[-1-] Niederschrift aufgenommen in der Kanzlei der Marktgemeindevorstehung Schruns am Samstag den 7. Jänner 1935 unter dem Vorsitze des Herrn Standesrepräsentanten Franz Wachter Mit Einladung vom S. Jänner 1933 Zl. 1/1-St. wurde auf heute, Samstag den 7. Jänner 1933, vormittags 9 Uhr, eine Standesvertretungssitzung anberaumt, zu welcher 3 Standesvertretungsmitglieder erschienen sind. Nicht anwesend waren die Vertreter der Gemeinden Lorüns und Stallehr. Nach Eröffnung der Sitzung und dem Erklären der Beschlussfähigkeit durch den Herrn Vorsitzenden wird das Protokoll der letzten Sitzung vom 19. November 1932 in Vorlage gebracht. Die Genehmigung und Unterzeichnung erfolgt ohne vorherige Verlesung, da jede Gemeinde bereits mit einer Durchschrift zum Amtsgebrauche beteilt, der Sitzungsbericht im Montafoner Gemeindeblatt veröffentlicht wurde und daher die Herren Standesvertreter vom Inhalte in Kenntnis sind. - Einwendungen wurden keine vorgebracht. Der Herr Vorsitzende teilt mit, dass am 29. Dezember 1932 in Vandans Herr Altgemeinde-Vorsteher und Mitglied der Standesvertretung für Montafon Franz Josef Bitschnau gestorben ist. Er hält dem Verstorbenen einen ehrenden warmempfundenen Nachruf, schildert ihn in seiner mehr als 30jährigen Tätigkeit als Gemeindevorsteher von Vandans und Standesvertretungsmitglied von Montafon als ausgezeichneten, gewissenhaften und arbeitsfreudigen Vertreter, der sich immer für die Interessen seiner Gemeinde und der Talschaft Montafon mit überlegender Ruhe und grosser Sachkenntnis wärmstens einsetzte. - Zur Ehre seines Andenkens erheben sich die Versammelten von ihren Sitzen. Sodann wird in die Beratung der vorliegenden Tagesordnung eingegangen. Gefasst wurden folgende Beschlüsse: 1.) Mit 31. Dezember 1932 ist der Pachtvertrag über die dem Stande Montafon gehörende Alpe und den Maisäas Valisera im Gargellentale abgelaufen. Durch die Kundmachung der Standesrepräsentanz vom 7. Dezember 1932 Zl. 165/1 -St. wurde die Neuverpachtung ausgeschrieben und zur Einbringung der schriftlichen Offerte Termin bis 20. Dezember 1932 gestellt. Eingegangen sind 4 Offerte. Nach Kenntnisnahme der Pachtanbote wird nach erfolgter eingehender Aussprache einstimmig beschlossen, das Offert der Gebrüder Berthold, Bauersleute in Schruns HNr. 132, anzunehmen und mit ihnen gemäss den aufgestellten Pachtbedingnissen in ein Vertragsverhältnis zu treten. Mit der Durchführung dieses Beschlusses wird der Herr Standesrepräsentant betraut. 2.) Der Pachtvertrag, über die Eigenjagd Valisera des Standes Montafon ist mit 20. Dezember 1932 abgelaufenen einer Wieder Verpachtung im öffentlichen Versteigerungswege ist der Stand Montafon dann nicht interessiert, wenn der bisherige Pächter, Herr Albert Hofmann/Zürich, eine Verlängerung des Vertragsverhältnisses auf weitere 5 Jahre wünscht. Es wird beschlossen, den Herrn Standesrepräsentanten zu bevollmächtigen mit Herrn Hofmann in diesbezügliche Verhandlungen zu treten. Über das Verhandlungsergebnis ist bei der nächsten Sitzung Bericht zu erstatten. 3.) Im Besitze der Eheleute Heinrich Berger und Frieda geb. Sahler in Partenen befinden sich einige Grundparzellen, welche für Zwecke der Arrondierung des Standesbesitzes in Partenen wertvoll sind. Die Erhebungen ergaben, dass die in Frage stehenden Grundstücke verkäuflich [-2-] sind und nach der Schätzung, durch Gemeindeorgane von Gaschurn einen Wert Ton S 2.000.-- dar stellen. Dem Angebot der Eheleute Berger zufolge sind diese bereit, um diesen Betrag die Grundstücke dem Stande Montafon abzutreten. Es wird hierauf einstimmig beschlossen, diese Grundstücke zu erwerben und zur Bezahlung des Kaufpreises den von den Vorarlberger Illwerken in Bregenz geleisteten Ablösebetrag von S 2000.— für die Verzichtleistung des Standes Montafon auf das Holzdienstbarkeitsrecht auf der Alpe Tschambreu zu verwenden. 4.) Das Statut für den Alpweg "Henga-Christberg-Wasserstuben" in Silbertal wird mit dem Zusätze zustimmend zur Kenntnis genommen, dass der § 11 desselben eine Ergänzung und Auslegung erfährt, nach der die Wegbenützung in Notfällen auch mit Wagen erfolgen darf, selbstverständlich aber unter voller Haftung des Wegbenützers für allfällige angerichtete Schäden. 5.) Dem Ansuchen des Hermin Tschanun/Gaschurn um Erteilung der Bewilligung, über ein Stück Standesgrund freihängend eine Telefonleitung von Gaschurn nach dem Versailhause errichten zu dürfen, wird unter folgenden Bedingungen bewilligt: An den Forstkulturen und am Grundbesitz darf durch die Erstellung und Erhaltung dieser Leitung kein Schaden erwachsen. Die Holzbringung darf den Bezugsberechtigten in keiner Weise erschwert werden. Für allenfalls durch die Holzbringung an der Leitung entstehende Beschädigungen kann weder der Stand Montafon noch die bezugsberechtigte Partei haftbar gemacht werden. Diese Bewilligung wird bis auf weiteres erteilt. 6.) Das Ansuchen der Rosa Frast/Bartholomäberg um Erteilung der Verkaufsbewilligung für 15 rm3 Abbruchholz wird zur Vornahme weiterer Erhebungen vertagt. 7.) Das Ansuchen des Albert Netzer/Tschagguns um Nachlass des berechneten Zinses aus der verspätet vorgenommenen Bezahlung einer Holzrechnung wird abgelehnt. 8.) Das Ansuchen des Bitschnau August in/Bartholomäberg HNr. 196/197 um Ablösung des Brunnenröhrenbezugsrechtes kann aus Gründen der Präjudiz nicht bewilligt werden. Dagegen erklärt sich die Standesvertretung in Würdigung des ganz besonders gelagerten Falles bereit, dem Gesuchssteller ausnahmsweise ein Darlehen von S 200.—- jährlich mit 5% zu verzinsen, auf die Dauer von 2 Jahren zu gewahren. 9.) Der Beschluss der Konkurrenzstrassenverwaltung Bludenz - Partenen vom 27. Dezember 1932 Pkt. 3 der Tagesordnung, betreffend Einstellung des Kraftwagenverkehres auf der Strassenstrecke Bludenz-Schruns, wird nach Kenntnisnahme der Begründungen und nach längerer, eingehender Aussprache zustimmend zur Kenntnis genommen. 10.) Auf Grund des Berichtes der Gemeindevorstehung St. Gallenkirch vom 16. November 1932 Zl. 83/2 wird beschlossen, die zum Kaufe angebotenen 3 Mähder im "Gufel", Gemeinde St. Gallenkirch, um die Anbotssummen für den Stand Montafon zu erwerben. 11.) Der Bericht des Standesvertreters Herrn Gemeindevorsteher Schappler von Vandans über die Schwierigeiten der Holzbringung aus dem Garsillnerwald in Vandans wird zur Kenntnis genommen. Zur Frage der Anlegung eines Holzbringungsweges soll im kommenden Sommer Stellung genommen werden. Standesrepräsentanz für Montafon Schruns, am 10. Jänner 1933 Der Standesrepräsentant: [Unterschrift der Standesvertreter]