seiner Jugend, von seinen Jugend­ freuden Abschied nahm; und dieses bedeutungsvolle Vorkommniß allein schon bewahrte die Völker Oesterreichs vor banger Sorge, ob wohl so jugendliches Alker und Einsicht einen ausreichenden Schutz­ wall dem Sturmandrängen der Zeit zu bieten vermöchte. Mit Mannesmuth trat Franz Josef I. die 27 Regierung an und verkündete in voller Einsicht der Schwere HöchstseineS Berufes den ängste lichen Völkern: „Groß sind die Pflichten, schwer die Verantwortlichkeit, die die Vorsehung Uns auferlegt, Gottes Schutz wird Uns begleiten." Versöhnung, Frieden, Frieden im Innern, Frieden nach Außen, erklärte Se. Majestät als das Hauptziel der Bestrebungen und die viertelhundertjährige Regierung Sr. Majestät stellt dieses edle Streben in vollem Lichtglanze dar. An der Spitze einer tapfern und treuen Armee reichte Se. k. u.. k. apostolische Majestät stets mit ausgestreckter Hand den Oelzweig, das Symbol des Friedens, den Mächten Europas nach Außen, seinen Völkern nach Innen dar. Durch die unabwendbare Macht der Verhältnisse in Kriege hineingerissen, suchte stets Se. Majestät Franz Josef I. aus Schonung für die Menschheit, aus Schonung für seine Völker baldthunlichst den Frieden. Stets legte Se. Majestät bei so vielen Anlässen das mächtige Wort in die Wagschale des Friedens und vermochte es über sich zu gewinnen im Interesse des allgemeinen Friedens mit aller Selbstbeherrschung auf die edelste Weise zu vergeben, zu vergessen. Im Interesse des Friedens nach Innen verkündete Se. Majestät schon beim Regierungs­ antritte Gleichberechtigung der Völker, wahre Freiheit, gleiches Recht der Staatsbürger vor dem Gesetze und Theilnahme an der Gesetzgebung. Im Interesse des inneren Friedens, eingedenk, daß redliche Arbeit die Fundgrube der Recht­ schaffenheit, der Zufriedenheit, der Genügsamkeit, kurz der Grundstein des Glückes und Wohlstandes der Menschheit ist, war die Regierung Sr. k. u. k. apostolischen Majestät unausg setzt bestrebt, auf Hebung der Laut wirthschaft, auf Flußregulirungen , auf Entsumpfungen, aus Erschließung von Schienen- und anderen Wegen, auf verbesserte Post- und Telegraphen-Einrichtnngen hinzuwirken, dem Kleingewerbe unter die Arme zu greifen und der Erwerbsthätigkeit nach allen Richtungen Quellen zu eröffnen. In der 2bjährigcn Negierungsepoche Sr. Majestät hat Oesterreich nach dieser Richtung wirklib große Tinge zu verzeichnen. Und bei so energischem, bei so beharrlichem, bei so anfopferndem Streben nach dem Frieden, nach dem Frieden nach Außen, nach dem Frieden im Innern, sollte die Weltgeschichte unserem allver­ ehrten Monarchen nicht den ehrenvollen Beinamen des Friedfertigen vindiziren müssen?! Lassen Sie uns nun aber auch ernst und reiflich überlegen, was wir einem solchen Monarchen gegenüber zu thun schuldig sind. Se. k. u. k. apostolistische Majestät Franz Josef I. haben selbst schon beim "Regierungsantritte den wahren, den wirksamsten Weg zur Erfüllung unserer staatsbürgerlichen Berufspflichten mit dem Ausrufe vorgezeichnet: „Wir zählen auf das verständige und aufrichtige Mitwirken unserer Völker durch ihre Vertreter. Wir zählen auf den gesunden Sinn der stets treuen Landbewohner. Wir zählen auf unsere Staaisdiener. Wir zählen auf die Tapferkeit, auf die Treue, auf die Ausdauer unserer Armee." Ohne das selbstständige, freie Denken und Handeln zu beirren, sollen hienach doch eitle Ueberschätzung, Selbstsucht, Mißgeburten des Ehrgeizes, der Geld- und der Pruulsucht ferne bleiben; ungefülschter, ächter Gemeinsinn soll stets das allgemeine Beste im Auge haben und fördern; jeder Staats­ bürger, weß Standes, wcß Berufes, Alters und Geschlechtes, soll nach dem kaiserlichen Wahlspruche mit vereinten Kräften, sonach werkchätig zum großen Ganzen mitwirken. Dann, aber eben dann wird der kaiserliche Zielpunkt, der Friede, fertig dastehen und mit ihm die Macht, daö Ansehen und die Größe des Reiches und das Glück der Bewohner desselben im Gefolge sein. Der Landeshauptmann von Vorarlberg ruft nun mit aller Macht seines Herzens, mit aller Kraft seiner Ueberzeugung hinaus in das Land Vorarlberg, hinaus an das Volk von Vorarlberg: Vernehmet, liebe Landsleute! die Stimme unseres allgeliebten Kaffers. Languiüthiz erschallt sie schow 28 seit dem Jahre 1848; sie fordert euch auf, mitzuwirken und die mehr und mehr erdrückende Last der Regierung zu erleichtern; sie ruft euch zu: Der Friede sei mit euch. Fluch sei also dem Hader, Fluch dem Zanke; der Friede herrsche unter uns. Auf, Vorarl­ berger! auf! dem ritterlichen Führer, dem großherzigen Kaiser nach. Muthig, fest entschlossen, geloben wir, helfen wir Se. Majestät zu erobern die Palme des Friedens; es ist auch der rechte Weg zu erringen die Palme des ewigen Friedens. Gott walte es! (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Statthaltereirath v. Schwertling: Hochgeehrte Versammlung! . Der Herr Landeshauptmann hat soeben im Namen des Landes Vorarlberg in beredten Worten den Gefühlen Ausdruck gegeben, die das Land für seinen Monarchen hegt, und die gerade am heutigen Tage, am Tage der 25jährigen Regierungsfeier unseres erhabenen Kaisers, so lebhaft hervor­ treten. Sind Sie überzeugt, meine Herren, daß gerade mich, der ich ja sitzt auch dem Lande Vor­ arlberg angehöre, das mir lieb und werth geworden ist, sind Sie überzeugt, daß gerade mich diese Kundgebung solcher Gefühle des Dankes und der Liebe außerordentlich erfreut; sind Sie überzeugt, daß ich es mir zur großen Ehre rechne, Dolmetsch dieser.Gefühle bei Sr. Majestät.unserem erhabenen Kaiser zu sein. (Bravo.) Landeshauptmann: Wenn keiner der Herren das Wort ergreift, so schreite ich zum Aus­ bringen von Hochrufen auf Se. Majestät. Se. k. u. k. apostolische Majestät Franz Josef I., der friedfertige Kaiser von Oesterreich, lebe hoch! (Dreifaches stürmisches Hoch.) Die Sitzung ist geschlossen. > Schluß der Sitzung 11 Uhr 45 Minuten. Druck und Verlag von I. N. Teutsch in Bregenz.