18290101_EKTC_Bettelbrief_Pfarre_Eichenberg_an_den_Kaiser

Dateigröße 1.91 MB
Aktenzahl/Geschäftszahl
Letzte Änderung 27.06.2021, 07:59
Gemeinde Eichenberg
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ektc,kirchturmchronik,bettelbrief
Dokumentdatum 1901-12-13
Erscheinungsdatum 1901-12-13
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Inhalt des Dokuments

Euer Majestät In aller untertänigster und tiefster Verehrung bringen die gefertigten Deputierten der katholischen Gemeinde Eichenberg, der Pfarrer und des Landgerichts Bregenz, des Kreises Vorarlberg eine ihren Herzen höchst wichtige Bitte vor den Thron unseres Allergnädigsten Kaisers. Aller untertänigst bitten wir um eine seelsorgliche Expositur auf den Eichenberg der Pfarre und des k.k. Landgericht Bregenz um eine jährliche Dotation für den Seelsorger pro 300 fl. R. W. aus den jährlichen Konten des aufgehobenen Klosters Mehrerau, welches bis zur Aufhebung Patron von Eichenberg der Pfarre Bregenz war, dessen Konten sich jährlich auf circa 12000 fl. belaufen mögen. Manche Orte erhielten Exposituren und Eichenberg ist selber am meisten benötiget, und zwar aus folgenden physischen, moralischen und ökonomischen Gründen: a. Die physischen Gründe dafür bestehen in der 1 ½ bis 2 Stunden weiten und hohen Entfernung von der Pfarrkirche zu Bregenz<, - der Zugang zu dieser ist in der schönsten Jahreszeit immer beschwerlich und steil, dann zur Winterszeit wegen hohem Schnee, Eis und stürmischer Witterung für die zarte Jugend, die alten und gebrechlichen, besonders schwangeren Personen höchst gefährlich und oft gar nicht zu unternehmen. Daraus gehen b. Die moralischen Gründe hervor, daß nämlich diese Pfarrangehörigen von Bregenz, welche in 300 Seelen, in 55 über die Gebirge sehr zerstreut liegenden Häuser bestehen, dem Religionsunterrichte und Gottesdienste sehr oft gar nicht beiwohnen können, und wenn es ihnen auch gelingt in die Pfarrkirche zu kommen, das Bedürfnis der Ruhe und der Erquickung mit Nahrung zu sehr fühlen, als daß sie dem Gottesdienste mit der gehörigen Stimmung beiwohnen könnten, daß die gefährlich und schwer Erkrankten zur Winterszeit beim hohen Schnee immer in der bangen Besorgnis daliegen, der Seelsorger könne gar nicht oder zu spät kommen; - daß die Jugend dem nachmittäglichen Gottesdienste, der Widerholungsschule und so weiter gar nicht beiwohnen kann, auf dem Heimwege sich selbst überlassen, zu Ausgelassenheiten verstalt[?] , bei dunkler Nacht erst heim kommt; daß Eichenberg am äußersten Punkte des von Sekten verrissenen Auslande liegt, wo es nichts braucht als daß sich Einer, als Vorsteher zum Erklärer der Bibel hervor tut, die Leute zur Versammlung in Häuser einladet, wovon wir schon Versuche hatten, und so zum Separatismus verleiten; daß den längern Kranken und Sterbenden der Seelsorger im glücklichen Falle nur die Heiligen Sakramente reichen aber ihren bangen Kümmernissen mit Religionstrost nicht mehr beistehen kann, weil sie zu weit entfernt sind, und die gebieterischen Umstände sehr oft die Ankunft unmöglich machen. c. Als ökonomische Gründe müssen sie nur im Kurzen aufführen: - Die Beschwerlichkeit und Weite des Weges zur Pfarrkirche, welche sie schon um 9 Uhr frühe und folglich die längere Zeit des Jahres bei eitler Nacht durchwandern müssen, fördert Erquickung im Wirtshause, und wollten sie beim Nachmittagsgottesdienste bleiben, wären sie genötiget ein Mittagsmahl einzunehmen, womit für Einzelne und besonders für eine jede Familie Großer Aufwand verbunden ist. Die Länge und Beschwerlichkeit des Wegs die oft raue Witterung und verdorbenen Wege erhöhen den Bedarf der Kleider und Schuhe für jede Familie. – Wegen Beschwerlichkeit und weiter Entfernung zum Gottesdienste haben unsere Güter einen geringen Wert, welcher, wie auch die Kultur der noch öden Güter merklich steigen würde, wenn aus den angeführten Gründen eine beständige Seelsorge da wäre. Alle diese Gründe haben die hochoberkeitlichen aufgestellten Pfarr-Errichtungs Kommissionen von den Jahren 1755 et 56, - dann von 1780, 81 et 1785 als wahr und wichtig eingesehen, und schon in jenen Jahren auch die Errichtung einer eigenen Seelsorge auf dem Eichenberge angetragen. Diese Gründe erklärte als wahr eine am 6ten August 1823 nach Eichenberg abgeordnete k.k. Kommission, und trug auch eine eigene Seelsorge daselbst an.