19690327_EKTC_Pfr-Alfons-Walser

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Letzte Änderung 27.06.2021, 07:57
Gemeinde Eichenberg
Bereich oeffentlich
Schlagworte: ektc,kirchturmchronik
Dokumentdatum 1969-01-01
Erscheinungsdatum 1969-01-01
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Eichenberg 27. März 1969 Da in diesem Monat der Turm neu gedeckt wird und Turm und Knauf neu vergoldet, will ich den bisherigen Schriften auch eine hinzu fügen. Bisher war der Turm einfach mönchisch[?] und schlecht gedeckt. Diesmal wird er mit Lärchenschindeln (aus Brixlegg) vierfach gedeckt und mit einem Imprimierungsmittel (Xylamon Lassur – Mahagoni) behandelt von der gerüstlosen Turmdeckerfirma Walter Zeiner, Osttirol, Dölsach. Kreuz und Knopf werden ebenfalls von ihm mit Blattgold vergoldet. Gleichzeitig muß die Empore neu gestützt bezw. aufgelängt werden, da der äußere Tragbalken in der Mauer abgefault ist. Auch der Volksaltar wird neu errichtet werden um auch in Eichenberg nach Vaticanum II entsprechen zu können. Der Schreiber ist schon im 11. Jahr hier Seelsorger und hat über diese Zeit folgendes zu berichten. An der Kirche wurden bis jetzt circa 800.000 Schilling verbaut. Es wurden neue Türrahmen und Türen eingesetzt (Ferd. Immler), ein neuer Beichtstuhl, an Stelle einer Seitentür (früher waren die offenen Beichtstühle neben dem Hochaltar), die Orgel umgebaut (Orgelbauer Meier, Altenstadt), Innen ausgemalt und im Chor die Gipsstruktur gemacht, die Heizung v. „Accom“ Zürich angeschafft, beim Vorzeichen eine Mauer aufgeführt 1 Dach gedeckt mit Schweizer Falzziegeln und Eternit, Blitzableiter und Dachrinnen, und Mauerentfeuchtung, die alte Kanzel wurde abgetragen dafür ein Ambo errichtet und viele Paramente, Altartücher u.s.w. angeschafft. Auch elektrisches Geläute wurde angeschafft. Näheres in der Chronik! Jetzt den Turmhelm neueindecken, nächstes Jahr den Turm und die Kirche so Gott will und auch die Trögen Kapelle. Das größte aber war der neue Pfarrhof, der mehr als zu 80% von mir selbst finanziert wurde, er kam ebenfalls auf circa 800.000 S zu stehen. Der Plan stammt von mir. Der alte Pfarrhof war sehr baufällig und ungeschickt. Ich hab gleich daneben (nördlich) den Neuen bauen lassen und dann den alten abgebrochen. Die Leute hatten für den Pfarrhof nichts übrig und so habe ich mich um eigene Mittel umgesehen. Ein Großteil bekam ich von 2 alten Leuten (Geschwister Lang auf der Hub) die ihre große Landwirtschaft und wertvollen Wald (12 ha) dem Neffen Stefan gegeben haben, aber von ihm sehr enttäuscht wurden. Sie haben aber, was niemand wusste, noch viel Ersparnisse auf der Bank gehabt und diese dann mir gegeben, wenn ich sie in den neuen Pfarrhof, der ganz bei der 2 Kirche liegt, was für sie wichtig war, zeitlebens aufnehme und für sie sorge. Katharina und Maria Lang haben ihren Schritt noch keine Minute bereut. Meine Köchin und ich haben aber für die Eichenberger eine große Last auf uns genommen. Katharina Lang bei der Übernahme 86 Jahre alt war schon 5 Jahre völlig blind. Dr. Hefel von Dornbirn ein Schulfreund von mir hat sie aber operiert und jetzt sieht sie wieder mit beiden Augen und kann ganze Bücher lesen, was sie auch fleißig tut. Auch sonst habe ich so kleinere Gebrechen (wie ein eingeklemmtes Band) bei beiden wieder in Ordnung bringen lassen. Der neue Pfarrhof ist sehr schön. Bischof Wechner, der 1. Bischof der Diözese Vorarlberg, sagte, er sei der Schönste von ganz Vorarlberg. Zu meiner Zeit hat sich in Vorarlberg eine große Umschichtung vollzogen und ich glaub es ist nur der Anfang einer noch größeren. Vor zehn Jahren waren in Eichenberg außer 2 Lehrkräften und dem Pfarrer 2 – 3 Wegarbeiter, 3 Sennen und 3 der Hebamme, die im Kaplanhaus wohnte, noch alles Bauern. Jetzt gibt es außer den Genannten 3 Wirte, die nicht mehr Landwirtschaft betreiben, 1 Gendarm, der in Lochau Dienst macht und verschiedene Arbeiter, die auswärts arbeiten. Auch ein Apartmenthaus mit 6 Wohnungen, viele Wochenendhäuser und eine ganze Reihe von Häusern, die Bürgern der deutschen Bundesrepublik gehören, wurden auf unserem Gemeindegebiet erbaut. Vor einigen Jahren gingen noch alle Kinder in Eichenberg in die Schule, jetzt gehen 30 nach Lochau oder Bregenz. Auch in die Lehre fahren jetzt jeden Tag etwa ein Dutzend Burschen und Mädchen, was sehr zu begrüßen ist. Früher war keine Fahrtmöglichkeit und man mußte zu Fuß gehen, jetzt hat Wolfgang Hehle einen regelmäßigen Busverkehr eingerichtet. Die Bundes-Post will auf der steilen Straße nach Eichenberg keinen Busverkehr einricht[en]. Erst wenn die schon geplante neue Straße fertig ist, wird auch die Post an Eichenberg denken. Vor 10 Jahren waren in Eichenberg etwa 4 PKW. Heute sind in jedem 4 Hause PKW, Traktor, fast überall Bad und sehr viel Maschinen aller Art. Natürlich wird auch der Volkscharakter im Lauf der Jahre geändert und auch das religiöse Leben leidet darunter. Auch die Spendefreudigkeit ist zurück gegangen, man braucht ja das Geld für den Komfort. Früher war es noch leichter für die Kirche noch etwas hereinzubringen als heute. Aber eines muss man sagen für Bruder in Not Entwicklungshilfe und Missionen geben die Leute bis jetzt noch reichlich. Auch haben wir voriges Jahr seit Dürr Bernhard, also seit 63 Jahren, mit Hehle Herbert, Moos, wieder die erste Primiz gehabt. Nächstes Jahr werden wir wieder eine haben. Rädler Peter v. Fallenberg, der älteste von 13 Geschwistern, bereitet sich auf das Theologiedoktorat vor, er ist bereits im 12. Semester. Auch in Wien haben wir einen Theologen, Josef Böhler v. der Mühle, der letztes Jahr bei den Salvatorianern das Noviziat gemacht hat. Auch im Aufbaugymnasium Stams im Tirol und im „Marianum“ Bregenz sind Buben und danken mal jetzt noch daran Priester zu werden. Also besteht gute Hoffnung, daß noch mehr 5 Priester aus Eichenberg kommen. Das Schulhaus Eichenberg wurde vor 5 Jahren auch neu gebaut, der Bau ist aber nicht glücklich ausgefallen, das lag wohl am damaligen Vorsteher Josef Mager. Das alte Schulhaus verkaufte die Gemeinde an Finanzrat Oerlinds von Aachen. Als der Mesner Gebhard Immler zu Beginn dieses Jahres in sein neues Haus neben dem Pfarrhaus umzog, verlangte der H.[err] Finanzrat, daß der untere Stock (wo bisher der Mesner wohnte und auch seinen Verkaufsladen hatte und ebenso 3 Kühe im Stall) in Stand gesetzt werde (Trockenlegung usw.) und vom Stall zum Haus eine Feuerwand errichtet werde u.a. mehr. Und da Haus und Stall in einem schlechten Zustand waren und viel Geld zur Instandsetzung erfordert hätten, wurde die bisherige Mesnerwohnung an den Finanzrat verkauft um 110.000 S. Mit Genehmigung der bischöflichen Behörde aber mit der Auflage, daß das Kaplanhaus später zu einer Mesnerwohnung ausgebaut werde. Der Kauferlös wird gegenwärtig zum größten Teil für die Kirche verwendet. 6 Brand war in den letzten zehn Jahren einer. Der Hof auf der Stegen brannte an einem Sonntag 10 Uhr abends nieder. Wahrscheinlich durch einen hießen Tauchsieder, den ein Kind in einen Kasten versorgte. Gebaut wurde sehr viel, außer den schon genannten Häusern, das Café Fernblick, das an Stelle des 1945 abgebrannten (wahrscheinlich von einer aus Russland während des Krieges (39-45) deportierten Magd angezündet) Wohnhauses von Jakob Hehle 1958 erbaut wurde. Lothar Hehle, der Adoptivsohn d. I. M., errichtete das Gasthaus und das mit 6 Wohnungen ausgestattete Gästehaus weiter unten. Dann ein geräumiges Ferienhaus von Dr. Heiland, Chefarzt der Kinderklinik Scheidegg. Auf dem gleichen Grundstück ein Haus von einem Augsburger, der wieder verkauft an DDr. Ruß, Besitzer der Vorarlberger Nachrichten, des größten Blattes von Vorarlberg, und das Haus des damaligen Jagdpächters, eines deutschen Ingenieurs, der unter dessen aber wieder verkaufte. Auf der Ruggburg ebenso 2 neue Häuser, beide Besitzer deutsche Bundesbürger. Ein großes Fremdenhaus wird gegenwärtig in Lutzenreute gebaut von Edi Kienreich, Schwiegersohn des I. Baldauf, 7 Gastwirt in Lutzenreute, ehemals Konrad Gorbach. N.B. Das Gasthaus Ruggburg wurde abgebrochen und im neuen Haus keine Wirtschaft eröffnet. Das Haus neben der Sennerei Lutzenreute, Besitzer Eugen Immler, Sohn des Ferdinand Immler, fast alles neu und sehr schön gebaut. Neu gebaut hat auch Ferdinand Immler, der Bruder des Obigen, Schreinermeister, ebenfalls sehr schön. Auf Gorbachen wurde neu und groß gebaut. In der Sennerei Hinteregg, ein Wohnhaus auf der Halden von Alfons Feßler. In Jungholz Hans Vogler und Josef Halder, auf der Hub Stefan Lang und in Moosegg Heidegger ein schönes Gasthaus, nachdem das gepachtete Bauernhaus vor einigen Jahren abgebrannt ist. Neue Ställe hat in den letzten Jahren fast das ganze Dorf gebaut mit ganz wenigen Ausnahmen. Man will eben mit der Zeit gehen und modern sein, wenigstens was den Stall betrifft. Neu gebaut wurde auch das Wohnhaus des Alois Rädler im äußersten Dorf gegen 8 Lutzenreute und das Haus des Josef Gorbach, das vom Stall getrennt aufgestellt wurde. Es schaut so aus, daß auch in nächster Zeit noch viel gebaut wird. Aber die Leute geraten mit dem Bauen auch immer mehr in Schulden, denn das Bauen ist teuer, die Löhne hoch und der Holz- und Milchpreis hält nicht Schritt, ja wird kleiner. Der Straßenbau ist in den letzten Jahren sehr vorangetrieben worden, überall wurden Güterwege gebaut und auch die Straße von Lochau und Eichenberg soll jetzt neu angelegt und 5 m breit werden. Durch das Dorf ist sie bereits fertig. Bis zur Kirche ist es jetzt schon Landesstraße und das Land soll die Straße bis zur Grenze von Möggers übernehmen. Heuer wurde auch zu Fallenberg und Hof ein schöner Güterweg gebaut und von Lutzenreute bis Möggers während der Güterweg durch den Fürberg bis Eichenberg zum Teil geteert wurde. 9 Das wären so einige Dinge, die mir gerade eingefallen sind. Näheres ist in der Chronik zu finden, die im Pfarrheim aufbewahrt wird. N.B. Habe heute erfahren, daß der „Ecce Homo“ aus der Bischofskapelle, ehemals aus der Kapelle in Eichenberg, jetzt im Vorarlberger Landesmuseum sei. Alfons Walser, Pfarrer geb. 28.7.1913 in Gisingen im 31. Priesterjahr und im 11. Jahr als Pfarrer von Eichenberg am 28. März 1969 j 10