19990309_FF_020

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Aktenzahl/Geschäftszahl 004-4
Letzte Änderung 23.05.2021, 15:09
Gemeinde StandMontafon
Bereich oeffentlich
Schlagworte: forstfonds,standmontafon
Dokumentdatum 1999-03-09
Erscheinungsdatum 1999-03-09
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Inhalt des Dokuments

-1- STAND MONTAFON-FORSTFONDS NIEDERSCHRIFT Aufgenommen am 09. März 1999 im Sitzungssaal des Standes Montafon anläßlich der 20. Sitzung der Forstfondsvertretung in der laufenden Legislaturperiode. Aufgrund der Einladung vom 01. März 1999 nehmen an der auf 15.00 Uhr einberufenen Forstfondssitzung teil: Standesrepräsentant Dr. Erwin Bahl, Schruns; Bgm. Rudolf Lerch, St. Anton (bis 17.15 Uhr); Bgm. Fritz Rudigier, St. Gallenkirch; Bgm. Guntram Bitschnau, Tschagguns (bis 17.50 Uhr); Bgm. Martin Vallaster, Bartholomäberg; Bgm. Heinrich Sandrell, Gaschurn; Bgm. Willi Säly, Silbertal; Bgm. Burkhart Wachter, Vandans (bis 17.10 Uhr); Betriebsleiter Dipl. Ing. Hubert Malin Schriftführer: Standessekretär Mag. Johann Vallaster Der Vorsitzende eröffnet um 15.00 Uhr die Forstfondssitzung, begrüßt die vollzählig anwesenden Forstfondsvertreter und stellt gemäß Standesstatut die Beschlussfähigkeit fest. Dem Antrag des Vorsitzenden um Aufnahme eines weiteren Tagesordnungspunktes wird stattgegeben, zur Erledigung steht somit nachstehende TAGESORDNUNG 1. Genehmigung der Niederschrift über die 19. Sitzung vom 15.12.1998; 2. Umsetzung Projekt „Biomasse - Kapital im heimischen Kreislauf mit Dipl. Ing. Punzenberger/Zielformulierung für den langfristigen Einsatz der Biomasse in der Talschaft unter besonderer Berücksichtigung der Bewirtschaftung der Standeswaldungen; 3. Wintersichere Zufahrt in das Hochmontafon - Verfassung einer Resolution (Erweiterung der Tagesordnung); 4. Allfälliges; -2- Erledigung der Tagesordnung: Pkt 1.) Die allen Forstfondsvertretern übermittelte Niederschrift der 19. Forstfondssitzung vom 15. Dezember 1998 wird in der vorliegenden Fassung ohne Ergänzungen einstimmig genehmigt und unterfertigt. Pkt. 2.) Der Vorsitzende begrüßt DI Hans Punzenberger von Schoppernau, welchem der Auftrag zur Ausarbeitung des Projektes „ Biomasse - Kapital im heimischen Kreislauf erteilt wurde, mit welchem in erster Linie in Hinblick auf die Bewirtschaftung der Standes Waldungen auch die Nutzung der Biomasse in der Talschaft als ein Zweig der erneuerbaren Energien verstärkt forciert werden soll. Von DI Punzenberger wird anhand von Overheadfolien sehr ausführlich und umfangreich über die Gesamtproblematik der Klimaerwärmung, in erster Linie verursacht durch den vermehrten CO2 - Ausstoß, informiert. Nicht zuletzt auch auf Grund der Ereignisse im Februar im gesamten Alpenraum durch die verstärkten Schneefälle und die damit verbundenen Lawinenkatastrophen gewinnt die Problematik insgesamt an Aktualität. Im Verlaufe des Referates wird vom Betriebsleiter ausführlich ein erster Bericht über die Lawinenabgänge in den Standeswaldungen informiert und dazu mittels Dias die ersten Eindrücke zu den Lawinenabgängen in den Standeswaldungen vorgeführt. Nach einer ersten Grobschätzung dürften in den Standeswaldungen ca. 3000 fm Lawinenholz und in weitere Folge durch Schneebruch und Windwurfholz zusätzlich ca. 7000 fm Schadholz angefallen sein. Der Betriebsleiter weist auf die dringende Notwendigkeit einer raschen Aufarbeitung zur Vermeidung von weiteren Waldschäden durch Käferbefall hin, wobei aufgrund des großflächig verteilten Schadholzanfalles und der in vielen Bereichen fehlenden Erschließungsmöglichkeit besondere Schwierigkeiten auf den Forstbetrieb zukommen werden. Die weiteren Erhebungen und Abklärungen mit Behördenvertretern und Akkordanten sind in den nächsten Wochen vorzunehmen. Einige wesentliche Kernaussagen aus den Ausführungen von Dipl. Ing. Punzenberger werden nachfolgend kurz zusammengefaßt wieder gegeben: Untersuchungen von Eisbohrkernen haben aufgezeigt, dass in den letzten 160.000 Jahren ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Temperatur auf der Erde und dem Gehalt der Atmosphäre an Kohlendioxid und Methan besteht. Deren Konzentrationen waren noch nie so hoch wie heute: • gegenwärtige CO2-Konzentration 353 ppm • CO2-Konzentration zu Beginn der industriellen Revolution 280 ppm (ppm = parts per million) Befinden sich die Wasserkreisläufe im Gleichgewicht, so existiert ein regelmäßiger Zyklus zwischen der Verdunstung über dem Meer und den Niederschlägen über dem Festland. Wärme und Feuchtigkeit bewirken eine Änderung des spezifischen Gewichtes der Luftschichten (Kaminwirkung) und fuhren zu: -3- • Beschleunigung der Ausgleichsströmungen in Form von höheren Luftgeschwindigkeiten und stärkeren Stürmen • größere Wassermengen in gleicher Zeiteinheit und damit höhere Erosionskräfte und Abflußspitzen mit Muren, Lawinen und Hochwasser Nach dem IPCC 1998 (Intergouvernmental Panel on Climate Change, UNO) vergrößert eine mittlere Temperaturerhöhung um 1, 65° C die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen, Dürren und Starkniederschlägen um den Faktor 25 ! Um die CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu stabilisieren, benötigt es eine Reduktion um 80% des derzeitigen Verbrauches - das Torontoziel liegt bei 13%! Die Folgen nach IPCC sind: • schwindende Gletscher (Ansteigen der Schneegrenze im Winter) • höhere Niederschläge (weniger Schönwetterperioden) • extreme Wetterlagen (Windwurf, Hochwasser, Muren, Lawinen) • wandernde Fauna (Abwandern einzelner Tierarten) • Wandel in der Fauna (neue Zusammensetzung der Pflanzen, stärkerer Schädlingsbefall) • Folgen für die Gesundheit (Kreislauf, Ozon, Malaria) • höherer Meeresspiegel (Überschwemmungen und Völkerwanderungen) Bei Annahme eines nur 1%-igen Verlustes der Schutzwaldfunktion und deren Sicherstellung durch technische Maßnahmen (harte Verbauung) müßte bei einer Schutzwaldfläche lt. Kataster im Montafon von 12.535 ha und Verbauungskosten lt. Erfahrungswerten von 8 Mio/ha ein Gesamtfinanzierungsvolumen von 1.002, 8 Mio. Schilling (!) aufgebracht werden. Im Verlaufe der ausführlichen Diskussion wird verschiedentlich der von der Wissenschaft vermutete und teils auf Basis von Messungen schon recht deutlich nachgewiesene Zusammenhang zwischen Veränderungen im Weltklima und des Auftretens von Naturkatastrophen in Zweifel gezogen, wobei andererseits aber die vom Menschen verursachte Zunahme des CO2 - Ausstoßes einfach als Tatsache gegeben ist. Von den Standesbürgermeistern wird die Notwendigkeit zur verstärkten Nutzung der Biomasse grundsätzlich nicht in Frage gestellt, wobei man sich bewußt ist, daß auf Grund der momentan gegebenen Preissituation die Konkurrenzfähigkeit von Biomasse bzw. von erneuerbaren Energien insgesamt gegenüber den fossilen Brennstoffen nicht gegeben ist und allein unter diesem Aspekt diese Nachteile ohne entsprechende steuernde Eingriffe durch die Politik nicht beseitigt werden können. Man ist sich durchaus der Verantwortung bewußt, wonach auch im regionalen Bereich nicht zuletzt durch die öffentlichen Haushalte in Zukunft diese Verantwortung zur Nutzung der heimischen Biomasse verstärkt wahrzunehmen ist, zumal von den weltweiten Klima-Konferenzen in der Vergangenheit eine Lösung dieses Problematik alles eher als zu erwarten ist. Es sind durchaus auch regionale Aspekte wie Schutzwalderhaltung, Wertschöpfung in der Region und Arbeitsplatzsicherung als wesentliche Faktoren in diese Überlegungen einzubeziehen. Zusammenfassend wird festgehalten, dass die weitere Zielformulierung für die Umsetzung des Projektes „Biomasse - Kapital im heimischen Kreislauf demnächst im Rahmen einer weiteren Sitzung mit den Bürgermeistern erfolgen soll. -4- Pkt. 3.) Vom Vorsitzenden wird auf die witterungsbedingt notwendigen Staßensperren in das Hochmontafon im Verlaufe des Februars verwiesen, durch welche leider enorme Imageschäden wie auch betriebswirtschaftliche Schäden für die betroffene Region und Talschaft insgesamt verbunden sind. Von den Standesbürgermeistern wird einstimmig die dringende Forderung an die Landes- u. Bundesstellen erhoben, in Anbetracht dieser Situation den wintersicheren Ausbau der Bundesstraße B188 vor allem in den gefährdeten Bereichen Bödmenstein in Tschagguns, Badmunt-Lawine in St. Gallenkirch und Verbindung Gaschurn - Partenen mit allem Nachdruck zu fordern und entsprechende Eingaben sowohl an den Bundeskanzler, den Wirtschaftsminister, den Verkehrsminister und an den Landeshauptmann zu richten. Die Notwendigkeit der Straßensperren hat klar aufgezeigt, daß neben enormen wirtschaftlichen Schäden auch ein gewaltiger Imageverlust für die Tourismusregion Montafon verbunden ist, zumal langfristig auch Nachwirkungen im Buchungsverhalten der Gäste vor allem in Hinblick auf eine gesicherte An- und Abreise bei extremen Witterungssituationen zu erwarten sind. Es kann nicht angezweifelt werden, daß durch länger andauernde Straßensperren die eingeschlossenen Gäste auch psychologisch einer starken Streßsituation ausgesetzt sind und teils auch panikartige Reaktionen ausgelöst werden. Bgm. Sandrell spricht in diesem Zusammenhang die Verantwortung der Vlbg. Illwerke für die Talschaft an, zumal durch die Straßensperren zwischen Gaschurn und Partenen auch für den Betrieb der Kraftwerksanlagen Probleme verbunden waren und unter diesem Aspekt der Personalabbau im Unternehmen neu überdacht werden muß. Zusammenfassend wird einstimmig beschlossen, bei den Bundes- u. Landespolitikern den wintersicheren Ausbau der Bundesstraße B 188 in den gefährdeten Bereichen zu fordern und die Politiker zu ersuchen, raschestmöglich die nötigen Maßnahmen in die Wege zu leiten. Pkt. 4. - Allfälliges: Keine Wortmeldungen. Ende der Sitzung: 18.00 Uhr Schruns, 11. März 1999 Schriftführer: Forstfondsverwaltung: